Hochschulen besorgt bzgl. Wirtschaftlicher Konsequenzen der Corona Pandemie
Das Jahr 2020 beinhaltete viele Herausforderungen für unsere Gesellschaft. Die Corona Pandemie erforderte flächendeckende Neuerungen und Umstrukturierungen, insbesondere in der Wirtschaft und dem Bildungssektor. Auch für die Hochschulen gingen mit den Beschlüssen und Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens drastische Umstellungen in der Lehre und dem Hochschulbetrieb einher.
Dennoch sind die meisten Hochschulen rückblickend zufrieden mit der Umsetzung des digitalen Sommersemesters, wie das Hochschul-Barometer des Stifterverbandes und der Heinz Nixdorf Stiftung zeigt. Demnach bewerteten 89,9 Prozent der befragten Rektoren und Präsidenten der Hochschulen Deutschlands den Verlauf des Sommersemesters als gut und eine Mehrheit von 78,7 Prozent empfand die Autonomie der Hochschulen als ausreichend, um wichtige Entscheidungen zu treffen.
Noch deutlicher allerdings wurden die Sorgen der Hochschulen bezüglich der Zukunft. 91,9 Prozent bewerteten die mögliche Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage durch die Corona Pandemie als große Herausforderung für die Hochschulen. Dabei wird besonders der Rückgang internationaler Kooperationen mit Sorge beobachtet.
Das wirkt sich auch auf die Wahrnehmung der Wettbewerbsfähigkeit aus. Diese ist im Vergleich zum Vorjahr zwar etwas gestiegen, weist jedoch große Unterschiede auf, zwischen den Hochschulen, die Teil der Exzellenzförderung sind und denen, die keine Förderung erhalten. So schätzen Hochschulen mit Exzellenzförderung ihre Wettbewerbsfähigkeit um 31,8 Prozentpunkte besser ein. Bei der Wettbewerbsfähigkeit der Forschung liegt der Unterschied sogar bei 57 Punkten. Mit 17,1 Prozent schätzen die nicht von der Exzellenzstrategie geförderten Hochschulen ihre Lage nach der Corona Pandemie leicht schlechter ein, als dass noch 2017 der Fall war.
Info: Die Exzellenzförderung ist ein Programm von Bund und Ländern zur Stärkung der Wissenschaft in Deutschland und der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Ausgezeichnete Exzellenzuniversitäten oder Exzellenzcluster erhalten Fördergelder zur Forschung, wie z.B. die Universität Hamburg, die Technische Universität Dresden oder der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Rückblick: Die Herausforderungen der digitalen Lehre
Auch wenn die Hochschulen das digitale Sommersemester rückblickend mehrheitlich positiv bewerten, stellte sie die Corona Pandemie doch vor einige Herausforderungen.
Für die Umstellung des Lehrbetriebes in ein online Format mussten nicht nur Inhalte angepasst, sondern auch die Kommunikationsprozesse für das Arbeiten aus dem Home Office neu ausgerichtet werden. Das Erarbeiten umfassender Gesundheits- und Hygiene Konzepte und das regelmäßige Anpassen an ständig wechselnde Auflagen und Empfehlungen, bedeutete zudem einen großen Mehraufwand. Herausfordernd war nicht zuletzt der Aufbau einer funktionierenden IT-Struktur. Zusätzliche Server und Speicherkapazitäten mussten geschaffen, leistungsfähige Netze bereitgestellt und die Videotechnik erweitert werden.
Neben den organisatorischen Aufgaben kam für viele Angestellte der Hochschule die eigene Weiterbildung in Sachen Medienkompetenz hinzu. Das verkürzte Semester ließ den Dozierenden nur wenig Zeit, sich an die neuen technischen Hilfsmittel zu gewöhnen und die Lehre daran anzupassen. Dies galt auch für viele Mitarbeiter, die die digitale Kommunikation möglich machen sollten. Außerdem musste die eigene Forschung im letzten Jahr hinten angestellt werden. Länderübergreifende Forschungskooperationen konnten nicht verwirklicht werden, das Lehrpensum wurde teilweise angehoben und die Forschungsgelder für andere Zwecke benötigt.
Bei diesen Herausforderungen fühlte sich laut Hochschul-Barometer nur eine knappe Mehrheit von 56,6 Prozent der Hochschulen ausreichend von der Politik unterstützt.
Wirtschaftliche Folgen der Corona Pandemie an den Hochschulen
Nun blicken die Hochschulen dem neuen Jahr entgegen und müssen die wirtschaftlichen Konsequenzen der Corona Pandemie fürchten. Die zusätzlichen personellen und technischen Ressourcen haben die Hochschulen viel Geld gekostet und auch zukünftig werden noch einige Kosten im Zuge der nötigen Digitalisierung der Hochschulen entstehen. Dabei sind sie extrem abhängig von den öffentlichen Mitteln, die 86 Prozent ihrer Einnahmen ausmachen. Gerade wenn die Verschuldung des Staates noch weiter zunimmt, kann dies zu ernsten Problemen für die Hochschulen führen.
Ein weiterer finanzieller Einbruch bedeutet der Rückgang der Studienanfänger im Wintersemester 2020. Einen großen Anteil machen hierbei die fehlenden ausländischen Studierenden aus, die aufgrund von Einreisebedingungen und zusammenbrechenden Kooperationen nicht nach Deutschland kommen konnten. Doch auch viele junge Menschen aus Deutschland, die in diesem Jahr ihr Studium begonnen hätten, entschieden sich angesichts des Notbetriebes an den Hochschulen dafür, noch zu warten.
Die Sorge der Universitäten bezüglich ihrer Wettbewerbsfähigkeit hängt auch unmittelbar mit den gefürchteten Rückgängen internationaler Kooperationen zusammen. Für viele Studierende ist ein Auslandssemester inzwischen ein fester Bestandteil des Studiums und Studienanfänger suchen sich Hochschulen auch oft mit nach dem Angebot an Partneruniversitäten im Ausland aus. Zudem trägt die universitäre Forschung maßgeblich zu dem Ruf der Hochschule bei, die durch fehlende Gelder und das Wegfallen länderübergreifender Forschungsprojekte nun auch in Verzug gerät. Vermutlich ist dies der Grund dafür, dass Hochschulen, die Fördergelder der Exzellenzförderung erhalten, ihre Wettbewerbschancen deutlich höher einschätzen.
Deshalb fordern die Hochschulen von der Politik mehr Gelder zum Auf- und Ausbau der digitalen Infrastruktur. Den deutschen Hochschulen geht es im internationalen Vergleich zwar noch recht gut doch auch sie spüren die wirtschaftlichen Folgen der Corona Pandemie zunehmend.
Auswirkungen auf den Mittelbau
Auch für die Angestellten an den Hochschulen bedeuten die schwierige wirtschaftliche Lage und die neuen Herausforderungen zunehmende Unsicherheit. Besonders den Mittelbau, der neben wissenschaftlichen Mitarbeitern, Doktoranden und Juniorprofessoren auch viele studentische Mitarbeiter umfasst, treffen die Auswirkungen der Corona Pandemie hart. Die Hochschulen vergeben hier meist nur befristete Stellen, von denen einige im letzten Jahr nicht verlängert wurden. Viele Stellen wie die von Tutoren fielen im letzten Semester ganz aus oder der entstandene Mehraufwand wurde bei der ohnehin schon schlechten Bezahlung nicht zusätzlich vergütet.
Diese Entwicklungen bedeuten eine zusätzliche Belastung für die Angestellten im Mittelbau, die ohnehin unter den zeitlichen Befristungen der Verträge und der daraus resultierenden Unsicherheit leiden. Durch die Corona Pandemie müssen sie sich einmal mehr Sorgen um ihre wirtschaftliche Zukunft machen.
Auswirkungen auf die Studierendenwerke
Auch die Studierendenwerke geraten durch die Krise erheblich unter Druck. Durch Corona Maßnahmen wie die Sperrung von Mensen fallen hier wichtige Einnahmequellen weg, die zu Entlassungen und Stellenabbau führen. Da das Ende der Pandemie noch nicht sicher absehbar ist, sind hier tauende von Arbeitsplätzen gefährdet.
Dabei spielen Studierendenwerke vor allem für die Studierenden eine große Rolle. Neben der erschwinglichen Versorgung durch die Mensen nehmen sie auch beratende Funktion ein, wenn es z.B. um Fragen zu BAföG geht. Zudem sichern sie mit den Studentenwohnheimen bezahlbaren Wohnraum oder die Kinderbetreuung studierender Eltern und Mitarbeitern der Hochschule. Auch hierdurch könnten sich die wirtschaftlichen Folgen der Corona Pandemie für die Hochschulen also auf die Studierenden auswirken.
Die Krise als Chance? Welche zukünftigen Entwicklungen an Hochschulen zu erwarten sind
Trotz all der Probleme und zukünftigen Sorgen, die die Corona Pandemie mit sich bringt, erwachsen aus ihr doch auch neue Chancen für die Lehre an den Hochschulen. Durch die erzwungene und längst fällige Auseinandersetzung mit der Digitalisierung der Hochschulen, konnten hier einige wichtige Schritte für neue Lehrformate und die interne Organisation gemacht werden. Zudem können die Erfahrungen aus der Corona Pandemie in kommenden Krisensituationen von großem Wert sein.
Auch die Lehre hat nun die Chance, sich weiterzuentwickeln und an die zunehmende Digitalisierung anzupassen. Besonders asynchrone und digitale Lehrangebote können für berufstätige Studierende oder studierende Eltern zukünftig eine große Erleichterung sein. Viele Hochschulen haben bereits angekündigt, einige der neuen digitalen Funktionen auch zukünftig beibehalten zu wollen und in die analoge Lehre mit einzubinden.
Der Präsident des Deutschen Hochschulverbandes (DHV) sagte dazu: „Beide bilden keinen unvereinbaren Gegensatz, sondern können und sollen sich gegenseitig ergänzen und bereichern".
Die Hochschulen haben nun also die Chance sich alter Strukturen zu entledigen und in eine neue, digitale Zukunft der Lehre zu blicken. Ob sie diese auch wahrnehmen werden, wird sich im nächsten Jahr zeigen.
Bildnachweis: Vielen Dank an Geralt@pixabay und Edward Jenner und Anna Shvets@pexels.com
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