Ältester Professor Deutschlands: die Relevanz der Fitness ist entscheidend
Um sich fit zu halten, geht der 92-Jährige zweimal in der Woche ins Fitnessstudio, steigt täglich Treppen und nimmt Tanzunterricht. Schließlich weiß er ganz genau, wie sich Sport auf die Gesundheit auswirkt. Denn das ist das Fachgebiet des Sportmediziners.Durch Beobachtungen und Forschungen fand Hollmann heraus, dass untrainierte Menschen ihre Fitness-Werte mit ausreichend Training so verbessern können, dass sie danach Werten von 20 Jahre jüngeren Personen entsprachen. Diese Erkenntnis motiviert ihn auch selbst und so ist er fitter als die meisten seiner Altersgenossen. Sogar eine Vielzahl an Brüchen aufgrund eines Sturzes von einer Leiter hielt ihn nicht davon ab, sich sobald wie möglich wieder zu bewegen.
Er revolutionierte auch die Behandlungsmethoden von Infarktpatienten mit einem Appell an die Weltgesundheitsorganisation. Darin erläuterte er zusammen mit anderen Ärzten, dass Betroffene vielmehr mit Bewegung als mit Bettruhe therapiert werden müssen.
Eine lange und vielseitige Karriere
Sein Titel ist länger als sein Name: Univ. Prof. mult. Dr. med. Dr. h. c. mult. bedeutet, dass er mehrfacher Universitätsprofessor, Doktor der Medizin und mehrfacherer Ehrendoktor ist. Und das ist nur ein kleiner Auszug aus der langen und vielseitigen Karriere von Wildor Hollmann.Diese ist durch Tatendrang und Wissbegierde geprägt. Beispielsweise gründete er, nach dem Medizinstudium und der Promotion, 1958 das Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin, obwohl dafür keine Gelder zur Verfügung standen. Hollmann mietete zusammen mit Gastärzten einen Raum an der Sporthochschule Köln und hing einfach ein Schild auf, das ihn zum Institut deklarierte. Einige Jahre hielt er dieses alleine aufrecht. Erst später bekam er Unterstützung durch Politiker. Es war sicherlich von Vorteil, dass der ein oder andere bei ihm Patient war. Dadurch konnte das Institut Mitarbeiter aufnehmen und sogar einen Lehrstuhl einrichten.
Kaum verwunderlich, dass er danach auch diverse Ämter an der Deutschen Sporthochschule in Köln bekleidete. Doch dabei blieb es nicht. Wildor Hollmann war unter anderem Arzt der deutschen Golf- und der Hockeymannschaft und lange Zeit Internist der Fußballnationalmannschaft. Neben vielen Forschungs- und Beratungstätigkeiten engagierte er sich auch in diversen Verbänden.
Und nun Ruhestand? Denkste!
Hollmann kann auf ein langes erfolgreiches Leben und Schaffen zurückblicken. Er ist viel gereist und seine Forschung und Tätigkeit wurden mit diversen Preisen, Ehrungen und Auszeichnungen honoriert. Darunter das Große Verdienstkreuz zum Verdienstorden der BRD, die Ehrenplakette für medizinische Forschung der Republik China, den Sir-Philip-Noel-Baker-Forschungspreis der UNESCO und den Präsidentenorden von Ghana.Doch das ist für ihn kein Grund, die Füße still zu halten. So groß wie sein Bewegungsdrang ist auch sein Bemühen um wissenschaftliche Erkenntnisse. Er will trotz seines Alters noch viel mehr rund um die Themen Sport, Körper und Geist forschen.
Außerdem ist es Hollmann ein dringendes Anliegen, die Allgemeinbildung seiner Studenten zu stärken. Daher hält er noch immer seine Vorlesung „Akademisches Basiswissen und sportmedizinische Grundlagen“. Darin geht es um grundliegende Dinge, wie die Entstehung des Universums, der Evolution und Selektion bis hin zur Sportmedizin. Obwohl diese Vorlesung weder obligatorisch ist, noch einen Schein einbringt, ist sie stets gut besucht. Und selbst ehemalige Studenten schwärmen noch von der Redegewandtheit und der Fähigkeit Hollmanns komplizierte Sachverhalte einfach zu erklären.
Der Sportmediziner ist seit mehr als einem Vierteljahrhundert emeritiert. Und denkt nicht ans Aufhören. Wir verneigen uns vor so viel Engagement!