Zeit: 16.03.2008, 13:30 Uhr
Ort: Leipziger Messe
Halle 3, Stand H302
Die Sprache des modernen Rechtsextremismus haben Studenten der Uni Leipzig analysiert. Am Institut für Germanistik untersuchten dazu ca. 50 Studenten mit Unterstützung des Landesamtes für Verfassungsschutz verschiedene Texte: angefangen von rechter Musik über seltene Zeitschriften und Szenemagazine bis hin zu Internetseiten. "Die Unterstützung durch das Landesamt für Verfassungsschutz war sehr wichtig: an viele der Magazine kommt man als Szene-Fremder nicht heran. Wir wollten aber authentische Texte untersuchen", erklärte der Leiter des Seminars, Prof. Dr. Dr. Georg Schuppener.
Identitätsstiftung, Selbstdarstellung und Propaganda des Rechtsextremismus erfolgten im Wesentlichen mit sprachlichen Mitteln. Dennoch habe die Sprache des Rechtsextremismus bislang noch keine hinreichende Aufmerksamkeit gefunden, sagte Schuppener. Die Zusammenarbeit scheint sich für alle Seiten gelohnt zuhaben: "Dem Verfassungsschutz war es wichtig, dass die Analysen sprachwissenschaftlich und theoretisch fundiert sind. Mein Anliegen war es, einen möglichst großen Textkorpus zu untersuchen. Und die Studenten haben die Gelegenheit bekommen, schon während ihres Studiums einen wissenschaftlichen Aufsatz zu verfassen und an der Entstehung eines Fachbuches beteiligt zu sein."
verdeutlicht Prof. Schuppener den Anspruch des Seminars.
Die von den Studenten vorgelegten Analysen konnten dabei die bisherigen Erkenntnisse von Georg Schuppener untermauern. Der Germanist befasst sich schon lange mit germanischer Mythologie und rechtem Gedankengut: "Für mehr und mehr Rechte wird die germanische Sagenwelt immer stärker auch zu einem Religionsersatz. Dabei ist der Gedanke dahinter so einfach wie brachial: Die germanische Glaubenswelt steht für eine Welt der Stärke, das Christentum für Schwäche. Und in einem Endkampf, einer "Götterdämmerung" werde das Schwache besiegt. Dabei wird natürlich vieles unterschlagen und einseitig gedeutet. Wenn man so etwas entlarven will, muss das Rüstzeug stimmen. Und in unserem Fall ist das eben die Sprachwissenschaft."
Dass Sprachwissenschaft dabei nicht nur trocken und öde im Elfenbeinturm stattfinden muss, beweist das nun erscheinende Buch. Mit dem Band liegt jetzt eine Untersuchung vor, die sich auf sehr aktuelles Textmaterial stützt und in Vielfalt und Umfang über die meisten Broschüren zum Thema hinausgeht. Der Schwerpunkt im ersten Teil des Bandes liegt auf der aktuellen rechten Szene in Sachsen. Im einleitenden und ergänzenden Teil finden sich außerdem weiterführende Beiträge zur Instrumentalisierung der germanischen Mythologie in Texten der rechten Szene Deutschlands. Georg Schuppener und Volker Scholz vom Landesamt für Verfassungsschutz hoffen, dass der Band weitere Untersuchungen anstößt und zur Aufklärung beiträgt.
Denn die Texte dienen letztlich nicht nur als Grundlage für eine kompetente Auseinandersetzung mit rechtsextremistischen Bestrebungen, sondern auch für eine Präventionsarbeit.
Das Buch "Sprache des Rechtsextremismus" erscheint in der Edition Hamouda und kostet 17,90 Euro.
Weitere Informationen:
Für Rückfragen und Rezensionsexemplare wenden Sie sich bitte an:
Prof. Dr. Dr. Georg Schuppener
Telefon: 0341 6899175
E-Mail: schuppen@uni-leipzig.de