Über 8 Millionen digitalisierte Erzeugnisse
Die Deutsche Digitale Bibliothek bietet von Büchern über virtuelle Museumsausstellungen bis hin zu alten Schelllack-Aufnahmen alles, was das kulturelle Herz begehrt. Hier liegt auch der Vorteil gegenüber Google Books: Das internationale Angebot des Suchmaschinen-Giganten beschränkt sich weitgehend auf literarische Werke. Internationalität ist wiederum auch dessen größte Trumpf. Die DDB ist ein ausdrücklich deutscher Teil der Europeana und hat entsprechend auch fast ausschließlich deutsches Material in der Datenbank. Der Google-Books-Killer, als der sie gern hingestellt wird, ist die DDB damit nicht. Mit 8 Millionen Erzeugnissen aus über 2.100 Einrichtung ist das Angebot aber trotzdem recht umfangreich. Und im Gegensatz zur Google-Konkurrenz wird das Urheberrecht sehr ernst genommen. Grauzonen und Zweifelsfälle soll es hier nicht geben.
Das ist allerdings auch eines der Probleme der DDB. Für Werke (jeglicher Art), die vor dem 20. Jahrhundert entstanden sind, ist das Urheberrecht erloschen. Sie dürfen im Internet angeboten werden. Aktuelle Werke sind zumindest in der Akquise unproblematisch, solange mit dem Rechteinhaber bzw. mit Verlagen verhandelt werden kann. Das ist allerdings wiederum sehr zeitintensiv und entsprechend klaffen noch große Lücken im Katalog. Wirklich schwierig sind die sogenannte „verwaisten Werke“ – Erzeugnisse, die im 20. Jahrhundert entstanden sind, deren Rechteinhaber aber nicht auffindbar sind. Hier gilt es, schnellstmöglich eine gesetzliche Lösung zu finden, denn ansonsten ist die DDB für Suchende der Fachrichtungen BWL oder Soziologie kaum nützlich, denn wichtige Literatur aus dem 20. Jahrhundert ist nicht vorhanden.
Ein weiteres Problem ist die noch sehr ausbaufähige Navigation der Online Bibliothek. Anders als Google Books speichert die Deutsche Digitale Bibliothek Daten nicht zentral, sondern verweist auf die Seiten der Museen, Bibliotheken etc. Das heißt, dass es kein einheitliches Bild gibt und man sich für jede Datei neu orientieren muss – je nach Seite des jeweiligen Anbieters. Zudem funktioniert die Suchfunktion aktuell noch eher rudimentär. Ein hervorragend funktionierender Algorithmus wie bei Google arbeitet nicht im Hintergrund. Es wird aber unentwegt daran gearbeitet.
Jetzt schon gescheitert?
Über den Erfolg wird auch entscheiden, wie gut die DDB in der Öffentlichkeit ankommt. Denn ein Ziel des Portals ist es, auch und vor allem Personen zu erreichen, die sonst um Museen einen großen Bogen machen. Indem zum Beispiele „virtuelle Museumsbummel“ ermöglicht werden, die mit interaktiven Spielereien wie 3D-Modellen von Ausstellungsstücken auch Kulturmuffel locken sollen.
Einen kleinen online-medialen Hype hat das Großprojekt in jedem Fall schon einmal ausgelöst. Von Spiegel Online bis FAZ haben alle Leitmedien berichtet, allerdings nicht ausschließlich wohlwollend. RP Online zum Beispiel greift das vollmundige Ziel, breite Gesellschaftsschichten abseits der Wissenschaft zu erreichen auf und erklärt, warum das in der aktuellen Form kaum funktionieren dürfte. Fest steht: Für die wissenschaftliche Recherche kann die Deutsche Digitale Bibliothek durchaus ein praktisches Instrument werden. Dafür ist aber noch viel Optimierungsarbeit nötig. Ob Kunst und Kultur damit wirklich demokratisiert werden und mittelfristig in allen Gesellschaftsschichten ankommen, darf – jedenfalls in der aktuellen Form – bezweifelt werden.
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