1. Die Finanzierung der ersten eigenen Wohnung
Bevor du dich auf Wohnungssuche begibst, solltest du dir zunächst einmal einen Überblick über deine finanziellen Mittel verschaffen.
Folgende Fragen musst du dir stellen:
• Wie viel BAföG bzw. Unterstützung meiner Eltern bekomme ich?
• Wie viel Geld spült mein Nebenjob monatlich in die Kasse?
• Was deckt ggf. ein Studienkredit ab?
• Welche monatlichen Ausgaben (z.B. für Lebensmittel, Ausgehen, Klamotten, Handyvertrag, Versicherungen, Auto) habe ich?
Wenn du deine monatlichen Einnahmen und Ausgaben verrechnest, erhältst du den Betrag, den die Wohnung (Miete + sonstige Nebenkosten wie Strom, Wasser, Heizung etc.) maximal kosten darf. Plane aber einen Puffer ein! Experten raten dazu, dass die Miete inklusive aller Nebenkosten höchstens 1/3 des Nettoeinkommens betragen sollte, um etwaige plötzlich auftretende Kosten begleichen zu können. Daher ist es generell ratsam, erst einmal kleinere Brötchen zu backen und sich eine kleinere, dafür aber auch langfristig bezahlbare Wohnung zu suchen. Alternativ bieten sich natürlich auch Wohngemeinschaften oder Studentenwohnheime an.
©FirmBee/pixabay.com
2. Die Wohnungssuche
Möchtest du in eine neue Stadt ziehen, die dir noch weitgehend unbekannt ist, empfiehlt es sich, zunächst die zu dir und deinen Bedürfnissen passenden Stadtteile auszumachen. Was ist dir bei deiner ersten eigenen Wohnung wichtig? Die Nähe zur Uni, vielfältige Einkaufsmöglichkeiten, ein buntes Nachtleben oder doch lieber eine ruhigere Gegend, in der du gut lernen kannst?
Anschließend kannst du dir die aktuellen Wohnungsangebote bei Immobilienportalen wie immonet oder immowelt im Netz ansehen. Dank diverser Filter wie Mietpreis, Stadtteil oder Wohnungsgröße hast du die Möglichkeit, die Suche recht schnell einzugrenzen. Doch Obacht: eine günstige Kaltmiete kann täuschen und die Gesamtkosten wesentlich höher liegen. Meistens werden zwar die Nebenkosten mit ausgewiesen, dennoch solltest du stets prüfen, ob es sich beim angebotenen Mietpreis um kalte oder warme Nebenkosten handelt.
Hast du einige interessante Angebote ausgemacht, vereinbarst du Besichtigungstermine. Hierbei gilt: der erste Eindruck zählt und ein freundliches und gepflegtes Erscheinungsbild erhöhen wesentlich deine Chancen, die Traumwohnung zu ergattern. Häufig kommen nämlich viele Bewerber auf eine Wohnung. Sammelbesichtigungen sind die Regel. Gefällt dir die Wohnung, kannst du es auch so zeigen.
Schlussendlich sollte es aber nicht bei einer Wohnungsbesichtigung bleiben. Wichtig ist es Angebote zu vergleichen, Alternativen offen zu halten. Nicht selten wird der Zuschlag für eine Wohnung kurzfristig an einen anderen Bewerber vergeben.
©Free-Photos/pixabay.com
3. Mietvertrag und Übergabeprotokoll
Hast du eine passende Wohnung gefunden und den Zuschlag erhalten, geht es ans Eingemachte. Lass dir vom Vermieter den Mietvertrag aushändigen und lies ihn dir in Ruhe durch. Besonders wichtig sind die Klauseln zu anfallenden Nebenkosten, Bedingungen für potentielle Mieterhöhungen/Mietminderungen sowie Kündigungsfristen. Bevor du den Mietvertrag unterzeichnest, müssen alle offenen Fragen geklärt sein. Am besten lässt du den Vertrag auch noch einmal von einer Vertrauensperson prüfen.
Neben dem Mietvertrag darf auch das Übergabeprotokoll nicht vergessen werden, dass du bei einer gemeinsamen Begehung mit der Vermietung (stellvertretend oft auch dem Hausmeister) anfertigst. In dieses trägst du alle sichtbaren Mängel und Abnutzungserscheinungen der Wohnung ein. So vermeidest du spätere Vorwürfe seitens der Vermietung, dass du die Wohnung selbst beschädigt hast. Häufige Mängel sind z.B. kaputte Lichtschalter oder Fenstergriffe, Schimmel in Fenster- oder Badfugen oder zerkratztes Laminat. Darüber hinaus werden in dem Protokoll auch alle aktuellen Zählerstände (Strom, Wasser, Gas) eingetragen.
Das Übergabeprotokoll wird in doppelter Ausführung (1x für dich/1x für die Vermietung) angefertigt und sowohl von dir als Mieter als auch dem Vermieter unterschrieben.
Hinweis: Am besten fotografierst du die Mängel zusätzlich und schickst sie direkt deinem Vermieter per Mail. So hast du später auch einen Nachweis, wann die Aufnahmen gemacht wurden.
©Aymanjed/pixabay.com
4. Die neue Wohnung einrichten
Die meisten Studenten müssen auch bei der Wohnungseinrichtung auf ihr Budget achten. Gerade bei der Küche kommen schnell einige hundert Euro zusammen. Wenn du also nicht zufällig eine Küche aus zweiter Hand bekommen kannst, solltest du schon bei der Wohnungssuche auf Angebote mit Einbauküche achten.
Zudem brauchst du in deiner Wohnung zumindest ein Bett, einen Schreibtisch, einen Schreibtischstuhl, einen Kleiderschrank und ein Regal. Gutes Sparpotential bieten hierbei Flohmärkte, Haushaltsauflösungen oder Webseiten wie ebay Kleinanzeigen, wo du günstig gebrauchte Möbel erstehen kannst.
Oftmals haben auch Verwandte oder Freunde noch alte Möbel im Keller herumstehen, die sie dir sicherlich gern überlassen. Shabby Chic ist gerade total angesagt und mit ein bisschen Kreativität und Farbe wird auch aus Omis heißgeliebtem Gelsenkirchener Barock Buffetschrank ein echter Hingucker.
Auch bei Elektrogeräten wie Kühlschrank, Herd oder Waschmaschine bzw. Kleingeräten wie Toaster, Kaffeemaschine oder Mikrowelle lässt sich schnell das ein oder andere Schnäpperle machen. Es rentiert sich, die Werbeprospekte zu studieren und im Netz nach passenden Angeboten zu suchen. Vergiss dabei aber nicht, auf den Energieverbrauch der Geräte zu achten!
Extra Tipp: Kleine Räume sehen aufgeräumt größer aus! In offenstehenden Regalen mit praktischen Aufbewahrungsboxen lässt sich Kleinkram besonders gut verstauen. Und das Beste daran: Niemand wird sehen, wie es in den Boxen aussieht. Ferner ist ein Bett mit Schubkästen zu empfehlen, so hast du extra Stauraum und nutzt den Platz deiner Wohnung optimal aus.
©Medhat Ayad/pexels.com
5. Der Umzug
Auch der Umzug selbst will gut geplant sein. Statt einer teuren Spedition lohnt es sich, vorab die Preise genau zu vergleichen. In jeder größeren Stadt gibt es die Möglichkeit, Studententransporter bzw. Mietwagen mit Studentenrabatt günstig anzumieten. Am besten wählst du den Umzugstag außerhalb des Wochenendes und des Monatsendes, da viele Autovermietungen dann die Preise erhöhen.
Kümmere dich auch frühzeitig um ausreichend Umzugshelfer. Bei der Gelegenheit kannst du Freunde und Familienmitglieder gleich fragen, ob sie zufällig noch alte Umzugskartons im Keller stehen haben, die du dir ausleihen darfst. So musst du nicht auf teure Kartons aus dem Baumarkt zurückgreifen.
Nun geht es ans Kisten packen. Dies ist die perfekte Möglichkeit um auszumisten und jahrelang nicht getragene Klamotten, alte Bücher oder ewig nicht gehörte CDs auszusortieren. Mit etwas Glück lassen sich die Schätze sogar noch zu etwas Geld machen. Klamotten lassen sich schnell bei Kleiderkreisel oder Kleiderkorb; Bücher, Musik, Filme und Technik bei Recommerce Unternehmen wie reBuy oder wirkaufens.de verticken.
Ist der Umzugstag gekommen, sollten alle Umzugskartons verpackt und die Möbel bereits abgebaut sein. Achte beim Beladen des Umzugswagen darauf, dass alles fest sitzt und kein Übergewicht auf einer Autoseite herrscht. Großgeräte wie Waschmaschine, Herd und Kühlschrank sollten in der neuen Wohnung immer zuerst aufgestellt werden. Daher kommen sie als Letztes in den Umzugswagen.
Hinweis: Eine ausführliche Umzugscheckliste haben wir dir in unserem Artikel Umzugstipps für Studenten zusammengestellt.
©PhotoMIX Ltd./pexels.com
6. Behörden, Ämter und viel Papierkram
Nach deinem Umzug musst du dich beim Einwohnermeldeamt innerhalb von 14 Tagen ummelden. Die Ummeldung kann von dir persönlich oder von einer bevollmächtigten Person durchgeführt werden. Bei dem Meldeamt wirst du gefragt, ob die neue Adresse dein Haupt- oder Nebenwohnsitz ist. Viele Studenten möchten gern auch weiterhin das Elternhaus als Erstwohnsitz nutzen und geben die Studentenwohnung daher als Zweitwohnsitz an. Das Problem: die meisten Städte erheben eine sogenannte Zweitwohnungssteuer, die bis zu 10% der Jahreskaltmiete betragen kann. Es kann also durchaus sein, dass du zur Kasse gebeten wirst.
Wenn dein Lebensmittelpunkt in der neuen Stadt liegt, empfiehlt es sich daher, die Wohnung auch als Erstwohnsitz anzugeben. Die Hauptwohnsitzmeldung hat nämlich einen weiteren Vorteil: Viele Städte bieten zugezogenen Studierenden ein Begrüßungsgeld oder Sachgeschenke an. Du kannst dich somit auf eine Finanzspritze von bis zu 250 Euro freuen, wenn du deinen Hauptwohnsitz verlagerst.
Erkundige dich deshalb beim Einwohnermeldeamt und frage nach einem Begrüßungsgeld für Studenten. Gerne verheimlichen die Ämter das Begrüßungsgeld um Kosten zu sparen. Sprich das Thema einfach direkt an, dann erhältst du garantiert die Leistung, die dir auch zusteht. Ob auch in deiner Wahlheimat eine Prämie für zugezogene Studenten ausgeschrieben ist, findest du in unserem Artikel zu Begrüßungsgeld für Studenten.
TIPP: Die meisten Studenten ziehen zum Ende der Semesterferien um. Dementsprechend voll ist es auf den Einwohnermeldeämtern - Wartezeiten von bis zu 3 Stunden sind keine Seltenheit. Um dem vorzubeugen, bieten viele Bürgerämter die Möglichkeit, vorab einen festen Termin online zu vereinbaren.
Darüber hinaus musst du deine neue Adresse auch diversen Ämtern (z.B. BAföG-Amt), der Rundfunkbeitrag Zentrale (früher GEZ) und deinen Versicherungen mitteilen.
Wenn du an deiner alten Adresse noch wichtige Post erwartest, ist ein Nachsendeauftrag durchaus berechtigt. Normalerweise ist es aber nicht notwendig. Vermeide einfach bis eine Woche vor dem Umzug wichtige Postlieferungen an deine Adresse zu bestellen. Hast du vorher bei deinen Eltern gewohnt, können sie deine Post annehmen. In der alten WG solltest du die Kontakte zu deinen ehemaligen Mitbewohnern behalten und nach Briefen oder Paketen nachfragen, die fälschlicherweise an deine alte Adresse gesendet wurden.
Zum Thema Versicherungen: vermutlich hast du dir hierzu bislang noch nicht nennenswerte Gedanken gemacht, da du über deine Eltern mitversichert warst. Sobald du eine eigene Wohnung beziehst, ist aber der Abschluss der folgenden 2 Versicherungen mehr als sinnvoll:
©stevepb/pixabay.com
Private Haftpflichtversicherung
In Deutschland ist es gesetzlich geregelt, dass du dazu verpflichtet bist, den Schaden, den du einem Dritten zufügst, zu ersetzen. Daher solltest du unbedingt eine private Haftpflichtversicherung abschließen sobald du eine eigene Wohnung beziehst und dich beim Einwohnermeldeamt umgemeldet hast. Denn ab diesem Zeitpunkt bist du nicht mehr über deine Eltern haftpflichtversichert.
Diese Versicherung schützt dich vor Sach-, Personen- und Vermögensschäden. Der Jahresbeitrag liegt in der Regel zwischen 80 und 100 Euro, was im Verhältnis zu den möglichen, auf dich zukommenden Schadenskosten, durchaus erträglich ist. Beim Abschluss raten Experten zu einer Deckungssumme von mindestens 3 Millionen Euro für Personenschäden und Sachschäden.
Empfehlung: Ein sehr gutes Angebot bietet zurzeit Getsafe. Die private Getsafe Haftpflichtversicherung ist zunächst 3 Monate gratis, täglich kündbar und kann über eine eigene App verwaltet werden. Nach den ersten drei Monaten bezahlst du abhängig von deinem Tarif schlanke 40 bis 60 Euro jährlich. Die Deckungssumme bei Personen- und Sachschäden ist mit 50 Millionen Euro sehr hoch. Zudem bietet Getsafe noch weitere attraktive Konditionen, die auf jeden Fall einen Blick wert sind.
Hausratversicherung
Darüber hinaus ist es auch angebracht, eine Hausratversicherung abzuschließen. Es handelt sich analog zur Haftpflichtversicherung hierbei um keine per Gesetz verpflichtende Versicherung. Diese Versicherung übernimmt jedoch die Kosten für die Reparatur bzw. Neuanschaffung aller in deiner Wohnung befindlichen Gegenstände bei Beschädigungen durch Brand, Blitzschlag, Hagel, Sturm, Wasserrohrbruch, Einbruch, Diebstahl und Vandalismus. Zu den Gegenständen gehören sowohl deine Möbel wie auch Elektrogeräte und Technik, Bücher, Klamotten oder Küchenutensilien.
Beim Abschluss solltest du darauf achten, dass finanzieller Aufwand und der Wert deines Haushalts in einem gesunden Verhältnis zueinander stehen. Häufig berechnen die Versicherungen die Beiträge nach der zugrundeliegenden Wohnfläche. Pro Quadratmeter wird dabei in der Regel mit einer Schadenssumme von 650 Euro gerechnet. Vermutlich beträgt der Wert deines Hausrats jedoch nicht mehrere 10.0000 Euro. Die Deckungssumme sollte daher am realen Wert gemessen werden. Informiere dich vorab, ob es nicht spezielle Konditionen für Studenten bei deiner Versicherung gibt.
7. Sparsam wohnen
Die Nebenkosten Abrechnungen fressen schnell ein großes Loch in deine Finanzen. Damit es hier kein böses Erwachen gibt, gilt es an allen Stellen zu sparen, wo es geht.
©Bru-nO/pixabay.com
Heizung
Beim Heizen gilt: jedes Grad weniger spart etwa 6% an Heizenergie. Die allgemeine Wohlfühltemperatur liegt im Wohnbereich bei 20°C, in der Küche bei 18°C und im Schlafzimmer bei 17°C.
Um die Wärme zu halten, ist es daher im Winter ratsam, die Wohnung stets nur 10 Minuten Stoßzulüften. In dieser Zeit schaltest du die Heizung komplett aus. Thermostate helfen zudem, die Heizkosten zu senken. Bist du auswärts unterwegs sparst du auch mit Zeitschaltuhren.
Ungemütlich wird es, wenn du merkst, dass deine Fenster bzw. Türen nicht dicht sind. Doch hier kann man sich leicht Abhilfe verschaffen. Abdichtungsband gibt es für wenige Euro im Baumarkt. Es ist leicht anzubringen und sorgt dafür, dass keine wertvolle Energie verloren geht.
Magst du es gern kuschelig warm, willst aber nicht ständig heizen, dann empfehlen wir dir alternativ den Konsum wärmender Lebensmittel und scharfer Gewürze sowie das Tragen von Funktionswäsche aus Merinowolle oder die Preise für Gas, Wasser und Strom zu vergleichen. Bei einem schlechten Tarif hilft auch keine gute Isolierung. Denk also über deinen Verbrauch und deinen Tarif nach, wenn du in eine eigene Wohnung ziehst.
Strom
Wusstest du, dass die meisten elektrischen Geräte auch im Stand By Modus Strom verbrauchen? Das erscheint zwar auf den ersten Blick nicht viel, kann aber auf ein Jahr gerechnet schnell Kosten im dreistelligen Bereich verursachen. Abhilfe verschaffen abschaltbare Steckdosenverteiler und energiesparende Elektrogeräte.
Gerade bei letzterem lohnt es sich, bei der Anschaffung etwas tiefer ins Portemonnaie zu greifen und dafür langfristig die Kosten gering zu halten. Achte beim Kauf von Kühl- und Gefriergeräten auf die Energieeffiziensklasse (Farbe grün für sehr niedrigen Energieverbrauch von A+ bis A+++ ) bzw. das GEFA-Zeichen bei Fernsehern, Musikanlagen, Rechnern und Druckern.
Fazit:
Das Leben in einer eigenen Wohnung muss organisiert sein. Du alleine kümmerst dich um die Wohnungssuche, Einrichtung bis hin zu Versicherungen. Aus diesem Grund solltest du deine Organisationsfähigkeiten nicht überschätzen und realistisch an dein Projekt eigene Wohnung herangehen. Im besten Falle holst du dir Unterstützung von deinen Eltern, Familien und Freunden. Hast du einmal alle Hürden überwunden, profitierst du von der Ruhe und Freiheit das zu tun, was du selbst tun möchtest.
Bildquelle: Vielen Dank an podlesakpetr für das Titelbild (© podlesakpetr / www.pixabay.de)
Diese Artikel könnten dich auch interessieren:
Wohnungssuche für Studenten: Tipps & Tricks
WG oder doch lieber eine eigene Wohnung?
Tipps für das Zusammenziehen
Als Student keine Wohnung gefunden - Was tun?
Umzugstipps für Studenten
So gelingt der Start in die erste eigene Studentenwohnung
Trend Do it yourself