„Unverschämtheit!“
Klingt komisch? Das dachten sich auch unzählige Hochschulverantwortliche. „Frechheit“ und „Unverschämtheit“ nannte man das Gesetzespaket, zumal die Hochschulen bis kurz vor Schluss gar nicht im Bilde waren. Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) verteidigt die Änderung damit, dass es „aufgrund finanzieller Einsparungsmaßnahmen nötig ist, die Evaluierung der Lehre zu optimieren, da der Stellenabbau an vielen Hochschulen in den vergangenen Monaten zu unterbesetzten Instituten geführt hat. Ein Professor kann nicht mit nur zwei Hilfswissenschaftlern 250 Klausuren kontrollieren, die sich detailliert mit einem Themenkomplex beschäftigen. Für das Einstellen weiterer Kräfte fehlt an vielen Hochschulen das Geld. Multiple Choice optimiert den Prozess, wurde in vielen wissenschaftlichen Veröffentlichungen ausdrücklich empfohlen und ist ohnehin bei den meisten Klausuren Usus.“ Beispiele nannte sie übrigens keine, schob aber nach: „Wissenschaftler sollen sich um die Lehre kümmern, nicht um administrative Aufgaben.“
„Bildung ist Ländersache!“
Die große Koalition erhöht also nicht, wie angekündigt, die Mittel für die Bildung, sondern verwässert die Lehre. Die ersten Proteste ließen nicht lange auf sich warten. Ob das Gesetz lange bestehen bleibt, darf zumindest angezweifelt werden. Jonathan Scherz, Mitglied im fzs (Freier Zusammenschluss von StudentInnenschaften), gab zu bedenken: „Bildung ist immer noch Ländersache. Der Bund darf nur Rahmen vorgeben, für den Rest sind die Länder zuständig. Ob vorgeschriebene Kreuzeltests für alle Studenten noch unter „Rahmen“ fallen, kann zumindest diskutiert werden.“
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