Dein Marktwert: worauf es Unternehmen ankommt

Dein Marktwert: worauf es Unternehmen ankommt

Marktwert von Studenten – gute Noten sind nicht alles


Ein Abitur mit guten bis sehr guten Leistungen, das Studium in Regelstudienzeit absolviert und das ebenfalls mit überzeugenden Ergebnissen – gute Voraussetzungen für den Berufsstart, sollte man meinen. Doch auch auf „das Drumherum“ kommt es an.

Man stelle sich folgendes Szenario vor: Der neue Junior Consultant einer renommierten Unternehmensberatung tritt gerade seinen Dienst an. Zuvor hat er alle anderen Bewerber durch Bestnoten ausgestochen. Schon nach kürzester Zeit zeigt sich, dass der neue Mitarbeiter ein wahrer Einzelkämpfer ist – das ist in dieser wie in vielen anderen Branchen etwas Schlechtes. Weder bei internen noch bei Kundenmeetings bringt er auch nur das leiseste Wort heraus. Die Branchen jener Kunden kennt er allenfalls vom Hörensagen, wenn überhaupt. Es stellt sich die Frage, inwieweit der Unternehmensberatung mit diesem Mitarbeiter, der im Studium ein echter Überflieger war, geholfen ist. Die Antwort dürfte knapp ausfallen: Gar nicht.

Dieses Beispiel mag dem Extremfall entsprechen. Es zeigt jedoch, dass Noten nicht alles sind. Das ist eine gute Nachricht für diejenigen, die während ihrer Ausbildung eher im Mittelfeld schwimmen. Es bedeutet jedoch auch, dass ein gewisses Maß an Eigeninitiative gefragt ist, um den persönlichen Marktwert zu steigern. Die beste Zeit dafür ist das Studium.

Marktwert von Studenten
©Alexas_Fotos/pixabay.com

Marktwert von Studenten: Worauf kommt es den Unternehmen an?


Den Marktwert von Studenten messen Personaler am Anforderungsprofil der vakanten Stelle. Das macht auch nur Sinn. Auf welche Leistungen es vor allem ankommt, erfahrt ihr im Folgenden.

Soft Skills


Im obigen Beispiel habt ihr es vielleicht schon mitbekommen: Bei unserem Junior Consultant handelt es sich um einen Theoretiker par excellence. Sicher verfügt er über analytisches Denken und hat eine Gabe für das Erkennen logischer Zusammenhänge – sonst wäre er wohl nicht an sein gutes Abschlusszeugnis gelangt. Was ihm aber fehlt, sind die notwendigen Soft Skills.

Neben harten spielen auch die weichen Faktoren zunehmend eine Rolle. Die Berufswelt vernetzt sich immer mehr, langfristige Aufgaben werden kaum noch auf Einzelpersonen gesplittet, sondern von Projektteams als großes Ganzes betreut. Das erfordert Kommunikationsbereitschaft und Teamfähigkeit.

Weitere Anforderungen können je nach Aufgabenbereich variieren. Angehende Personaler sollten für den souveränen Umgang mit Kandidaten beispielsweise einiges an Verhandlungsgeschick mitbringen. Juristen sind in der Regel gute Rhetoriker und Mediziner im Gespräch mit Patienten möglichst einfühlsam. Die Liste mit Beispielen ließe sich noch lange fortführen. Jede Branche verlangt unterschiedliche Soft Skills, die einem während des Studiums jedoch kaum vermittelt werden.

Leistungen im Studium


Die Leistungen allein entscheiden nicht über den Marktwert von Studenten. Das heißt jedoch nicht, dass sie bedeutungslos sind. Im Gegenteil: Hinter ihnen verbergen sich unter Umständen ein paar wesentliche Informationen, die mitunter sogar etwas über eure Persönlichkeit aussagen.

Wer durchweg gute bis sehr gute Noten bei Klausuren, Referaten und Facharbeiten erzielt, der hat sich diese Ergebnisse hart erarbeitet. Nur in absoluten Ausnahmenfällen handelt es sich hierbei um Genies, denen alles zufällt und die faktisch nichts oder nicht viel für ihr Studium mit Bestnoten tun müssen. Folglich sind Noten ein guter Indikator für eurer Engagement und eure Lernfähigkeit.

Das gilt übrigens auch für die Dauer eures Studiums. Habt ihr eure Ausbildung in der Regelstudienzeit absolviert oder brauchtet ihr ein, zwei oder gar drei Semester mehr, ohne dass es dafür einen außergewöhnlichen Grund gab (z.B. eine Schwangerschaft während der Studienzeit)? Wer sein Studium sehr viel länger als nötig ausdehnt, wirkt weniger zielstrebig.

Noten spiegeln zudem euer Interesse wider. Bewerbt ihr euch als Wirtschaftswissenschaftler auf eine Stelle als Junior Marketing Manager, wäre es der Sache wohl nicht dienlich, wenn ihr im Fach Marketing mit Hängen und Würgen eine 4,0 erreicht habt. Ob ihr dann wirklich für den Beruf geeignet seid, darf bezweifelt werden. Normalerweise fällt ein Modul den Studenten leichter, die ein starkes Interesse für den jeweiligen Fachbereich hegen.

Motivation


Es gibt einen Grund dafür, warum das Bewerbungsanschreiben noch immer so beliebt bei Personalern ist. Anstatt es mit Phrasen zu füllen, die der Referent schon tausendmal gelesen hat, solltet ihr darin eure Motivation zum Ausdruck bringen, warum ihr euch für eben genau diesen Beruf in eben genau diesem Unternehmen entschieden habt.

Nur wer sich mit seinem Beruf identifiziert und diesen gerne ausübt, kann auch voll in ihm aufgehen.

Was steigert den Marktwert von Studenten?


Einfach „nur“ zu studieren, wird in den wenigsten Fällen reichen, um in der Berufswelt zu überzeugen. Wollt ihr die Initiative ergreifen und euren Marktwert steigern, können die folgenden Maßnahmen sicher nicht schaden.

Marktwert von Studenten
©kalhh/pixabay.com

Weiterbildungen


Berufserfahrung direkt nach dem Studium? Was so mancher Personaler bei der Besetzung einer vakanten Stelle sicherlich gerne hätte, ist in den allermeisten Fällen reine Utopie. Nur wer vor dem Studium eine Ausbildung in dem gefragten Bereich absolviert hat, kann hier zumindest etwas vorweisen. Alle anderen müssen anderweitig punkten, beispielsweise mit Weiterbildungen.

Eine Weiterbildung muss keine betriebsinterne Maßnahme sein (hier spricht man ohnehin eher von Fortbildungen). Auch im Rahmen des Studiums kann eine Weiterbildung absolviert werden, etwa in Form von fakultativen Kursen. So sind zum Beispiel BWL-Kenntnisse in den meisten Berufsgruppen sehr gefragt. Eine Option wäre daher, ein betriebswirtschaftliches Modul an eurer Hochschule/Universität zu besuchen. Wenn die eigene Uni nicht die geeignete Adresse für eine Weiterbildung ist, könnte es zum Beispiel ein Abendkurs an der Volkshochschule sein.

Tipp: Wollt ihr im Lebenslauf mit eurer Weiterbildung Eindruck schinden, tut ihr das am besten nur, wenn sie auch wirklich Relevanz für die beworbene Stelle hat. Ansonsten solltet ihr euch in Zurückhaltung üben, da zu viele irrelevante Informationen den Lebenslauf nur aufblähen.

Praktika


Im Praktikum kocht man anderen Leuten bei schlechter Bezahlung ihren Kaffee. Das Klischee ist ein Extremfall, der sich hartnäckig in den Köpfen der Bewerber hält und ein Grund dafür ist, warum es so unbeliebt ist.

Ja, die Vergütung wird mit der einer Vollzeitstelle im selben Bereich höchstwahrscheinlich kaum vergleichbar sein. Und dennoch: Praktika sind eine gute, wenn nicht die beste Möglichkeit, den Marktwert von Studenten zu steigern. Immerhin bieten sie einen Einblick in die Berufswelt und beugen dem Praxisschock vor. Dieser ist nicht einfach irgendein Neologismus, sondern beinharte Realität. Damit nicht erst nach dem Absolvieren der theoretischen Ausbildung die Erkenntnis folgt, dass man sich mit dem gewählten Berufszweig weder identifizieren kann, noch sich in ihm zurecht findet, beinhalten die meisten Studiengänge heutzutage mindestens ein Pflichtpraktikum.

Was die Wahl eures Praktikumsbetriebes anbelangt, habt ihr das Zepter selbst in der Hand. Soll heißen: ihr entscheidet, wo ihr euch bewerben wollt. Recherchiert vor der Bewerbung Erfahrungsberichte von ehemaligen Bewerbern, Mitarbeitern und natürlich vor allem Praktikanten. Nehmt ihre Aussagen ernst, denn ihre Infos kommen aus erster Hand!

Nebenjobs


Laut Statista.de gehen 51,5% der Studenten zwischen Vorlesungen und Seminaren einem Nebenjob nach – in den Semesterferien sind es sogar noch mehr. Dabei wählen sie längst nicht mehr nur die beliebtesten Nebenjobs wie Kellnern oder Regale im Supermarkt einsortieren.

Heutzutage geht es beim Nebenjob, ähnlich wie beim Praktikum, darum, schon einmal erste Berufserfahrungen sammeln zu können.

Den Hauptgewinn hat wohl der, der eine Stelle als Werkstudent innehat. Diese hat meist direkten Bezug zum Studienfach und öffnet womöglich eine erste Tür zum Karrierestart.

Auslandsaufenthalte


In fremden Ländern kann man wunderbar Urlaub machen, vor allem kann man in ihnen aber auch viel für die eigene Bildung und den Marktwert tun! Sprachreisen, Auslandspraktika und –Semester fördern eure Sprachkenntnisse und eurer kulturelles Verständnis. Auch für eure persönliche Entwicklung können sie sehr sinnvoll sein!

Hinweis: Wollt ihr eure Auslandsaufenthalte mit in eure Bewerbung nehmen, müsst ihr belegen, dass ihr nicht nur in fremden Ländern Urlaub gemacht habt.

Wie ermitteln Studenten ihren Marktwert?


Den eigenen Marktwert zu ermitteln ist immer auch eine Frage der Selbsteinschätzung, die in der Regel schwierig ist. Diese hilft euch aber bei späteren Gehaltsverhandlungen. Vor allem wenn ihr euch nach dem Studium selbstständig macht, müsst ihr genau wissen, welchen Wert ihr der Güte eurer Arbeit beimesst. Dies kann über wirtschaftlichen Erfolg und Misserfolg entscheiden! Hier deshalb ein paar nützliche Tipps.

Realismus statt Bescheidenheit


Vor allem eine Sache ist bei der Bestimmung eures Marktwertes wichtig: Seid Realistisch! Im Laufe eures (Berufs-)Lebens werdet ihr das Rad höchstwahrscheinlich nicht neu erfinden. Utopische Vorstellungen bezüglich eurer Fähigkeiten sind deshalb tabu. Die kommen aber für die meisten Absolventen und Angestellten ohnehin nicht infrage. Vielmehr neigt man eher dazu, sich unter Wert zu verkaufen, aus Angst, man würde andernfalls gierig wirken oder an Selbstüberschätzung leiden.

Marktwert von Studenten
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Vielleicht erweist man dem Arbeitgeber auf die Art einen großen Dienst, weil der sich letztlich Lohnkosten spart. Man selbst wird aber jeden Monat aufs Neue einen dezenten Frustseufzer ausstoßen, wenn die Gehaltsabrechnung ansteht. Damit tut man sich keinen Gefallen.

Die richtige Einschätzung des Marktwertes ist deshalb auch eine realistische.

Schaut in die Vergangenheit


„Was habe ich alles gemacht, um an diesen Punkt zu gelangen?“ Diese Frage könnte man sich stellen, wenn es darum geht, den Marktwert von Studenten zu bestimmen. Beim Blick in die Vergangenheit geht es vor allem um euren beruflichen Werdegang und die schulische Ausbildung. Habt ihr einige oder gar alle der obenstehenden Maßnahmen durchlaufen? Seid ihr im Ausland gewesen, habt ihr Zertifikate aus Weiterbildungen erworben und verschiedenste Praktika absolviert? Wenn dies zutrifft, dann ist euer Marktwert auch entsprechend höher einzuschätzen als wenn ihr während des Studiums „nichts“ gemacht habt.

Ihr könnt und solltet euch ruhig auf diese Erfahrungen berufen. Knackpunkt ist abermals eine realistische Einschätzung: Vielleicht musstet ihr während des Praktikums nicht die volle Verantwortung für eurer Handeln übernehmen. Das bedeutet jedoch nicht, dass euer Engagement nichts wert gewesen ist.

Holt euch Feedback


Dann und wann muss man sich von anderen beurteilen lassen. Nur so lernt man auch aus den Fehlern, von denen man gar nicht wusste, dass es welche sind. Feedback ist außerdem wichtig, um den Marktwert von Studenten zu ermitteln. Nur so erfahrt ihr, wo ihr steht und wo ihr noch ansetzen solltet, um noch mehr aus euch rauszuholen.

Feedback zu eurem Marktwert bekommt ihr nicht nur im Beruf. Auch Freunde, Verwandte, der Partner oder Kommilitonen sind dafür geeignet.

Vergleicht euch mit anderen


Gerade bei Gehaltsverhandlungen ist es immer wichtig zu wissen, was in etwa branchenübliche Gehälter sind. Darauf könnt ihr euch beziehen, um euren Marktwert festzustellen.

Natürlich solltet ihr euch auch in Bezug auf Fähigkeiten mit anderen vergleichen. Bringt ihr etwas mit, womit ihr euch wirklich aus der Masse hervortut, kann sich das auch positiv auf euren Marktwert auswirken. Sind euch andere jedoch einen Schritt voraus, solltet ihr so ehrlich zu euch selbst sein und diese Tatsache auch anerkennen. Womöglich lässt sich diese Lücke ja noch schließen. Das kann z.B. im Austausch mit dem- oder derjenigen geschehen.

Fazit

Der Marktwert von Studenten hängt von mehr ab als den eigenen Noten. Er wird vor allem dadurch bestimmt, welchen Aktivitäten ihr nebenher nachgeht oder nachgegangen seid.
Den persönlichen Marktwert zu bestimmten ist nicht ganz einfach, da dies eine gewisse Selbstreflexion erfordert. Wollt ihr wissen, wo ihr steht, solltet ihr außerdem andere um Rat fragen.

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