Da jede Praktikumsart mit anderen Besonderheiten daher kommt, stellen wir dir zunächst die unterschiedlichen Bezeichnungen genauer vor.
Welche Praktika gibt es überhaupt?
Damals war es das Schülerpraktikum, jetzt heißt es Vorpraktikum, Pflichtpraktika oder freiwilliges Praktikum. Je nach Dauer, Ablauf und Rahmenbedingungen ergeben sich unterschiedliche Vertiefungsmöglichkeiten deiner praktischen Fähigkeiten.
Vorpraktikum
Das Traumstudium hast du ausfindig gemacht. Jedoch kann es sein, dass du für deinen Studiengang ein Vorpraktikum leisten musst, um überhaupt dein Studium beginnen zu können.
In besonders praktisch orientierten Studiengängen, im sozialen Bereich oder auch in den naturwissenschaftlichen Fächern fordern Hochschulen unter anderem ein qualifizierendes Vorpraktikum. Im Durchschnitt handelt es sich um ein 6 bis 13-wöchiges Praktikum. Die begriffliche Bezeichnung solltest du aber nicht zu ernst nehmen. Mancherorts wird dir die Möglichkeit eingeräumt, die Leistung ebenso in einem höheren Semester nachzureichen.
Die Gründe für ein Vorpraktikum sind vielzählig und in ihrer Bedeutung von Hochschule zu Hochschule höchst unterschiedlich. Auf der einen Seite stehen das frühzeitige Knüpfen von Kontakten in die freie Wirtschaft, die Stärkung deiner eigenen sozialen Kompetenzen und auch Zuversicht für einen späten Jobeinstieg, sodass du direkt zu Beginn deines Studiums auf deinen Referenzen aufbauen kannst. Auf der anderen Seite zählt das verpflichtende Praktikum als Studienergänzung und dient zur Bestätigung deiner Studienwahl.
Bringe am besten vor deiner Bewerbung in Erfahrung, welche Voraussetzungen für den Studiengang gelten und inwieweit ein Vorpraktikum zu Beginn des Studiums nachgewiesen werden soll.
Pflichtpraktika
Ähnlich wie das Vorpraktikum ist das Pflichtpraktikum unbedingter Bestandteil eines Studiums, wenn deine Hochschule oder dein Studiengang eine Praxiserfahrung im Studium voraussetzt.
Oft als Praxissemester bezeichnet, ist das Pflichtpraktikum am Ende deines Studiums der ideale Einstieg ins Berufsleben. In der Regel wird in Zusammenarbeit des Unternehmens eine Projektarbeit angestrebt. So erhältst du wichtige Erfahrungen im Beruf und arbeitest freier als an der Hochschule.
Die Dauer ist auf etwa 3 Monate festgesetzt, obgleich die Prüfungsordnungen unterschiedlich ausfallen können. Weiterhin sind die Kontakte, die du während des Pflichtpraktikums sammelst, Gold wert, denn schließlich bist du am Ende deines Studiums, qualifiziert und topfit in deinem Studiengebiet. Jetzt fehlen nur noch die wirklichen praktischen Erfahrungen.
Darüber hinaus kann gleichzeitig ein Auslandsaufenthalt für das Pflichtpraktikum genutzt werden. Damit werden deine Karrierechancen noch weiter gesteigert!
Hinweis: Bei Studiengängen, die auf Internationalität, kulturellen Austausch oder Sprachkenntnisse ausgelegt sind, ist ein Auslandspraktikum oder Auslandssemester häufig Pflicht.
Freiwilliges Praktikum
Im Vergleich zu den vorher genannten Arten ist ein freiwilliges Praktikum keine Pflicht. Du selbst organisierst dir eine Praktikumsstelle und sammelst z. B. in den Semesterferien wichtige Berufserfahrung. Die erbrachten Leistungen gelten zwar nicht als Prüfungsleistung an deiner Hochschule, in der Bewerbung macht es sicher aber umso besser, wenn du selbst Initiative zeigst. Spätestens zum Ende deines Studiums wird sich dein Engagement auszahlen. Darüber hinaus hast du als Praktikant, der sich freiwillig für ein Praktikum entschlossen hat, rechtliche Vorteile, die sich vor allem auf das Gehalt und den Urlaubsanspruch auswirken.
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Praktikum gleich Berufserfahrung?
Eingebunden in wichtigen Aufgaben im Unternehmen, Soft Skills trainieren und Kontakte knüpfen. So stellt man sich doch Berufserfahrung vor – oder nicht?
Von Personalexperten wird diese Einteilung kontrovers diskutiert: Die einen sehen in einem Praktikum keinen Wert für die Berufserfahrung, da die Verantwortungsübernahme oder die Dauer meistens so gering ist, dass die Einarbeitung länger dauert als die eigentliche Arbeit im Unternehmen. Auf der anderen Seite wird das Praktikum mit dem Begriff Karrieresprungbrett assoziiert und als einzige Möglichkeit für Studenten bewertet, schnell nach dem Studium in das Berufsleben einzusteigen.
Schlussendlich befindet sich die Wahrheit irgendwo in der Mitte beider Standpunkte. Denn es kommt immer auf die Stellenausschreibung an, ob dein Praktikum einen höheren Stellenwert bei den Personalern erhält oder nicht. Ein Praktikum fällt unter die Kategorie der Beschreibungen, die Formulierungen wie „einschlägige Erfahrungen“ oder „erste Berufserfahrungen erwünscht“ voraussetzen. Damit sind Erfahrungen gemeint, die in beruflichen Tätigkeiten außerhalb deines eigentlichen Studiums erbracht wurden. Es geht dabei um das Verständnis eines strukturierten Arbeitsalltages. Außerdem verspricht sich der Arbeitgeber eine kurze Einarbeitungszeit.
Wichtig ist die Nähe deiner Praktika zu deinem Wunschberuf. Mit Berufserfahrung sind nämlich die Erfahrungen gemeint, die bereits in einem bestimmten Beruf geleistet wurden. Praktika, die eigentlich nichts mit der Stellenausschreibung zu tun haben, werden in der Beurteilung deiner Bewerbung zumeist nicht als Berufserfahrung anerkannt. Gleichfalls wird die Dauer nach unterschiedlichen Maßstäben bewertet. In Berufen, die praxisorientierter sind, kann ein längeres Studenten-Praktikum vorteilhaft sein.
Andersherum kann die Dauer von Praxiserfahrungen in theoretisch orientierten Berufen geringer sein. Erste Berufserfahrungen werden dir in der Regel dann zugesichert, wenn du ein Praktikum von 3-monatiger Länge absolviert hast oder einen Studentenjob in derselben Branche bestreitest.
Hinweis: Für jedes Unternehmen und Beruf gelten unterschiedliche Vorgaben, was nun als Berufserfahrung gilt. Unter Umständen können weitere Bedingungen ausschlaggebend sein, die deine Praktika als Berufserfahrung deklarieren.
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Was Praktikanten verdienen
Vollzeit arbeiten, eigentlich das machen, was alle anderen tun und am Ende des Monats eine geringe Praktikumsvergütung erhalten: Es hält sich noch immer das Klischee des ausgenutzten Praktikanten, der schuftet und dafür kaum entlohnt wird. Seit dem Mindestlohn, der 2015 auch für Praktikanten gilt, ist die Vergütung um einiges gestiegen. Abhängig von der jeweiligen Branche wurde in dem Praktikantenspiegel 2023 ein durchschnittliches Praktikumsgehalt von 1.420,31 € ermittelt.
Dabei ist diese Zahl kaum repräsentativ. Die Bereiche Unternehmensberatung und Wirtschaftsprüfung werden viel besser vergütet als es in anderen Branchen der Fall ist. Des Weiteren musst du die unterschiedlichen rechtlichen Voraussetzungen für eine Praktikumsvergütung beachten. Nicht jeder hat einen Anspruch auf ein Gehalt im Praktikum.
Pflichtpraktikum Gehalt
Leider gilt für ein Pflichtpraktikum kein Mindestlohn. Ist dein Praktikum also per Studienordnung vorgeschrieben, hast du keinen Anspruch auf Entlohnung. Das klingt im ersten Moment frustrierend, ist aber nicht zwangsläufig die Regel. Häufig wird dir trotzdessen eine Praktikumsvergütung angeboten. Labore oder andere Einrichtungen bezahlen ihre Praktikanten nach einem selbstfestgelegten Maßstab. Laut aktuellen Zahlen waren es 2018 immerhin durchschnittlich 940 € pro Monat für ein Pflichtpraktikum. Das gute: Einkünfte, die du während Pflichtpraktika erhältst, sind versicherungsfrei.
Freiwilliges Praktikum
Seit der Mindestlohnreform ist ein Praktikant keine kostenlose Arbeitskraft mehr. Einige Regelungen müssen trotzdem berücksichtigt werden: Der aktuelle Mindestlohn von 12,41 € ist dir erst dann verpflichtend auszuzahlen, wenn die Praktikumsdauer länger als 3 Monate beträgt.
An dieser Stelle kann sich die Praktikumsvergütung sehen lassen. Bei einer 40 Stunden Woche wären das 2,150 € Brutto im Monat. Für ein Studenten Praktikum ist eine solche Vergütung aber nicht realistisch. Alleine die Länge der Semesterferien limitiert die Zeit, die man für ein Praktikum aufwenden kann. Über 3 Monate gehen die seltensten Angebote. Studenten müssen deswegen wie Pflichtpraktikanten, auf die Gunst des Arbeitgebers hoffen. Jedoch ist der Durchschnittsverdienst mit 1.239,75 € im Monat um einiges höher als bei einem Pflichtpraktikum.
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Wann Praktika im Studium machen?
Verpflichtende Praktika unterliegen den Bestimmungen deiner Hochschule. In der Prüfungsordnung sind die Richtlinien vermerkt. Genauso wie die Festlegung der Dauer und empfohlenen Semesteranzahl.
Freiwillige Praktika können grundsätzlich immer begonnen werden. Als Student an einer Fernuni ist ein Vollzeitpraktikum neben dem Studium auch während der Vorlesungszeit nicht auszuschließen. Du solltest den zeitlichen Aufwand aber nicht unterschätzen.
Studenten, die aber an einer normalen Hochschule immatrikuliert sind, nutzen am besten die vorlesungsfreie Zeit zwischen den Semestern. Während der Lehrveranstaltungen Praktika aufzunehmen ist demgegenüber eine schlechte Idee. Im Vordergrund sollte immer das Studium stehen. Vor allem bei BAföG Empfängern können Leistungen entfallen, da du nur gefördert wirst, wenn das Studium stets Hauptpriorität bleibt. Die Semesterferien gelten dagegen als freie Zeit, die du verwenden kannst, wie du magst.
Ferner lohnen sich Praktika zu Beginn des Studiums als Berufsorientierung. Zum Ende des Studiums gilt dasselbe, obwohl du mit deinen Vorstellungen schon konkreter sein solltest, wenn du kurz vor dem Abschluss erst ein Praktikum abgelegt hast. Insgesamt ist es aber dir überlassen, wann du welche Praktika machst. Zu guter Letzt sind es wichtige Berufserfahrungen, die du unbedingt schon frühzeitig sammelst, um später einfacherer in die Berufswelt zu starten.
Praktikumssuche: Darauf musst du achten
Wichtig ist zu Beginn, dass man bei der Praktikumssuche darauf achtet, dass der rote Faden im Lebenslauf erkennbar bleibt. Was sind deine Ziele und Vorstellungen? Verschiedene Praktika in unterschiedlichen Bereichen können eine Orientierung geben, sollten aber nicht die Oberhand gewinnen.
Notwendigerweise musst du deinen Lebensweg erklären. Hast du eine gute Begründung und bist von deinen Zielen überzeugt, wird sich das positiv auf deine Chancen ausüben. Ansonsten wirkt es zu planlos. Am besten hast du bereits im Studium ein Berufsfeld für dich entdeckt, dass dir Spaß macht. Nun suchst du dir einfach noch die passende Praxisstelle dafür heraus.
Zum anderen solltest du dir überlegen, welche Tätigkeitsschwerpunkte du dir wünschst. Da dein späteres Praktikumszeugnisdeine Beschäftigung dokumentiert, ist es ratsam Schwerpunkte zu setzen, die dich fordern und deinen Zielen angepasst sind. Nur wenn du auf Dauer eigene Aufgaben entsprechend dem Studienniveau zugeteilt bekommst, wird das Praktikum wirklich lehrreich.
Ebenfalls wichtig ist das persönliche Interesse an den Aufgaben. Wirklich gute Leistungen können langfristig nur bei entsprechender Motivation und Freude an der Arbeit erzielt werden. Um dies zu gewährleisten, solltest du rechtzeitig mit der Suche beginnen und im Zweifelsfall nicht beim erstbesten Angebot zusagen. Für die Suche bieten sich lokale Inserate oder Onlineportale der Großkonzerne an. Zudem kannst du bei deiner Studienberatung nach Angeboten fragen. Meistens pflegen die Hochschulen gute Kontakte in die freie Wirtschaft.
In Sachen Praktikumsvergütung ist Offenheit und Zurückhaltung die oberste Regel. Als Praktikant möchtest du etwas lernen. Das steht im Vordergrund deiner Suche. Geld ist ein netter Zusatz und nach einer bestimmten Dauer unbedingt Pflicht, aber darauf zu bestehen oder weitere Gehaltswünsche gleich im Bewerbungsgespräch anzumerken, ist ein No-Go. Nicht selten dient das Studenten Praktikum als Einstieg in das Unternehmen. Zeigst du deine Leistungen wirst du daraufhin mit einem guten Gehalt belohnt.
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Fazit:
Das Studenten-Praktikum ist heute weit verbreitet und dient noch immer dem klassischen Einstieg in ein Unternehmen. Jeder, der seine Studienzeit effektiv nutzen möchte, sollte während des Studiums auch freiwillige Praktika ablegen. Die gesammelte Berufserfahrung wertet deinen Lebenslauf auf. So hebst du dich von anderen Bewerbern ab und steigst optimal in das Berufsleben ein. Finanziell gesehen besteht für die meisten studentischen Praktikanten aufgrund der Art und Dauer kein Anspruch auf eine Praktikumsvergütung, nichtsdestotrotz haben Arbeitgeber das Potenzial von Praktikanten erkannt und vergüten oft die Arbeit auch dementsprechend. In Verbindung mit einer anschließenden Übernahme ist somit das Praktikum eine perfekte Win-Win-Situation für dich und das Unternehmen.
Bildquelle: Vielen Dank an lusi für das Bild (© lusi / www.scx.hu)
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