StudentInnen in der Stadt
Negatives zu unserer Uni - Wiederaufbau Paulinerkirche |
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anonym
am 29.11.06
Ich bin gerade auf das Damnatio Memoriae von Helga Hassenrück bezüglich der Paulinerkirche in Leipzig gestoßen, den ich euch nicht vorenthalten möchte. Der Text ist vom 18.10.2006 wenn ich mich nicht täusche. Es ist mir wichtig, soviele Menschen und Studenten alsmöglich von der Ignoranz des Rektorates und mancherleien aus dem Studentenrat zu informieren. Die MEinung aus dem folgenden Auszug teile ich zu 100%. Zitat:DAMNATIO MEMORIAE oder Das Auslöschen der Erinnerung Ein Bericht zur Lage, geschrieben von Helga Hassenrück Dem Ringen um den Wiederaufbau der Leipziger Universitätskirche steht immer wieder die geistige Haltung entgegen, die 1968 zu ihrer Zerstörung führte und die an der Leipziger Universität bis heute anzutreffen ist. Sichtbar und in Worte gefaßt wurde sie vom Studentenrat, der nach dem Wiederaufbau der Frauenkirche auf einem Transparent am Ort des einstigen Altarraumes der Universitätskirche verkündete: "Leipzig ist nicht Dresden. Gott sei Dank". Vordergründig mag es um Hochschulautonomie gehen, doch dahinter steht der Wille, die 1968 gesprengte Kirche nicht wieder in Erscheinung treten zu lassen. Dies scheint mir auch der Grund zu sein für den Rücktritt des Rektors der Leipziger Universität Professor Bigl als Reaktion auf den Beschluß der Sächsischen Staatsregierung zur Ermöglichung des Wiederaufbau der Universitätskirche im Januar 2003. Sein Nachfolger ist der Jurist Franz Häuser, der in der Ablehnung des Wiederaufbaus der geschichtsträchtigen Gebäude am Augustusplatz seinen Vorgängern folgt. Der im Wettbewerb um die Neubebauung des Areals der Universitätskirche Ende März 2004 vorgelegte Entwurf van Egeraats war der Kompromiß, dem Land Sachsen, Stadt Leipzig und Universitätsleitung öffentlich zustimmten. So stellte es das Leipziger Amts-Blatt am 3.4.2004 dar und fügte die Bilder hinzu: außen die an die Universitätskirche angelehnte "moderne" Fassade, innen der Nachbau der gotischen Hallenkirche in der Gestalt, die sie 1968 hatte, "mit Pfeilern und Kreuzrippengewölbe". Dies war zwar eine bittere Enttäuschung für alle, die den archäologischen Wiederaufbau anstrebten. Doch auch sie empfanden den Egeraatschen Entwurf als eine deutliche Verbesserung gegenüber dem vorhergehenden Konzept, bei dem es keine architektonische Anlehnung an die 1968 zerstörten Gebäude gab. Sie versuchten, sich mit dem Kompromiß abzufinden, in der Hoffnung auf Frieden nach jahrelangem Streit und mit der Einsicht, daß mehr nicht zu erreichen war. Rektor Häuser, der die Wettbewerbsentscheidung zunächst ebenfalls begrüßte, aber eine stärkere Qualifizierung des Kirchenraumes im Sinne einer Aula verlangte, verließ den Kompromiß. Er will keine Kirche, sondern eine Mehrzweckhalle. Seit Sommer 2005 verlangte er im gotischen Kirchenschiff anstelle der Pfeiler Säulenstümpfe aus Glas, Keramik und Porzellan, die vom Kreuzrippengewölbe herunterhängen, um freie Sicht zu gewähren. Eine gläserne Wand soll Chorraum und Schiff trennen. Das von der Theologischen Fakultät erhoffte Wiederaufstellen der geretteten Kanzel am alten Ort lehnte er ab, damit der Aula-Charakter des Kirchenschiffes nicht beeinträchtigt wird. Daß an dieser Stelle eine Kirche gesprengt wurde, nicht eine Aula, ist für ihn kein Argument. Daß nebenan im Auditorium maximum genügend Plätze ohne Sichtbehinderung vorhanden sind, auch nicht. Jegliche Zusammenarbeit mit der Bürgerinitiative zum Wiederaufbau von Universitätskirche und Augusteum lehnte er bis heute ab und verlangte von ihr ultimativ die Demontage der Stahlkonstruktion, die an die Fassade der Universitätskirche am einstigen Ort erinnerte. Seine Begründung: dies sei zur Demontage des Karl-Marx-Reliefs erforderlich. Dieses Relief, an der Stelle des Altars errichtet, prägte noch weitere neun Monate - und während der Fußballweltmeisterschaft -allein den einstigen Karl-Marx-Platz. Der Altar konnte im Gegensatz zur Orgel gerettet werden und steht heute im Chorraum der Thomaskirche. Daß Johann Sebastian Bach auch in der Universitätskirche gewirkt hat, ist weithin unbekannt. Seit der Rektor seine Sonderwünsche zusammen mit immer wieder neuen Zeichnungen des Architekten publiziert, wird die Forderung nach Wiederaufbau des Gesamtkomplexes oder wenigstens nach Aufbau der Kirche und des Kreuzganges, des ältesten bis 1968 erhaltenen Teils der Leipziger Universität, wieder häufiger artikuliert. Dies fand bei der Sächsischen Staatsregierung, dem Bauherrn, ebenso wenig Gehör wie die Bitte von Vertretern der Kirche, der Denkmalpflege, von namhaften Künstlern, Wissenschaftlern und Politikern, den mühsam errungenen Kompromiß von 2004 nicht anzutasten und wenigstens den Innenraum der Universitätskirche wiederaufzubauen. Am 31.1.2006 tagte das über den Bau entscheidende Gremium unter Leitung des Staatssekretärs Dr. Voß im Finanzministerium und beschloß folgende Veränderungen im Vergleich zum Innenraum der gesprengten Kirche: * einen verkleinerten Chorraum und damit nicht genügend Platz für die erhaltenen Ausstattungsstücke. * Verkürzung des Hauptschiffes um ein Joch * eine Glaswand mit Tür zwischen Chor und Schiff mit negativen Auswirkungen auf die Akustik des Raumes. * Wegfall der Seitenemporen einschließlich der Professorenempore. * Wegfall von 3 Pfeilerpaaren im Schiff und damit Verhinderung des Wiedereinbaus der barocken Kanzel von Valentin Schwarzenberger, die einen achteckigen Pfeiler braucht, am ursprünglichen Platz. * unter der Kirche, wo die geschleiften Gräber der Professoren waren, soll ein Fahrradkeller entstehen * der einst zur Kirche gehörende Kreuzgang ist zunächst nicht vorgesehen, obwohl ein Teil des Platzes dafür frei ist, allerdings noch durch einen Fahrstuhlschacht verstellt wird. Dadurch ist auch die originalgetreue Aufstellung der erhaltenen Grabplatten der in der Kirche beigesetzten Persönlichkeiten nicht möglich. Mit diesen Veränderungen kommt das Land Sachsen den Wünschen des Rektors entgegen. Der Bau wird viel mehr kosten und viel weniger an die Kirche erinnern, die dort stand und mit dem Ziel gesprengt wurde, daß sie nie wieder ersteht. Einigen Vertretern des Studentinnenrates gehen diese Änderungen nicht weit genug. Sie fordern ein interreligiöses Zentrum und wollen einem Moslem nicht zumuten, durch den Anblick von kirchlicher Architektur gestört zu werden. Auch sie berufen sich auf die Geschichte des Ortes und meinen damit den Sozialismus. Die Grausamkeiten des realen Sozialismus haben sie nicht kennengelernt und empfinden die Sprengung der Kirche wohl auch nicht als grausam. Der Vorstand der Bürgerinitiative hat sich vor und nach dem Baubeschluß in Gesprächen mit dem Staatssekretär bemüht, das jetzt vorliegende Dilemma zu verhindern. Der Beschluß sei unabdingbar, teilte die Staatsregierung mit. Der Oberbürgermeister der Stadt Leipzig steht für ein Gespräch nicht zur Verfügung. Der Rektor der Universität hat auf unser Angebot, die Restaurierung der Kanzel mit 50.000 zu finanzieren, bis heute nicht reagiert. Die Ignoranz gegenüber einem erklärten Bürgerwillen ist skandalös. Ich habe diese Zeit erlebt und halte es für beschämend, dass die Universität, auf deren Betreiben einst die unter Denkmalschutz stehenden Bauwerke vernichtet wurden, jetzt darauf bedacht ist, bei den neu entstehenden Bauten die Wiedererkennbarkeit der gesprengten Kirche zu verhindern. Eine Kirche, wie sie Johann Sebastian Bach erlebte, könnte wiedererstehen. Es geht nicht an, dass die Meinung eines einzelnen dies verhindern kann. Quelle: http://www.paulinerverein.de/inhalt2.htm#
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kiro
am 29.11.06
ich will ja niemanden zu nahe treten , aber es ist nunmal ne uni und keine kirche. kirchen haben wir in leipzig weiß gott genug. und auch "bürgerwille" ist wohl eher ne uni zu bauen von dem geld , als nen altes relikt wo bach mal nen pfurz gelassen hat. die kirchennachbildung wäre in meinen augen sinnlose geldverschwendung. und nur weil dort mal nen berühmter musiker musiziert hat , heißt das noch lange nicht , dass man das gleich nachbauen muss. naja und zum studentENrat muss man wohl nix sagen.
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revo
am 29.11.06
der pauliner verein spiegelt ganz sicher nicht die interessen aller bürger wieder. und schon garnicht die interessen der studierenden der universität leipzig. die forderung eine kirche wiederaufzubauen ist ganz und gar nicht im sinne der uni. es soll eine aula mit angrenzendem andachtsraum geben. soweit so gut. es werden auch viele der damals geretteten kunstwerke und epitaphien wieder aufgehängt. Zitat:naja und zum studentENrat muss man wohl nix sagen. diesen kommentar verstehe ich nicht recht, da sich der StudentInnenRat ebenso um die stud. interessen bei der neugestaltung des augustusplatz bemüht und das mit wesentlich (meiner meinung) realistischeren gedanken als es bestimmte vereine tun.
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anonym
am 29.11.06
ich finde es im grunde schon schlimm genug, dass in einem (eigentlich) sekularisierten staat an der uni religiöse inhalte (auf rechnung der allgemeinheit) angeboten werden, aber nun noch die uni zu gunsten einer kirche hintenan zu stellen geht meiner meinung nach entschieden zu weit. im 21.jahrhundert sollte man kirche und staat (uni) trennen, gerade bei einem neubau. bach hin oder her.
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kiro
am 29.11.06 Zitat:Einigen Vertretern des Studentinnenrates gehen diese Änderungen nicht weit genug. Sie fordern ein interreligiöses Zentrum und wollen einem Moslem nicht zumuten, durch den Anblick von kirchlicher Architektur gestört zu werden. das meine ich... und es heißt Studentenrat. das hat nix mit frauenunterdrückung etc zu tun. das binnenmajukel ist einfach nur schwachsinn und ne vergewaltigung der deutschen sprache.
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thor
am 29.11.06
... schließe mich meinen Vorrednern an. So schön wie der obige Text auch geschrieben ist, vertritt er recht stark nur die eine Meinung. Gerade beim letzten Satz kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Imho, ist dieser Text sachlicher geschrieben: http://www.mdr.de/kultur/521368.htmlmdr kultur So long, thor
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