Studieren mit Stipendium

Studieren mit Stipendium
Ohne Moos nichts los. Das gilt v.a. während der ohnehin finanziell kargen Studentenjahre. Eine gute Alternative zum schlecht bezahlten Nebenjob und BAföG sind Stipendien. Um ein solches zu ergattern sind gute Leistungen im Studium natürlich optimal, aber nicht in jedem Fall obligatorisch. Vielmehr kannst du auch durch soziales und gesellschaftliches Engagement bzw. politische Aktivität gefördert werden.

Was ist ein Stipendium?


Spricht man von einem Stipendium, dann meint man in erster Linie eine Art der Begabtenförderung. Zumeist werden Künstler, Sportler, Studenten, Schüler oder junge Wissenschaftler durch eine Zahlung unterstützt.

Dabei gibt es unterschiedliche Organisationen oder Stiftungen, die einmalige Beitragssummen ausschreiben bzw. monatliche Zahlungen anbieten. Im Gegensatz zu einer BAföG Förderung muss der Betrag anschließend nicht zurückgezahlt werden. Weiterhin schließt sich an die Unterstützung auch eine ideelle Förderung an. Der Stipendiat wird häufig zu Veranstaltungen eingeladen, die zu Weiterbildungs- oder Repräsentationszwecken genutzt werden. Die Anwesenheit zu Letzterem ist bei manchen Stipendien Pflicht, teilweise auch freiwillige Erwartung.

Ferner ist die regelmäßige Anfertigung von Berichten, die den Ausbildungs- bzw. Arbeitsverlauf dokumentieren, eine herkömmliche Praxis. Der Förderer möchte schließlich wissen, wie du dein Geld verwendest und wie du mit deiner Arbeit vorankommst.

Neben großen staatlich finanzierten Stipendien gibt es auch eine Reihe von kleineren Organisationen. Diese werden hauptsächlich privat finanziert. Im Vergleich zu den hoch bezahlten Vollstipendien fallen private Beiträge häufig geringer aus. Dagegen werden aber kleine, spezifische Gruppen angesprochen, die sonst bei den großen, breitaufgestellten Organisationen weniger Beachtung finden. So gibt es diverse Stipendiengeber für ausgefallene Forschungsthemen oder kuriose Kunstprojekte.

Wie viele Studenten bekommen ein Stipendium?


In Deutschland gibt es über 2.300 Stipendienprogramme und etwa vier Prozent der Studenten nutzen das Angebot aktiv. Jeder fünfte davon wird durch das Deutschlandstipendium gefördert. Mit 300 Euro ist der Förderbetrag im Vergleich ein guter Durchschnittswert. Weitere 50 Prozent der Stipendiaten werden durch eines der 13 Begabtenförderungswerke wie die Konrad-Adenauer- oder Heinrich-Böll-Stiftung unterstützt. Das Grundstipendium fällt mit maximal 735 Euro mitunter sehr üppig aus.

Im Hinblick auf die geringe Zahl der Stipendiaten könnte man annehmen, dass der Bewerbungsprozess entsprechend schwierig gestaltet ist. Das Gegenteil ist der Fall: Laut aktuellen Studienergebnissen gehen jedes Jahr 20 Prozent der Stipendiengelder ins Nichts, da kaum genug Bewerbungen eingehen. Dabei gibt es kein Grund sich vor der Bewerbung zu fürchten. Nach einer Umfrage haben von 3000 Studierenden 80 Prozent angegeben, dass sie sich auf ein Stipendium erfolgreich beworben haben. Lediglich 11 Prozent haben eine Absage erhalten. Aufgrund der geringen Bewerbungsquote und den hohen Förderungsbeträgen lohnt sich die Bewerbung auf ein Stipendium in jedem Fall.

Wie bewerbe ich mich für ein Stipendium?


Grundsätzlich bewirbt man sich für ein Stipendium durch eine umfangreiche schriftliche Bewerbung. Damit es mit dem Stipendium klappt, haben wir dir bereits in einem anderen Artikel detailliert die besten Tipps zur Bewerbung vorgestellt.

Man kann festhalten, dass große Organisationen ein Motivationsschreiben, Lebenslauf sowie die entsprechenden Zeugnisse oder Arbeitsproben von dir bei der Bewerbung erwarten werden. Außerdem kannst du durch die Empfehlung eines Dozenten extra Pluspunkte sammeln. Dennoch variieren die einzureichenden Dokumente stark von Organisation zu Organisation. Aus diesem Grund suchst du dir am besten auf der Webseite des jew. Stipendienstifters die nötigen Informationen heraus.

Nach der eigentlichen Bewerbungsphase ist es üblich, dass du zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen wirst. Die Stipendiengeber möchten dabei die Person hinter der Bewerbung näher kennenlernen. Ebenso sind Gruppendiskussionen, schriftliche Eignungstests oder Vorträge zur Überprüfung deiner Fähigkeiten weitverbreitet.

Gibt es ein Stipendium ohne gute Noten & Ehrenamt?


Ein lupenreiner Lebenslauf, hervorragende Leistungen in Schule und Studium und natürlich sozial, gesellschaftlich oder politisch engagiert: So sieht der perfekte Bewerber für ein Stipendium aus. Falsch gedacht! Heute gilt schon lange nicht mehr das eingestaubte Ideal des perfekten Studenten. Jeder möchte sich austoben, etwas Neues ausprobieren. Wenn aus diesem Grund die entsprechende Leistung nicht erbracht werden kann, dann heißt es nicht, dass diese Person keine Chancen auf eine Stipendien Förderung hat. Ebengleich kann eine soziale Benachteiligung ausschlaggebend für schlechtere Noten sein, was noch nichts über den Charakter oder das Talent der Person aussagt.

Aus diesem Grund gibt es Stiftungen und Einrichtungen, die sich auf sozial Benachteiligte, begabte Freidenker oder besondere Talente fokussieren. Dafür musst du keine guten Noten vorzeigen oder besonders engagiert sein. Meistens reichen wenige Voraussetzungspunkte. In unserem Artikel über das Stipendium ohne gute Noten haben wir dir die besten Alternativen vorgestellt, wie du als „Normalo“ ein Stipendium erhältst.

Wir haben die besten Stipendien für Studenten in der Übersicht:


In Deutschland können so ziemlich alle Bevölkerungsschichten von einem Stipendium profitieren. Die dargestellte Übersicht ist lediglich eine kleine Auswahl der über 1000 angebotenen Stipendien.

Deutschlandstipendium


Das von Bund und privaten Stiftern finanzierte Deutschlandstipendium gibt es erst seit April 2011.

Das Programm fördert insbesondere Studierende, die herausragende Studienleistungen zeigen und sich im gesellschaftlichen Rahmen engagieren. Monatlich kannst du mit ca. 300 Euro rechnen, wobei dir die Unterstützung für 2 Semester genehmigt wird, anschließend erfolgt dann eine neuerliche Prüfung der Förderkriterien.

Das Stipendium ist einkommensunabhängig und auch mit BAföG kombinierbar. Die Bewerbung für das Stipendium erfolgt direkt an deiner teilnehmenden Hochschule, welche die Stipendiaten letztlich auch auswählt.



Deutschlandsstipendium Förderung studieren
©deutschlandstipendium.de

Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes


Die Studienstiftung des deutschen Volkes ist bundesweit das größte Begabtenförderungswerk und zugleich als einziges politisch, konfessionell und weltanschaulich unabhängig. Aktuell werden ca. 11.000 talentierte Studenten und Doktoranden gefördert.

Neben außergewöhnlicher Leistung kommt es hier v.a. auf Initiative und Verantwortungsbewusstsein an. Für das Stipendium kannst du durch einen Dozenten bzw. Hochschulleiter vorgeschlagen werden oder du ergreifst die Initiative und bewirbst dich selbst.

Die Selbstbewerbung mit der Anmeldung zum Auswahltest (daran schließen sich dann 2 Einzelgespräche, Gruppendiskussionen mit Kurzvorträgen sowie ein Wochenendseminar an) ist für Studenten im 1. und 2. Semester (Maximalalter: 35 Jahre) jeweils im Januar oder Februar möglich.

Als Stipendiat wirst du bis zum Ende der Regelstudienzeit gefördert. Dies gilt jedoch nicht für Zweit-, Zusatz- oder Aufbaustudien.



Studienstiftung des Deutschen Volkes Finanzierung
©studienstiftung.de

Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung


Bei der Begabtenförderung der Konrad-Adenauer-Stiftung KAS sind v.a. Leistungsbereitschaft, soziales und politisches Engagement sowie die Orientierung an christlich-sozialen Werten gefragt.

Die zum Zeitpunkt deiner Bewerbung (Bewerbungsschluss sind stets der 15. Januar bzw. 1. Juli; bei Promotionsstipendien: 15.04., 15.07. und 15.12.) für das Stipendium erbrachten Leistungen sollten daher einen überdurchschnittlichen Abschluss des Studiums oder der Promotion erwarten lassen.

Beim Auswahlverfahren wird eine interne Vorauswahl getroffen, woran sich ein intensives Auswahlgespräch anschließt.

Von der Förderung ausgeschlossen sind Personen, die bei Förderungsbeginn älter als 32 Jahre sind, Studenten, die in weniger als 4 Semestern die Förderungshöchstdauer gemäß BAföG erreichen, die Teilzeit an der Fernuni Hagen studieren sowie Studierende eines Zweitstudiums, die bereits ein berufsbefähigendes Hochschulexamen aufweisen.



Konrad Adenauer Stiftung Stipendium
©kas.de

Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung


Die Studienförderung der Friedrich-Ebert-Stiftung unterstützt ambitionierte Talente, die sich für eine gerechte Gesellschaft im Sinne der sozialen Demokratie einsetzen.

Schon als Studienanfänger kannst du ein „Stipendium auf Probe“ erhalten. Wenn du dann 2-3 Semester mit deinen Leistungen und deinem gesellschaftlichen Einsatz überzeugst, wirst du in die reguläre Förderung aufgenommen.

Trotz Probezeit genießt du alle üblichen Vorteile: finanzielle Unterstützung, ein umfassendes Seminarprogramm sowie die Einbindung in ein enges Netzwerk aus Stipendiaten, Ehemaligen und Vertrauensdozenten, die dir bei Startschwierigkeiten helfen.

Die monatliche Förderung beträgt bis zu 597 Euro (Berechnung erfolgt analog BAföG und richtet sich u.a. nach dem Einkommen der Eltern). Hinzu kommt ein einkommensunabhängiges monatliches Büchergeld von 150 Euro.



Friedrich Ebert Stiftung Stipendium
©fes.de

Stipendium der Heinrich-Böll-Stiftung


Jährlich werden ca. 1000 Studenten und Promovenden der verschiedensten Studiengänge und Nationalitäten von der Heinrich-Böll-Stiftung gefördert.

Neben herausragenden Studien- und wissenschaftlichen Leistungen, gesellschaftlichem oder sozialem Engagement und politischen Interesse, punktest du bei deiner Bewerbung mit der aktiven Auseinandersetzung mit den Grundwerten der Böll-Stiftung: Nachhaltigkeit, Ökologie, Demokratie, Menschenrechte, Selbstbestimmung sowie Gerechtigkeit.

Zielgruppen sind u.a. Studierende der 1. Generation, mit Migrationshintergrund bzw. die an einer FH studieren. Zudem liegen Schwerpunkte bei der Förderung auf bestimmten Fächergruppen wie Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik- bzw. Ingenieurwissenschaften und hierbei v.a. auf dem Bereich Umweltforschung.

Das Auswahlverfahren verläuft dreistufig: nach der schriftichen Bewerbung erfolgt ein Fachgespräch mit dem Vertrauensdozenten sowie ein Auswahlworkshop mit Einzelgesprächen und Gruppendiskussionen.

Die Bewerbungsfristen enden stets zum 1. März bzw. 1. September. Für ein allgemeines Studienstipendium kannst du dich vor bzw. bis maximal zur Aufnahme des 3. Semesters bewerben.



Heinrich Böll Stiftung Stipendium
©boell.de

Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw)


Im Studienförderwerk Klaus Murmann der Stiftung der Deutschen Wirtschaft erhältst du neben Stipendienleistungen auch Zugang zu einem vielfältigen Programm an Seminaren, Akademien, Dialogforen, Trainings sowie Projektarbeiten.

Gefördert werden leistungsstarke und gesellschaftliche Studenten und Doktoranden (maximal 32 Jahre) aller Studienrichtungen und Hochschularten. Lehramtsstudenten haben zudem die Wahl, sich für einen Platz im Studienkolleg oder um die Aufnahme in das allgemeine Förderprogramm des Studienförderwerks zu bewerben.



Stiftung der Deutschen Wirtschaft
©sdw.org

Fazit:

Schlussendlich gibt es ein vielschichtiges Angebot an Stipendien, die keine Bevölkerungsgruppe auslässt. Ein Stipendium sorgt für ein (zumindest finanziell) sorgenfreies Studentenleben und selbst ohne gute Noten ist es möglich, eine Förderung zu erhalten. Die Bewerbung für ein Stipendium lohnt sich schon allein deshalb, weil du die Förderleistungen nach deinem Abschluss nicht zurückzahlen musst. Des Weiteren profitierst du von dem umfassenden Netzwerk der Organisationen. Durch die Förderung kannst du neue Kontakte knüpfen und begegnest vielleicht deinem neuen Arbeitgeber.

Bildquelle: Vielen Dank an Icrumling für das Titelbild (© Icrumling / www.sxc.hu).

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Kommentare

Userbild von Uniturm-Team
30. Mai 2012 · 14:21 Uhr
uniturm-team
Update zum Deutschland-Stipendium:

Laut der gerade veröffentlichten Bundesstatistik zum Deutschlandstipendium, wurden 2011 rund 5400 Studierende mit einem Deutschlandstipendium gefördert. Die Hälfte von ihnen sind Frauen, der Anteil der BAföG- Empfänger entspricht mit 1/4 demjenigen unter allen Studierenden. Die Förderer haben 2011 über 50 % der Gelder ohne Zweckbindung vergeben und damit weit mehr, als das gesetzlich vorgeschriebene Minimum von 1/3.

„Befürchtungen, wonach nur Studierende aus bessergestellten Elternhäusern gefördert und die Natur- und Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften durch die Mittelgeber über Gebühr bevorzugt würden, haben sich als grundlos erwiesen. Auch die Behauptung, nur Hochschulen in wirtschaftsstarken Regionen würden genügend Förderer finden, ist falsch“ , sagt Staatssekretärin Cornelia Quennet-Thielen.

3/4 aller Hochschulen beteiligen sich am Deutschlandstipendium. Von diesen haben 2/3 die Quote voll ausgeschöpft.
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