Aufbau und Inhalte des Medizin Studiums
Das Medizin Studium teilt sich in zwei Abschnitte: den vorklinischen Teil und den klinischen Teil. Der vorklinische Teil bildet das Grundlagenstudium. In den ersten vier Semestern werden hier natur- und sozialwissenschaftliche Grundlagen gelegt. Biologie, Biochemie, Chemie, Anatomie, Physiologie oder Psychologie stehen auf dem Lehrplan. „Lehrplan“ ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn das Studium ist relativ strikt vorgegeben.
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Viele Auswahlmöglichkeiten hast du gerade zu Beginn eher nicht. Geregelt ist der Ablauf in der deutschlandweit gültigen Approbationsordnung, die festlegt, welche Kurse in welchem Semester zu absolvieren sind. Zum vorklinischen Teil gehört außerdem ein dreimonatiges Pflegepraktikum in einem Krankenhaus, das du in drei Blöcken absolvieren kannst.
Abgeschlossen wird das „Grundstudium“ mit dem allseits gefürchteten Physikum, dem 1. Staatsexamen. Diese Zwischenprüfung setzt sich aus mündlichem und schriftlichem Teil zusammen, in denen du 600 Multiple-Choice-Fragen beantworten musst. Das Ergebnis geht zu einem Drittel in die Gesamtnote ein – halbherzig solltest du da also nicht rangehen.
Hast du das Physikum bestanden folgt der klinische Teil des Studiums, der für sechs Semester angesetzt ist. Der widmet sich den tatsächlichen medizinischen Bereichen: Humanmedizin, Dermatologie, Chirurgie, Neurologie etc. Ab jetzt verbringt man mehr und mehr Zeit in der Klinik und weniger auf dem Campus. Das Medizin Studium ist generell in den vergangenen Jahren praxisorientierter geworden. So wirst du mehr direkt vom Arzt lernen oder Skill-Lab-Kurse belegen
Außerdem steht die Famulatur auf dem Programm, ein insgesamt viermonatiges Pflichtpraktikum. Das setzt sich zusammen aus 30 Tagen in der ambulanten Patientenversorgung (oder in einer Praxis), 60 Tagen in einem Krankenhaus und 30 Tagen nach Wahl.
Nach 10 Semestern Studium folgt das praktische Jahr (PJ), in dem man im Krankenhaus quasi als Arzt arbeitet. Dieses Jahr ist dreigeteilt: ein Drittel in der inneren Medizin, ein Drittel in der Chirurgie und ein Drittel in einem Bereich, den du selbst wählen kannst.
Nun ist es Zeit für das 2. Staatsexamen, das nicht umsonst Hammerexamen genannt wird. Es ist die „Hammerversion“ des Physikums und setzt sich ebenfalls aus einem mündlichen und einem schriftlichen Teil zusammen. Die Note geht zu zwei Dritteln in die Gesamtnote ein. Es ist die letzte Prüfung, bevor du dein Medizinstudium abgeschlossen hast. Im Anschluss kannst du noch deinen Doktor machen. Das ist nicht nötig, um als Arzt zu praktizieren, aber wird von einigen angehenden Medizinern angestrebt.
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Medizin studieren: Praktika und Auslandssemester
Ein Medizin Studium folgt nicht dem Bachelor- und Mastersystem der Bologna Reform. Du sammelst keine ECTS, sondern Scheine. Deswegen gestaltet sich ein Auslandssemester etwas schwieriger als bei einem genormten Studiengang, da es bei der Anerkennung Probleme geben kann. Es empfiehlt sich, entweder einen Teil der Famulatur oder des Praktischen Jahres im Ausland zu absolvieren – oder einen Forschungsaufenthalt im Zuge deiner Doktorarbeit. Du wirst dabei jedoch im medizinischen Bereich arbeiten und eher weniger das studentische Leben kennenlernen.
Du kannst auch ein Auslandssemester mit ERASMUS+ absolvieren. Hierbei ist jedoch die Auswahl im Bereich Medizin limitierter und die Anerkennung von erbrachten Leistungen kann sich schwierig gestalten. Du solltest dir vorher überlegen, was dir wichtiger ist: Das Medizinstudium möglichst schnell durchzuziehen oder eine Auslandserfahrung mitnehmen mit der Gefahr, wenig bis keine Leistung anerkannt zu bekommen.
Voraussetzungen und Zulassungsbeschränkungen für ein Medizin Studium
Nach wie vor ist Medizin eines der Fächer, in die man am schwersten reinkommt. Der Numerus Clausus liegt, je nach Jahrgang, zwischen 1,0 und 1,4. Voraussetzung um Medizin studieren zu können ist die allgemeine Hochschulreife.
Die Vergabe erfolgt zentral über hochschulstart.de. Dabei werden 20% der Plätze über die Abiturnote verteilt, 20% über die Wartesemester und 60% dürfen die Universitäten selbst regeln. Oft gibt es darüber hinaus noch eine Aufnahmeprüfung oder du musst praktische Erfahrung nachweisen.
Wo kann ich Medizin studieren?
(Human-)Medizin studieren kannst du aktuell an folgenden staatlichen Universitäten in Deutschland (alphabetisch nach Städten geordnet):
A
RWTK Aachen
Universität Augsburg
B
Humboldt-Universität Berlin
Ruhr-Universität Bochum
Universität Bonn
D
Technische Universität Dresden
Universität Duisburg-Essen
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
E
Friedrich- Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
F
Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main
Universität Freiburg
G
Justus-Liebig-Universität Gießen
Georg-August-Universität Göttingen
Universität Greifswald
H
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Universität Hamburg
Medizinische Hochschule Hannover
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
J
Friedrich-Schiller-Universität Jena
K
Christian-Albrechts-Universität Kiel
Universität Köln
L
Universität Leipzig
Universität Lübeck
M
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Johannes-Gutenberg-Universität Mainz
Universität Mannheim
Philipps-Universität Marburg
Technische Universität München
Ludwig-Maximilians-Universität München
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
O
Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg
R
Universität Regensburg
Universität Rostock
S
Universität des Saarlandes
T
Eberhard-Karls-Universität Tübingen
U
Universität Ulm
W
Universität Witten-Herdecke
Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Was tun, wenn ich nicht für das Medizinstudium angenommen werde?
Medizin studieren ist dein Traum, doch dein Notenschnitt ist nicht gut genug und du wirst einfach nicht für einen Studienplatz in Deutschland angenommen? Folgende Möglichkeiten gibt es, dennoch an einen Studienplatz zu gelangen:
- • Studieren an einer privaten Uni in Deutschland: bei privaten Universitäten wird nicht nach NC ausgewählt, sondern du musst eine relativ hohe Studiengebühr entrichten, zum Beispiel an der Universität Witten/Herdecke, Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Paracelsus-Universität Nürnberg, Kassel School of Medicine
- • Wartesemester überbrücken: zum Beispiel mit einer Ausbildung im medizinischen Bereich, so sammelst du schon berufliche Erfahrung und verdienst bereits Geld, jedoch je nach Schnitt relativ lange Wartezeit
- • Medizin im Ausland studieren: meist ohne NC, Wartesemester oder teure Gebühren möglich, z.B. an der Semmelweis University Budapest (Ungarn), Universität Ermland-Masuren (Polen), Medizinische Universität Wien oder Lithuanian University of Health Sciences, oft werden eine Aufnahmeprüfung und Sprachkenntnisse gefordert
- • Bundeswehr: jedes Jahr circa 250 Plätze an Hochschulen, kein NC, keine Wartezeit, aber Bewerbungsverfahren durch umfangreichen Assessmentcenterverfahren, finanzielle Unterstützung während Studium, aber Verpflichtung zu 17-jähriger Tätigkeit bei Bundeswehr
Karrierechancen als Mediziner
Der Arztberuf im Krankenhaus oder in einer Praxis erklärt sich von selbst. Aber auch darüber hinaus gibt es eine Menge Jobs für Mediziner: Medizinische Dienste, Kranken- und Pflegeversicherungen, humanitäre Einrichtungen, Expertentätigkeiten und natürlich Forschungs- und Lehrberufe. Wer sich den stressigen Alltag eines Stationsarztes nicht antun möchte, findet auch darüber hinaus viele Möglichkeiten.
Lesetipp: In diesem Artikel findest du alternative Jobmöglichkeiten nach dem Medizinstudium.
Gehaltaussichten nach dem Studium
Chefärzte sind eine der bestverdienenden Berufsgruppen in Deutschland mit einem Gehalt von über 11.000€ im Monat, bei Assistenzärzten sind es rund 5.000€ im Monat. Aber natürlich verdient nicht jeder Arzt und jede Ärztin gleich viel. Das durchschnittliche Gehalt einer Ärztin liegt bei rund 90.000€ im Jahr, also rund 7.500€ im Monat, je nach Berufserfahrung und Position. Da hat sich das anstrengende Medizin Studium doch gelohnt! Möchtest du als Mediziner in den USA arbeiten, kannst du sogar noch mehr verdienen.
Medizin studieren – passt das zu mir?
Auch wenn in diesem Berufsfeld hohe Gehälter und eine sinnvolle Tätigkeit locken, ist dieser Karriereweg nicht für alle geeignet. Nur weil du ein 1,0 Abiturschnitt hast, heißt das nicht, dass du dich für ein Medizin Studium entscheiden musst und am Ende unglücklich mit deiner Entscheidung bist. Folgende Eigenschaften solltest du mitbringen, um für eine medizinische Laufbahn geeignet zu sein:
- • Durchhaltevermögen & Disziplin: gut auswendig lernen können, sich längere Zeit konzentrieren & alleine lernen können
- • Belastbarkeit & Verantwortungsbewusstsein: mit Stress gut umgehen können, Ruhe und Gelassenheit bewahren, Entscheidungen treffen & Konsequenzen tragen können
- • Einfühlungsvermögen: Empathie und Verständnis im Umgang mit den Patienten
- • Neugierde & Begeisterung für die Thematik: Interesse am menschlichen Körper & seinen Funktionsweisen sowie der Heilung von Krankheiten, keine Scheu und Ekel im Umgang mit Verletzungen und der Arbeit mit (menschlichen) Leichen
Wir empfehlen dir, praktische Erfahrung im medizinischen Bereich, z.B. Zuge eines Praktikums o.Ä. zu sammeln, um festzustellen, ob Medizin studieren zu dir passt oder nicht.
Fazit
Ein Studiengang im Bereich Medizin ist nach wie vor sehr beliebt. Wer einen Studienplatz erhält, muss sehr diszipliniert sein, viele Jahre lang ausdauernd lernen und Staatsexamina bestehen. Als Belohnung winken hohe Gehälter, eine sinnerfüllte Tätigkeit und ein spannendes Berufsfeld.
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