Erhalte ich als Praktikant den Mindestlohn?
Das Gesetz zur Tarifautonomie beeinflusst weiterhin die Gehälter von Praktikanten. Mit dem aktuellen Mindestlohn von 12,41€ pro Stunde (Stand Oktober 2024) verdienen Praktikanten bei einer 40-Stunden-Woche rund 2.150€ brutto. Die Erhöhungen des Mindestlohns in den letzten Jahren haben das Praktikumsgehalt an die steigenden Lebenshaltungskosten angenähert.
Praktikanten haben Anspruch auf den Mindestlohn, wenn sie ein freiwilliges Praktikum absolvieren, das länger als drei Monate dauert. In diesem Fall müssen Unternehmen den Mindestlohn zahlen, um sicherzustellen, dass die Praktikanten angemessen entlohnt werden. Minderjährige Praktikanten, die bereits eine Berufsausbildung abgeschlossen haben, haben grundsätzlich auch Anspruch auf den Mindestlohn, es gibt jedoch spezielle Regelungen, die den Arbeitsschutz und die Arbeitszeiten betreffen. Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Praktika bezahlt sein müssen. Unbezahlte Praktika sind möglich, insbesondere wenn sie weniger als drei Monate dauern oder als Pflichtpraktikum im Rahmen von Studienprogrammen erfolgen. Oft zahlen Unternehmen jedoch freiwillig ein Gehalt oder zumindest eine Aufwandsentschädigung.
Hat das Gehalt einen Einfluss auf die Arbeitgeberqualität?
Der Praktikantenspiegel 2023 - inzwischen bekannt als Future Talents Report - unterstreicht, dass für die Mehrheit das Gehalt eine untergeordnete Rolle spielt. Rund 16% der Befragten wählten ihr Unternehmen aufgrund des Gehalts. Stattdessen stehen Faktoren wie die Möglichkeit, neue Erkenntnisse zu gewinnen, und die persönliche Weiterentwicklung im Vordergrund.
Laut Future Talents Report 2023 ist die Mehrheit mit dem Praktikum zufrieden
Im Praktikantenspiegel 2023 zeigten sich 71% der Befragten zufrieden mit ihrem Praktikum und bestätigten, dass ihre Erwartungen weitgehend erfüllt wurden. Besonders für Praktika, die zur Orientierung in der Studienwahl oder als Ergänzung zum Studienabschluss absolviert werden, achten Unternehmen verstärkt auf die Bedürfnisse der „Future Talents“ und fördern die soziale Vernetzung. So gaben 75% der Praktikanten an, ein Netzwerk im Unternehmen aufgebaut zu haben.
Praktikantenspiegel 2023 – Homeoffice als „Social Place“
Mit Homeoffice-Angeboten stieg die Flexibilität weiter an. Der Future Talents Report 2023 zeigt, dass 73% der Praktikanten die Möglichkeit haben, im Homeoffice oder Remote zu arbeiten. Die digitale Integration von Praktikanten spielt ebenfalls eine große Rolle: Viele Unternehmen setzen auf virtuelle Plattformen wie Microsoft Teams, um trotz räumlicher Distanz ein Gemeinschaftsgefühl zu fördern.
Über den Future Talents Report 2023
Der Future Talents Report 2023 basiert auf einer umfassenden Umfrage unter 2.950 Teilnehmern, die Einblicke in die Erfahrungen und Erwartungen von Praktikanten
und Werkstudenten bieten. Von den Befragten sind 48% männlich, 47% weiblich und 3% identifizieren sich als divers. Außerdem gehören 52% der Generation Z und 42% Generation Y an. Rund 37% der Future Talents besitzen ein (Fach-)Abitur, 31% einen Bachelor-Abschluss und 9% haben ihren Master. Die übrigen Prozent verteilen sich vor allem auf junge Menschen mit abgeschlossener Berufsausbildung. Ein Großteil der Teilnehmer (19%) studiert Betriebswirtschaftslehre (BWL).
Die Praktika, die im Rahmen des Reports analysiert wurden, haben meist eine Dauer von sechs Monaten. Pflichtpraktikant verdienen im Schnitt 1.021,60€ monatlich bei etwa 34 Wochenstunden, während freiwillige Praktikant mit rund 1.506,72€ bei etwa 36 Wochenstunden entlohnt werden. Insgesamt empfinden 57% der Befragten ihr Gehalt als angemessen. Zudem leisten 46% der Praktikant rund zwei Überstunden pro Woche, wobei 64% diese als angemessen empfinden. Die häufigsten Gründe für die Überstunden sind der Anspruch auf optimale Ergebnisse (22%), das Vertiefen in Projekte (22%) sowie die situative Angemessenheit (14%).
Die Ergebnisse des Reports zeigen, dass das Gehalt für die Future Talents nicht der ausschlaggebende Faktor bei der Unternehmenswahl ist; vielmehr spielen andere Aspekte eine bedeutendere Rolle. Insbesondere die Möglichkeit zum Homeoffice wird positiv bewertet, da sie sich günstig auf die Work-Life-Balance, das Belastungsempfinden und die Flexibilität auswirkt. Zudem sind die Überstunden überwiegend intrinsisch motiviert.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Einfluss von Führungskräften auf die empfundene Arbeitgeberqualität. Mit Interesse und Anerkennung können Führungskräfte die Zufriedenheit der Mitarbeitenden signifikant steigern. Auffällig ist auch, dass Future Talents tendenziell zu großen Unternehmen neigen, wobei die Unternehmensgröße keinen Einfluss auf Gehalt oder Überstundenanzahl hat.
Praktikantenspiegel 2023 - Fazit
Clevis' Future Talents Report spiegelt die Interessen und Prioritäten der jungen Generation auf dem Arbeitsmarkt wider und liefert wertvolle Einblicke für Unternehmen und Arbeitgeber. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass monetäre Anreize für junge Talente allein nicht ausschlaggebend sind. Vielmehr legen Praktikanten und junge Menschen vor der Berufswahl großen Wert auf Aspekte wie persönliche Entwicklungsmöglichkeiten, soziale Vernetzung und flexible Arbeitsbedingungen.
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