StudentInnen in der Stadt

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Gesellschaft: "Auschwitz war auch meine Stadt" - Ein Film von Konstanze Burkard

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brann
am 22.01.09
Was die Deutschen in Polen gebaut haben und zu welchem Zweck es diente - als Gedächtniserfrischung für alle, so dass wir nie wieder sowas erleben müssen:


"Auschwitz war auch meine Stadt" - Ein Film von Konstanze Burkard - Drei Zeitzeugen erzählen im WDR Fernsehen, wie aus der Stadt Oswiecim die "deutsche Musterstadt" Auschwitz wurde

WDR Fernsehen, Montag, 26. Januar 2009, 22.45 Uhr

"Als ich mit dem Zug nach Auschwitz fuhr, da guckte ich aus dem Fenster und sah in der Ferne lauter so gestreifte Häufchen, wie Kartoffelkäfer. Bloß größer. Und da wusste ich nicht, dass das Häftlinge waren. Das war meine erste Begegnung mit Häftlingen, die in Auschwitz stationiert waren," erinnert sich Johanna Scherzberg, die mit 19 Jahren ihr strenges Elternhaus in Thüringen verließ und als kaufmännische Angestellte der IG-Farben nach Auschwitz zog.

"Ich hatte nicht das Gefühl, in eine polnische Stadt zu fahren, das hieß ja Auschwitz. Und das war ja eine deutsche Bezeichnung," sagt Johanna heute, öffnet bereitwillig ihr Tagebuch und ihr Fotoalbum und erzählt von der, so sagt sie, "schönsten Zeit ihres Lebens". Als eine der ersten beiden Frauen ging sie im Sommer 1942 zum Aufbau des neuen Chemiewerkes der IG Farben von Leuna nach Auschwitz.

Auschwitz hieß bis Kriegsbeginn Oswiecim und war die Heimat des Juden Josef Jakubowicz. Er verbrachte hier eine unbeschwerte Kindheit, bis die Nazis kamen und der 14-jährige als Zwangsarbeiter das Konzentrationslager Auschwitz bauen helfen musste - ohne zu ahnen, welchem Zweck es einmal dienen würde. Sein Elternhaus wurde abgerissen, weil es den Blick auf das Lager verstellt hätte, seine Familie deportiert.

Im Nachbarhaus lebte Karol Parcer, Josefs Freund unter den Christen. Seine Familie musste ihr Haus räumen für die SS-Offiziere. Aus Brzezinka, dem Dorf, in dem die beiden Jungen zur Schule gegangen waren, wurde das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, in dem Josefs Eltern und fast seine ganze Familie ermordet werden sollten - wenige Meter von dem Ort entfernt, der einmal ihr zu Hause war. Josef wurde durch acht Konzentrationslager getrieben und überlebte wie durch ein Wunder. Nach dem Krieg in seine Heimatstadt zurückzukehren, war für ihn undenkbar. Karol hat die Schreckensherrschaft der Deutschen in Auschwitz erlebt und die Stadt nie verlassen.

Für die Deutsche Johanna Scherzberg waren die Jahre in Auschwitz eine produktive Zeit, eine Aufbauzeit. Sie saß im Vorzimmer des Betriebsleiters Walter Dürrfeld und ist vermutlich die letzte Zeitzeugin, die erzählen kann, wie sich das Leben der deutschen IG Farben Mitarbeiter in Auschwitz in Sichtweite zum Massenmord an den europäischen Juden im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau abgespielt hat. Und sie tut dies mit bemerkenswerter Offenheit und in zahlreichen, bisher unveröffentlichten Privatdokumenten.

Aus der Perspektive dieser drei Zeitzeugen erzählt die Dokumentation, wie aus der Stadt Oswiecim, die wegen ihrer reichen jüdischen Kultur einmal als das polnische Jerusalem galt, die "deutsche Musterstadt" Auschwitz wurde. Eine Stadt, in der tausende deutsche Siedler, SS-Angehörige und Angestellte der IG Farben in Saus und Braus lebten, während gleich nebenan millionenfach gemordet wurde.

In den ganz persönlichen Lebensgeschichten von Johanna Scherzberg, Josef Jakubowicz und Karol Parcer spiegeln sich die historischen Ereignisse zwischen dem 1. September 1939, dem Tag des Überfalls auf Polen, bis zum 27. Januar 1945, dem Tag, an dem die Konzentrationslager von Auschwitz von sowjetischen Truppen befreit wurden.

An Originalschauplätzen wird zum ersten Mal neben der Geschichte der Konzentrationslager und Vernichtungslager Auschwitz auch die Geschichte der Stadt erzählt.

Gedreht wurde unter anderem in der Villa des Lagerkommandanten Rudolf Höss mit Blick auf das Konzentrationslager und die Kommandantur, im katholischen Pfarrhaus der Stadt, in dessen Keller sich in unverändertem Zustand die Gestapo-Zellen verbergen, und auf dem Sportplatz von Sosnowitz, auf dem im August 1943 tausende Juden von der SS zusammengetrieben, selektiert und ins Gas nach Auschwitz-Birkenau geschickt wurden.

Unter ihnen Josefs Eltern und hunderte andere Juden aus Auschwitz, die vor den Toren ihrer eigenen Stadt ermordet wurden. Gedreht wurde auch in der Chemiker-Siedlung, die in Auschwitz eigens für die Angestellten der IG Farben errichtet wurde. Heute leben polnische Familien dort, wo vor über sechzig Jahren die IG-Farben-Angestellte Johanna Scherzberg eine gemütliche Wohnung bezog. Wie sie dort lebte, zeigen zahlreiche, bisher unveröffentlichte Photos und Dokumente aus ihrem Privatbesitz und Johannas Tagebucheinträge, die zu den Verbrechen der Nazis schweigen, aber reichlich Auskunft zum Alltagsleben der Deutschen in Auschwitz geben.

Zu sehen sind auch bisher unveröffentlichte Pläne und Zeichnungen, die den Umbau des polnischen Jerusalems zur deutschen Musterstadt am Rande des Vernichtungslagers Auschwitz dokumentieren - durchgeführt von Chefarchitekt Hans Stosberg, der nach dem Krieg einer der Hauptplaner beim Wiederaufbau von Hannover wurde.

www.ard-foto.de Redaktion Gudrun Wolter

Quelle:
WDR-Pressestelle, Annette Metzinger, Telefon 0221/220-2770
www.Presse.wdr.de
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Userbild von ayanami
ayanami
am 22.01.09
also montag.. wenn ich gerade nich lernen werde...
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Userbild von brann
brann
am 23.01.09
Liebe Studierende der Europastudien und der Geschichte,

Die StiftungKreisau für Europäische Verständigung lädt ein zum:

Deutsch-Polnischen Geschichtsworkshop über Nationalsozialismus, Widerstand und Erinnerung

01.03. bis 06.03. 2009 in Krzyzowa/ Kreisau

Das Jahr 2009 ist ein besonderes Jahr, ein Jahr der Erinnerung und des Gedenkens. Wir gedenken des Überfalls von Deutschland auf Polen, mit dem im September 1939 ein Krieg begann, dessen Ausmaße und Schrecken alles vorher da gewesene in den Schatten stellten. Es wird auch an den im
August 1944 begonnenen Aufstand der polnischen Heimatarmee ("Armia Krajowa") in Warschau erinnert werden, der mit großer Brutalität von den deutschen Besatzern niedergeschlagen wurde. Gedenken wird man zudem
einer Gruppe deutscher Militärs und Zivilisten, die vor 65 Jahren ein Attentat auf Adolf Hitler wagten, was viele von ihnen mit ihrem Leben bezahlten. Nicht zuletzt erinnern wir uns an den Fall der Berliner Mauer, der 1989 der Welt zwar nicht das "Ende der Geschichte" brachte, aber ein außerordentlich starkes Symbol für den Systemwechsel in Ostmitteleuropa wurde. Einen historischen Wimpernschlag davon entfernt liegt die Versöhnungsmesse in Kreisau, die symbolisch eine neue Phase in den deutsch-polnischen Beziehungen eröffnete.

Die Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung lädt Studierende aus Deutschland und Polen ein, sich eine Woche lang gemeinsam den Themen "Nationalsozialismus, Widerstand und Erinnerung" zu widmen. In Kreisau, wo sich einst die Widerstandsgruppe um Helmuth James von Moltke traf, bieten wir eine Gelegenheit, sich mit unterschiedlichen Formen von Widerständigkeit auseinander zu setzen und damit wesentliche Aspekte der deutschen und polnischen Geschichte zu beleuchten. Gespräche mit Historikern und Zeitzeugen werden die eigene inhaltliche Arbeit ergänzen. Diskussionen zwischen den Teilnehmern beider Länder ermöglichen es, unterschiedliche Geschichtsbilder zu reflektieren. Wir werden auch die nahe gelegene Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers in Groß-Rosen besuchen, die schon allein viele Anknüpfungspunkte für das Thema Nationalsozialismus, Widerstand und Erinnerung bietet.

Der Teilnehmerbeitrag beträgt 50 Euro. Im Preis enthalten sind
Unterkunft, Verpflegung und die Programmeinheiten. Die Anfahrtskosten muss jeder Teilnehmer selbst übernehmen. Arbeitssprachen während des Seminars sind Deutsch und Polnisch (mit Übersetzung) Anmeldeformular und
Programm sind auch auf folgender Seite abrufbar:

www.krzyzowa.org.pl (unter Gedenkstätte und aktuelles)
Für Fragen vorab stehe ich sehr gern zur Verfügung
Jan Malecha
email: jan@krzyzowa.org.pl,
Tel.: 0048 74 85 00 310 oder mobil : 0049 (0)174 3123434)
Das Seminar wird finanziert vom Deutsch-Polnischen Jugendwerk.

von mir:

eine kleine Bemerkung:
- Armia Krajowa und nicht Armja.

eine größere Bemerkung: " im August 1944 begonnenen Aufstand der polnischen Heimatarmee" - Aufstand gab es vom Anfang bis zum Ende des Krieges, nur die Heimatsarmee hat sich nachher herauskristallisiert. Bis heute ist AK bei einigen Politikern umstritten.
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