Erstmals komplette Videovorlesung an der FU Berlin

Erstmals komplette Videovorlesung an der FU Berlin
Mit E-Learning-Angeboten experimentieren mittlerweile viele Hochschulen, bisher aber größtenteils eher halbherzig. Es gibt zwar oftmals Lernplattformen, deren Zweck sich aber meist noch darin erschöpft, das Vorlesungsskript online verfügbar zu machen. Im Kern ist das Studium noch eine Präsenzveranstaltung.

Blended Learning

Der Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie an der FU Berlin geht nun einen neuen Weg. 14 Vorlesungen werden online als Video angeboten, „die Studierenden können selbst darüber bestimmen, wann und wo sie lernen. So lassen sich auch Beruf und Familie mit dem Studium verbinden. Dieses Konzept ist wegweisend für eine moderne Universität“, sagt Prof. Dr. Nicolas Apostolopoulos, E-Learning-Experte und Leiter des Centers für Digitale Systeme (CeDiS) an der FU.

Prof. Dr. Gerhard de Haas, Leiter des Arbeitsbereiches Erziehungswissenschaftliche Zukunftsforschung, der die Vorlesung „Einführung in die Erziehungswissenschaft“ anbietet, hat dafür nicht stundenlang im Fernsehstudio gestanden, sondern die Präsenzvorlesungen des vergangenen Wintersemesters genutzt: „Ich habe die Vorlesung bewusst nicht in einer Studio-Umgebung aufzeichnen lassen. Die Interaktion zwischen Dozent und Studierenden und die dadurch entstehenden Denkanstöße sind ein wichtiges Instrument zur Motivation und konzentrierten Mitarbeit - auch vor dem Computer."

Drei Präsenzveranstaltungen wird es trotzdem geben, die aber eher als direkte Feedback-Möglichkeiten angelegt sind und nicht als klassische Vorlesung. Das Stichwort lautet Blended Learning, also die Verbindung von klassischen Vorlesungen und Online-Angeboten.

Selbstregulierung, Flexibilität, Individualität
Diese Art der Vorlesung ist ein Pilotprojekt an der Freien Universität. Der Erfolg lässt sich nicht planen, die Beteiligten sind aber optimistisch. Das selbstgesteuerte Lernen, die Flexibilität und Selbstregulierung der Studenten sollen gestärkt werden. Nicht nur durch die Online-Videos, sondern damit einhergehend mit Literatur, Audios oder Selbsttestaten. Ein weiteres Kernelement ist das Motto „Studierende helfen Studierenden“. „Erfahrene“ Kommilitonen haben an der Konzeption mitgearbeitet und fungieren außerdem als Tutoren.

Es ist indirekt auch ein Versuch, die Verschulung des Studiums, wie sie nach den Bologna-Reformen auftrat, mit modernen Möglichkeiten aufzubrechen und den Studierenden die Möglichkeit zurückzugeben, ihr Studium selbst flexibel zu koordinieren. Es ist ein Konzept, dass sich auch andere Hochschulen genau ansehen sollten. „Die Rückmeldungen, die uns bisher erreicht haben, sind sehr konstruktiv und positiv", so Prof. Dr. Apostolopoulos. Der Erfolg von Hochschul-unabhängigen Anbietern kostenloser Lernvideos zeigt das immense Potenzial der Idee weniger Präsenz-orientierter Lehrformen.

Schade: Die Online-Vorlesung ist den Studierenden der Erziehungswissenschaft an der Freien Universität Berlin vorbehalten, die im Wintersemester 2013/14 für die Vorlesung angemeldet sind.

Bildquelle: Vielen Dank an Peter Himsel für das Bild (© Peter Himsel).

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