Studieren in Finnland

Sauna, endlose Wälder und Polarlichter – Finnland ist für einiges bekannt. Immer beliebter wird das Land der tausend Seen auch für Studierende. Eine Vielzahl an Universitäten und das hohe Bildungsniveau des Landes ermöglichen dir einen perfekten Auslandsaufenthalt. Das zeigen auch die Zahlen: Rund 20 000 ausländische Studierende gibt es jedes Jahr an den finnischen Hochschulen.

Gründe für ein Studium in Finnland

Nicht grundlos schneidet Finnland bei den Pisa-Studien so gut ab: Auf Bildung wird in dem nordischen Land viel Wert gelegt. Klassen sind im Schnitt kleiner, die individuelle Förderung größer. Rund 6 Prozent der Bevölkerung (Deutschland: 3 Prozent) studieren an einer der vielen Hochschulen. Die finnischen Universitäten zählen zudem schon seit Jahren zu den besten Unis der Welt. Persönlicher Kontakt mit den Lehrenden, technisch bestens ausgestattete Einrichtungen und ein ausgeprägtes Studentenleben: die Liste für Gründe ließe sich weiterführen. Auch nicht zu vergessen: Studiengebühren gibt es in Finnland nicht.

Was außerdem viele nicht wissen: Immer mehr Bachelor- und Masterprogramme werden auf Englisch angeboten. Vor allem im Master wird es immer leichter, die komplizierte finnische Sprache zu umgehen. Auch im Alltag macht sich schnell bemerkbar, wie fit die Finnen in Fremdsprachen sind: ein erstklassiges Englisch zu beherrschen, scheint in die finnische DNA eingeimpft zu sein. Die Sprache sollte deinem Auslandssemester in Finnland also nicht im Weg stehen.

Ein weiterer Grund, der dich zum Studieren in Finnland überzeugen könnte, ist die vielfältige und oftmals direkt vor der Tür liegende Natur. Dass es davon viel gibt, zeigt alleine schon der Blick von oben: mehr als 70 Prozent der Landesfläche ist von Wald bedeckt, und das nordische Land wird von etwa 190 000 Seen überzogen. Fans von Outdoor-Aktivitäten können hier voll auf ihre Kosten kommen.

Hochschulsystem in Finnland

13 Universitäten gibt es in dem Land, wobei drei davon technische Universitäten sind. Neben den Volluniversitäten gibt es zudem 22 Hochschulen, welche in etwa dem deutschen Pendant der Fachhochschulen entsprechen. Einzige Kunsthochschule des Landes liegt in der Hauptstadt Helsinki. Hier befindet sich auch die größte und renommierteste Uni des Landes: Die Universität Helsinki mit ihren rund 35 000 eingeschriebenen Studierenden.

Die Semesterzeiten der finnischen Hochschulen liegen zeitlich versetzt zu denen in Deutschland. Auch hier ist das akademische Jahr in zwei Semester geteilt, wobei das Wintersemester Anfang September beginnt und am Ende des Jahres endet. Die Lehrveranstaltungen des Sommersemesters hingegen starten im Januar und gehen bis Mitte Mai.

Das Studiensystem folgt den Bologna-Modell, was bedeutet, dass du deine erbrachten Leistungen im Ausland mittels ECTS-Punktesystem auf dein bisheriges Studium problemlos anrechnen lassen kannst. Anders ist das Bewertungsschema, das von 1 bis 5 Punkten geht. 5 Punkte entsprechen einer 1.0, wohingegen die jeweilige Veranstaltung mit 1 Punkt gerade noch als bestanden gilt.

Die besten Unis in Finnland

In zahlreichen internationalen Uni-Rankings liegen die finnischen Hochschulen auf guten bis sehr guten Plätzen. Vor allem im Vergleich zu seinen nordischen Nachbarländern, wie Schweden oder Norwegen, müssen sich die finnischen Bildungseinrichtungen nicht verstecken. Besonders sticht hierbei die Universität Helsinki hervor, bei der es sich um eine der Top-Unis in ganz Nordeuropa handelt.

Laut dem „ Times Higher Education Ranking 2022“ sind dies die zehn besten Unis des Landes:

Muss ich für ein Auslandssemester in Finnland Finnisch können?

Finnische Sprachkenntnisse sind keine zwingende Bedingung zum Studieren in Finnland. Zwar werden einige Bachelorfächer nur in der Landessprache, oder in Schwedisch (zweite offizielle Landessprache) angeboten, jedoch gibt es auch einige grundständige Studiengänge auf Englisch.

Gehst du über Erasmus nach Finnland, brauchst du in der Regel keine Kenntnisse der finnischen Sprache. Zwar musst du in manchen Bachelor-Studiengängen länger nach einem passenden Angebot auf Englisch suchen, jedoch herrscht eine große Toleranz bezüglich der Auswahlmöglichkeiten von internationalen Studierenden. So kann man als Erasmus-Bachelorstudent/in auch auf Veranstaltungen aus den Masterprogrammen zugreifen. Möchtest du ein vollständiges Studium in Finnland machen, empfehlen wir dir, dieses erst im Master zu starten, da deine Auswahlmöglichkeiten hier deutlich höher sind. Zudem bieten die meisten Hochschulen Sprachkurse an, durch die du einen Einblick in die Landessprache bekommst.

Zulassung und Planung

Damit dem Studieren in Finnland nichts im Weg steht, solltest du dich rechtzeitig mit den nötigen Zulassungsbeschränkungen befassen. Interessierst du dich für ein Bachelorprogramm, benötigst du die allgemeine Hochschulreife. Als Zulassung für einen Master reicht ein Hochschulabschluss in einem themenverwandten Fach. Genaue Informationen, welche Voraussetzungen gelten, findest du auf den Webseiten der jeweiligen Hochschule.

Für einen Aufenthalt über Erasmus benötigst du in der Regel einen Sprachnachweis des Englischen, den du über TOEFL oder IELTS ablegen kannst. Als Gaststudent/in, wie etwa im Zuge eines Erasmus Studiums, reicht im Normalfall auch der Sprachnachweis B2 des europäischen Referenzrahmens. Diesen hat man in den meisten Fällen bereits durch das Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife.

Zudem wird ein Motivationsschreiben für ein Auslandssemester in Finnland über Erasmus benötigt. Hier ist es ratsam, über die persönlichen Gründe deines Gastaufenthalts zu schreiben. Bringe mit ein, weshalb es genau Finnland sein sollte und vergiss nicht zu beschreiben, inwiefern dich Auslandserfahrung beruflich weiterbringen kann.

Versichert bist du im europäischen Ausland bereits, wenn du im Besitz einer europäischen Versichertenkarte bist. Willst du dich darüber hinaus zusätzlich versichern, kannst du außerdem noch eine Auslandsversicherung über den entsprechenden Zeitraum abschließen.

Wohnen in Finnland

Wichtig für deinen Aufenthalt ist natürlich die Frage nach der Unterkunft. Da der finnische Immobilienmarkt zumindest in den städtischen Ballungsräumen überhitzt ist, lohnt sich durchaus die Bewerbung auf ein Studentenwohnheim, da diese am preiswertesten sind. Die hochschuleigenen Wohnheime stehen unter verschiedenen Trägerschaften und werden zumeist als Einzelwohnungen für etwa 400-600 Euro, sowie WG-Zimmer zusammen mit einer anderen Person für 200-300 Euro angeboten. Informationen über die unterschiedlichen Angebote finden sich meist auf den internationalen Informationsseiten der Hochschule sowie denen der Studentenorganisationen. Bekannt für ihre günstigen Angebote sind etwa die Organisationen Finlands Students Housing Ltd. (SOA) sowie Homes for Students (HOAS).

Wie finanziere ich mein Studium in Finnland?

Studieren in Finnland kostet leider nicht wenig. Zwar gibt es keine allgemeinen Studiengebühren, doch sollte man im Hinterkopf behalten, dass die täglichen Lebensmitteleinkäufe in Finnland um einiges teurer sind als in Deutschland. So zahlt man etwa für Gemüse oder Milch das doppelte, für Alkohol meist das 3- bis 4 fache. Hier lohnt es sich, nicht nur in den teuren K-Markets einzukaufen, sondern sich auch nach günstigeren Alternativen, wie Lidl umzusehen.

Allgemein sollte mit einem monatlichen Betrag von rund 700 bis 900 Euro ausgegangen werden, wovon schon alleine die Hälfte auf die Unterkunft fällt. Um diese Summen abseits der eigenen Tasche finanzieren zu können, gibt es eine Reihe von Möglichkeiten:

Erasmus

Der wohl häufigste Weg ist die finanzielle Unterstützung durch das europäische Kooperationsprogramm Erasmus. Nach erfolgreicher Bewerbung um einen Studienplatz in Finnland kannst du dich auf den Höchstsatz, der bei rund 600 Euro im Monat liegt, freuen.

Arbeiten

Selbstverständlich steht es dir frei, auch während deines Auslandsstudiums zu jobben. Beliebt sind für internationale Studierende besonders Jobs in der Gastronomie oder in der Bildung. Im Fall von Finnland steht deutscher Sprachunterricht hoch im Kurs und geeignete Lehrkräfte werden immer gesucht. Hierbei ist in den meisten Fällen auch kein Lehramtsstudium erforderlich.

Auslands-BAFÖG

Solltest du bereits an deiner Heimatuniversität einen BAföG-Anspruch haben, stehen die Chancen nicht schlecht, dass du diesen auch im Ausland hast. Besonders gut: Die durchschnittlichen Sätze liegen hier meist deutlich höher als Zuhause. Eine Beantragung für deinen Auslandsaufenthalt lohnt sich also.

Stipendien

Diese sind meist rar gesät und dementsprechend hart umkämpft. Informiere dich am besten vorab auf den Seiten deiner Heimatuni und deiner zukünftigen Uni im Ausland über Stipendien für internationalen Austausch. Sehr beliebt: Das Stipendienprogramm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und das Deutschlandstipendium.

Kredite

Hast du keinen Anspruch auf Bafög und hattest auch nicht das Glück, eine Förderung durch ein Stipendium zu ergattern, kann ein Studienkredit für dich in Betracht kommen. Diese, speziell für das Auslandsstudium zugeschnittenen Kredite unterscheiden sich von herkömmlichen Krediten durch die monatliche Auszahlung und angepasste Konditionen. Am bekanntesten dürfte der KfW-Studienkredit sein, den du entweder direkt bei der KfW-Bank, oder über andere Anbieter beantragen kannst.

Hochschulalltag in Finnland - Erfahrungsbericht

Der Alltag an einer finnischen Hochschule ist dem in Deutschland nicht ganz unähnlich, allerdings gibt es genug kleinere und größere Unterschiede. Auffallend war für mich war vor allem die insgesamt relaxtere Atmosphäre. Meiner Erfahrung nach sind die Beziehungen untereinander weniger hierarchisch, was bedeutet, dass der Kontakt zwischen den Studierenden und den Lehrenden sehr viel persönlicher und ungezwungener funktioniert. Man duzt sich, stellt mehr Fragen und redet mit den Dozenten auch mal nach dem Seminar noch etwas.

Während meines Auslandssemesters in Finnland fanden die meisten Veranstaltungen in kleineren Gruppen von maximal zehn Personen statt, wodurch man sich intensiver mit einer bestimmten Thematik beschäftigen konnte, als es in Deutschland der Fall ist. Frontalunterricht steht in den finnischen Unis allgemein sehr viel weniger auf der Tagesordnung, jedoch kann es durchaus vorkommen, dass es sehr ruhig in den Diskussionen zugeht, was mitunter am finnischen Temperament liegen mag.

Als Austauschstudent hatte ich die Möglichkeit, mich verschiedenen Interessensgruppen der Hochschulen anzuschließen. Von akademischen Clubs über Musik- bis hin zu Sportgruppen, ist für alle etwas dabei. In meinem Fall war dies eine Outdoorgruppe, die jede Woche Ausflüge und Informationsabende veranstaltete. Wenn man für einige Zeit an eine finnische Hochschule geht, macht man schnell die Erfahrung, dass das Hochschulkultur sehr ausgeprägt und vielfältig ist – ein Umstand, der hierzulande manchmal verbesserungsfähig scheint.

Leben in Finnland – eine persönliche Erfahrung

Finnland liegt fast vollständig über dem 60. Breitengrad, was so viel heißt wie: die Sommer sind mild und die Winter eisig kalt. Je nachdem, wann du deinen Aufenthalt in Finnland einlegen möchtest, ändern sich die jeweiligen Freizeitaktivitäten. Dadurch, dass ich selbst von Juli bis Dezember in Finnland war, konnte ich die Erfahrung machen, die beiden bestimmenden Jahreszeiten mitzuerleben. Die Unterschiede zwischen den langgedehnten Sommertagen und den wenigen Stunden Helligkeit im Winter waren extrem.

Während in der dunklen Jahreszeit vor allem Wintersport und Indoor-Aktivitäten im Fokus stehen, sind die Möglichkeiten im Sommer weit vielfältiger. Wandern, Schwimmen oder Kajak fahren sind nur einige der vielen Aktivitäten, denen du in der finnischen Natur nachgehen kannst. Der finnische Sommer ist traumhaft schön und das Leben steht in voller Blüte. Fast täglich finden Veranstaltungen unter freiem Himmel statt, welche ich häufig zusammen mit anderen Studierenden besuchte. Die Erfahrung eines finnischen Auslandssemesters im Sommer solltest du auf keinen Fall missen!

Gelebt habe ich in einem Wohnheim für internationale Studierende. Meiner Erfahrung nach ist dies die einfachste und meist auch nicht schlechteste Anlaufstelle, um schnell an eine Unterkunft zu kommen. Jedoch muss man hierbei aufpassen, am Ende nicht nur mit anderen Erasmus-Studierenden abzuhängen, was erfahrungsgemäß vielen passiert.

Die schon erwähnten Interessensgruppen an den Hochschulen in Finnland bieten über das ganze Jahr hinaus Veranstaltungen, Ausflüge und Partys aller Art an, zu denen du als internationaler Gast vollen Zugang hast. Auch Reisen nach Schweden, Norwegen, Lappland oder in andere benachbarte Länder werden angeboten. Bei der einheimischen Bevölkerung ganz besonders beliebt ist die Fähre nach Tallinn, welche dich äußerst günstig und in weniger als drei Stunden in die estnische Hauptstadt bringt.

Das Leben in Finnland ist angenehm und gelassen. Die Infrastruktur funktioniert gut und der öffentliche Nahverkehr hat Vorbildcharakter. Meiner Erfahrung nach klappt das Studieren in Finnland unkompliziert und intuitiv. Auch organisatorisch lief bei meinem persönlichen Aufenthalt alles bestens, die Webseiten sowohl der Hochschulen als auch der öffentlichen Ämter sind übersichtlich strukturiert und fast immer auch in Englisch verfügbar. Überhaupt schien mir die Digitalisierung in Finnland sehr weit vorangeschritten zu sein, was mir als Student viel unnötige Bürokratie abnahm.

Wie schon eingangs erwähnt, ist die finnische Bevölkerung nicht unbedingt dafür bekannt, sehr redselig und laut zu sein. Mich persönlich hat das aber nie gestört; im Gegenteil empfand ich es während meines Auslandssemesters als angenehm und wohltuend von solch rücksichtsvollen Menschen umgeben zu sein.

FAQ zum Studium in Finnland

Hier beantworten wir dir die wichtigsten Fragen rund zu deinem Studium in Finnland

Wann soll ich mich bewerben?

Der Bewerbungszeitraum liegt meist 3 bis 5 Monate vor dem Beginn des Studiums. Plane sorgfältig und denke auch an andere dringende Angelegenheiten, die eventuell viel Zeit benötigen, wie die Wohnungssuche, Bewerbungen für Stipendien usw.

An welchen Hochschulen kann ich mich bewerben?

Welche Hochschulen für dich in Frage kommen, liegt an den angebotenen Fächern. Informiere dich ausführlich über die einzelnen Module und in welcher Sprache Kurse abgehalten werden. Möchtest du ein Erasmus-Semester in Finnland machen, werden die möglichen Partnerhochschulen auf der Webseite der Heimatuni angegeben.

Wie finde ich eine Unterkunft?

Vor allem die hochschuleigenen Unterkünfte, wie etwa die von der Finlands Students Housing Ltd. (SOA), oder Homes for Students (HOAS) bieten sich für dich an. Diese liegen oft zentrumsnah und sind im unteren Preisbereich gegenüber den auf dem freien Markt verfügbaren Wohnungen.

Wie teuer wird das Studieren in Finnland für mich?

Du solltest mit vergleichsweise hohen Kosten für deinen Finnland-Aufenthalt rechnen. Nicht nur die Mietpreise sind hoch, auch sonstige Lebenshaltungskosten übersteigen die hiesigen teilweise stark. Rechne deshalb mit einem monatlichen Kostenfaktor von 700 bis 900 Euro.

Was bringt mir ein Studium in Finnland?

Nicht nur eine schöne und vielleicht sogar persönlichkeitsbildende Erfahrung, auch im Lebenslauf wird in einer globalisierten Welt immer stärker nach Auslandserfahrung gefragt. Außerdem ist jeder Auslandsaufenthalt eine tolle Chance, deine Sprachfähigkeiten aufzubessern.

Kann ich meine erbrachten Leistungen anrechnen lassen?

Ja. Da das finnische Hochschulsystem Teil des europaweiten Bologna-Modells ist, erwarten dich keine Schwierigkeiten, deine abgeschlossenen Kurse per ECTS-System an deiner Heimatuni anrechnen zu lassen.

Fazit

Studieren in Finnland birgt einige Vorteile für dich. Zwar kommt einem das eher unbekannte nordische Land zunächst nicht als erstes in den Kopf, wenn es um ein Auslandsstudium geht. Neben den typischen Erasmus-Ländern Spanien, Italien oder England mag Finnland zunächst nicht besonders reizvoll klingen, doch lass dich davon nicht abschrecken und wage den Sprung in den Norden! Nicht nur der bestens organisierte Hochschulalltag, die wunderbare finnische Natur oder die ruhige und hilfsbereite Art der Einheimischen werden dich vollends überzeugen.

Bildnachweis: Vielen Dank an falco, jaripepe, Alexas_Fotos, LTapsaH, LuidmilaKot, oleg_mi, sturrax, kerttu @pixabay.com für die Fotos!

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