Arbeitslosigkeit (fast) kein Thema für Absolventen
Die Studie hat sich mit den Werdegängen des Prüfungsjahrgangs 2000/2001 beschäftigt. Das war, fairerweise, kein ganz normaler Jahrgang. Deutschland profitierte vom stärksten Wirtschaftswachstum seit der Wiedervereinigung und im Vergleich mit den Jahren davor und danach war die Zahl der Absolventen vergleichsweise gering – die Konkurrenz also nicht so groß wie aktuell mit immer neuen Rekorden bei den Studienanfängerzahlen. Allerdings folgte ab 2002 mit der New-Economy-Krise auch eine wirtschaftlich schwierige Zeit und trotzdem haben sie die meisten schadlos überstanden.
Die wichtigste Nachricht, die durch alle Medien geht: 99% der befragten Absolventen befindet sich 10 Jahre nach dem Abschluss nicht in Arbeitslosigkeit. 89% sind im Beruf, 10% verteilen sich auf Promotionen, Fortbildungen, Zweitstudien ö.ä. und nur 1% ist arbeitslos. Die Erwerbsquote bei den Männern liegt bei stolzen 97%, bei den Frauen sind es 80%. Das liegt hauptsächlich daran, dass Frauen die Arbeit häufig für die Familienplanung unterbrechen.
Die „schwierigste“ Phase für die Absolventen ist die Zeit direkt nach Abschluss. Hier liegt die Arbeitslosenquote noch bei 12 %, schon ein Jahr später aber nur noch bei 2%. In dieser Zeit häufen sich auch noch Übergangs- oder Teilzeitjobs. Ca. 1/3 aller Absolventen beginnt in dieser mit der Dissertation, nach 10 Jahren haben 22% einen Doktorgrad.
Studium verzögert Familienplanung
Interessant: Ein Studium verschiebt die Familienplanung in der Regel um einige Jahre nach hinten. Erst nach einer gewissen beruflichen Konsolidierung sind die meisten bereit, an Kinder zu denken. Nur 7% studieren mit Kind, 10 Jahre später sind es 60%. Wenig überraschend: Frauen unterbrechen die Arbeit erheblich öfter und länger als Männer, wenn das Kind da ist. 90% der Frauen stehen hier nur 29% der Männer gegenüber. Bei denen ist es übrigens auch in den meisten Fällen ein erheblicher kürzerer Zeitraum.
Angemessene Beschäftigung, gute Einkommen
Eine sehr gute Nachricht vor allem für Geistes- und Sozialwissenschaftler, die sich gerade durch die ein oder andere Online Jobbörse klicken und den passenden Germanistenjob suchen:
„Sowohl aus gesellschaftlicher als auch aus institutioneller und individueller Sichtweise spielt eine dem Studienabschluss angemessene Beschäftigung eine zentrale Rolle für die Bewertung beruflichen Erfolgs. Zehn Jahre nach dem Abschluss sind nahezu alle erwerbstätigen Absolvent(inn)en (97 %) in einem Beruf tätig, dessen Anforderungsniveau einem Hochschulabschluss
entspricht.“ (zitiert aus der betreffenden HIS-Studie)
Das Vorurteil, dass Soziologen und Kulturwissenschaftler nach dem Abschluss im Taxi oder hinter dem Tresen landen, ist daher wohl tatsächlich nur ein Vorurteil.
Das durchschnittliche Bruttojahreseinkommen liegt nach 10 Jahren bei 63.000€. Natürlich finden sich hier Mediziner und Ingenieure eher über, Geistes- und Sozialwissenschaftler eher unter dem Durchschnitt. 41% der Absolventen finden sich in Führungspositionen, Männer mit 52% dabei deutlich häufiger als Frauen mit 30%. Die Arbeitszufriedenheit ist dabei insgesamt sehr hoch. Nur in den Punkten Gehalt (55% zufrieden), Work-Life-Balance, also Raum für Privatleben (53%) und Aufstiegschancen (38%) herrscht vermehrt Unzufriedenheit.
Fazit: Studenten belasten also nicht nur die Sozialkassen, sondern haben in der Regel überdurchschnittlich gute Chancen, in einen (angemessenen) Job zu kommen, auch wenn es hier und da etwas länger dauert. Bleibt zu hoffen, dass die Folgestudie in 10 Jahren genauso positive Ergebnisse hat.
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