Hebamme Studium: Voraussetzungen & Inhalte

Hebamme Studium: Voraussetzungen & Inhalte
Der Beruf der Hebamme gehört wohl zu den ältesten der Welt. War die Entbindung von Kindern früher eher eine solidarische Unterstützung von Frauen, sind Hebammen heute erfahrene Fachkräfte, an die immer mehr Anforderungen gestellt werden. Von der Feststellung der Schwangerschaft bis zur Geburt des Kindes und auch danach in der Betreuung und Pflege, sind Hebammen die erste Ansprechperson für die Frauen und ihre Familie. Der Beruf verbindet somit soziale Aspekte mit umfangreichem medizinischem Knowhow.

Lange Zeit war der Beruf der Hebamme in Deutschland vor allem ein Ausbildungsberuf, doch das änderte sich ab dem Jahr 2020. Mit dem neuen Hebammengesetz soll der Beruf akademisiert werden und damit den Standards in anderen europäischen Ländern nacheifern, in denen die Hebammenpraxis schon längst ein Studium erfordert.

Hebamme werden


Das neue Hebammengesetz: Studium statt Ausbildung


Das neue Hebammengesetz wurde am 12.11.2019 beschlossen und hebt das alte Gesetz, welches noch aus den 1980ern Jahren stammt, auf. Mit diesem Gesetz reagiert Deutschland auf die gestiegenen Anforderungen an den Beruf der Hebamme, in dem es ab dem Jahr 2020 ein Duales Studium voraussetzt. Seit einigen Jahren bieten verschiedene Hochschulen bereits ein Hebammen Studium an, nun gibt es hierfür aber einheitliche Regelungen. Dabei wird stets betont, dass die Ausbildungen zur Hebamme in Deutschland nicht schlecht waren, sondern lediglich nicht mehr den europäischen Standards entsprächen. Um in Europa als Hebamme anerkannt zu werden, ist daher ab sofort auch in Deutschland ein Studium notwendig.

Ein vorausgesetztes Studium erhöht aber nicht unbedingt nur die Barriere, um Hebamme zu werden, sondern bringt auch viele Vorteile für den Beruf mit sich. Zum einen führt die Akademisierung zu einer höheren Wertschätzung der Hebammen Praxis und der automatischen Anerkennung des Abschlusses in allen EU Ländern. Zum anderen geht mit dem akademischen Abschluss eine bessere Bezahlung des Berufes einher und nach dem neuen Gesetz sollen auch die Praxisstunden während des Dualen Studiums vergütet werden.

Hebammenstudium Hebammengesetz


Wie der Übergang zum Hebammen Studium geregelt ist


Wer bereits eine Ausbildung oder ein Hebammen Studium nach der alten Regelung begonnen hat, kann dieses ohne Probleme abschließen. Die Übergangsregelung des neuen Hebammengesetzes sieht vor, dass Ausbildungen noch bis zum 31.12.2022 begonnen und bis zum 31.12.2027 beendet werden können.

Das künftige Studium der Hebammenkunde oder Hebammenwissenschaft soll zwischen 3 und 4 Jahren Ausbildungszeit liegen und mindestens 2.200 Praxisstunden und ebenso viele Theoriestunden beinhalten. Es handelt sich hierbei um ein duales praxisintegrierendes Studium, bei dem die praktische Studienphase an kooperierenden Geburtsstationen oder anderen Einrichtungen gegen eine Vergütung absolviert werden soll. Leider ist die Vergütung nach dem alten Gesetz noch nicht vorausgesetzt und die neuen Regelungen gelten noch nicht an allen Hochschulen.

Obwohl der Übergang von der alten zur neuen Regelung möglichst fließend und reibungslos erfolgen soll, kann dieser doch einige Probleme für diejenigen mit sich bringen, die sich bereits in der Ausbildung befinden. Denn der Abschluss als Hebamme durch eine Ausbildung könnte durch die zunehmende Akademisierung an Anerkennung verlieren und den Berufseinstieg erschweren. Zudem wird der Abschluss nach einer Ausbildung oder einem Studium nach den alten Regelungen nicht zwangsläufig in den anderen EU Ländern anerkannt. Wer also jetzt überlegt Hebamme zu werden, sollte am besten direkt ein Studium nach den neuen Regelungen beginnen.

Hebamme Studium


Hebammenwissenschaft oder Hebammenkunde studieren: Aufbau und Inhalte


Als Hebamme begleitest du werdende Mütter ab der Schwangerschaft bis zur Geburt und stehst noch einige Zeit darüber hinaus als Ansprechperson zur Verfügung. Damit gehen eine große Verantwortung und enge Bindung zu den Frauen und ihren Familien einher. Als Hebamme solltest du daher einfühlsam sein und gern mit Menschen in Kontakt kommen. Im Studium wirst du lernen, verschiedene Lebensgrundlagen und Kulturen zu verstehen und in deiner Arbeit berücksichtigen zu können. Darüber hinaus musst du vielleicht auch psychologische Unterstützung leisten und deshalb pädagogische Kenntnisse besitzen.

Neben dem sozialen Aspekt sind an das Hebammen Studium natürlich auch medizinische Fähigkeiten gebunden. Auf Grundlage neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse wirst du deshalb lernen, wie du eine Schwangerschaft feststellen, beobachten und eine Geburt durchführen kannst. Dabei wirst du auf mögliche Komplikationen während der Schwangerschaft und Geburt vorbereitet und lernst auch, wie du im Notfall einige Aufgaben eines Arztes übernehmen kannst. Außerdem musst du die werdenden Mütter und ihre Familien über Ernährung, Hygiene und Pflege des Neugeborenen aufklären können.

Die Anforderungen an den modernen Hebammenberuf sind also vielfältig und setzen sowohl soziale als auch fachliche Kompetenzen voraus. Hierfür sind die Anteile an Theorie und Praxis in den neuen Studiengängen weitgehend ausgeglichen. Die Praxis wird in Form eines Langzeitpraktikums entweder wochen- oder blockweise an den kooperierenden Institutionen absolviert. Im Studium wirst du verschiedene Prüfungen in Form von Klausuren, einer wissenschaftlichen Hausarbeit oder auch als Praxistest absolvieren. Häufig kannst du dich schon im Bachelor, spätestens aber im Master in Richtung Management, Forschung oder Pädagogik spezialisieren. Mit erfolgreichem Abschluss eines Hebammen Studiums erreichst du den akademischen Grad des Bachelor of Science (B.Sc.) oder nach einem anschließenden Masterstudiengang den Master of Science (M.Sc.).

Hebammenkunde studieren


Voraussetzungen für ein Hebammen Studium


Um Hebamme zu werden und ein entsprechendes Studium zu absolvieren, brauchst du in der Regel die allgemeine Hochschulreife oder Fachhochschulreife. Dies hängt meistens davon ab, ob du an einer staatlichen Universität oder Fachhochschule studieren möchtest. Doch auch über die Praxiserfahrung ist ein Studium an vielen Hochschulen möglich, wenn du mindestens 3 Jahre Berufserfahrung oder eine abgeschlossene Ausbildung im Pflegebereich vorweisen kannst. Beispiele hierfür sind das Studium der Hebammenkunde an der evangelischen Hochschule Berlin oder der katholischen Hochschule NRW in Köln.

Zusätzlich zum Abschluss wird für ein Hebammen Studium in Deutschland mindestens ein B2 Niveau in der deutschen Sprache vorausgesetzt. Häufig verlangen Hochschulen auch ein vorausgehendes Praktikum in einem passenden Bereich. Meist muss sich parallel für den Studiengang an der Hochschule und einem studienbegleitenden Praktikum an den Kooperationsinstitutionen beworben werden.

Die Bedingungen können von Hochschule zu Hochschule variieren. Die allgemeinen Voraussetzungen für ein Hebammen Studium sind aber unter § 10 des neuen Hebammengesetzes geregelt.

Storch


Männliche Hebammen? Warum der Beruf nicht nur Frauensache ist


Hebammen sind in der Regel Frauen. Auch heute noch gibt es nur selten männliche Hebammen oder Entbindungspfleger, obwohl die Ausbildung und das Studium natürlich auch Männern offenstehen. So gab es noch 2016 nur vier männliche Hebammen in ganz Deutschland! Tatsächlich berichten viele Männer bei der Bewerbung auf Ausbildungsplätze von Benachteiligungen. Ständige Rechtfertigungen, Witze und sogar gehässige Kommentare gehören für sie zum Berufsalltag.

Viellicht ändert sich dies zukünftig mit der zunehmenden Akademisierung des Berufes, die die Geburtshilfe attraktiver machen könnte: eine bessere Bezahlung, höheres Ansehen und mehr Aufstiegsmöglichkeiten könnten auch für Männer Anreize schaffen. Auch eine Benachteiligung von Männern könnte durch den künftigen Hochschulabschluss verhindert werden. Zudem entwickelt sich Deutschland stetig weg von den alten Stereotypen, hin zu einer offeneren und vielseitigeren Gesellschaft. Das kann man gerade in den Berufen und der Verteilung der Studierenden beobachten. Immer mehr Frauen sitzen in Aufsichtsräten und Entscheidungsgremien, studieren Technik und Informatik oder machen eine Ausbildung zur Elektrikerin. Es wird also auch umgekehrt höchste Zeit, dass vermeintlich weibliche Berufe der Männerwelt nähergebracht werden.

männliche Hebamme


Berufsaussichten


Mit einem Hebammen Studium muss man auch Hebamme werden, richtig? Nicht ganz! Natürlich steht einem mit einem Studium der Hebammenwissenschaft oder Hebammenkunde der Beruf als Hebamme offen, doch auch in der Forschung oder im Management kann das Studium eingesetzt werden.

Wer sich für die Praxis der Hebamme entscheidet, hat in Deutschland sehr gute Berufsaussichten, da hier ein großer Fachkräftemangel herrscht. Du kannst eine Anstellung in einer Klinik, Hebammenpraxis, im Gesundheitsdienst oder in Geburtshäusern bekommen oder dich als freiberufliche Hebamme selbstständig machen. Dabei liegt das durchschnittliche Gehalt einer Hebamme zwischen 1.900€ und 3.700€ brutto monatlich. Private Einrichtungen zahlen hierbei häufig weniger als der öffentliche Dienst.

Baby


Wo kann ich Hebammenkunde oder Hebammenwissenschaft studieren?


Ein Bachelor Studium der Hebammenkunde oder Hebammenwissenschaft kannst du z.B. an diesen Hochschulen absolvieren:
Duale Hochschule Baden-Württemberg Karlsruhe (angewandte Hebammenwissenschaft)
Evangelische Hochschule Berlin (EHB) (Hebammenkunde)
Hawk Fachhochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst Göttingen (Hebammenwissenschaft)
Katholische Hochschule NRW (Köln) (Hebammenkunde oder angewandte Hebammenwissenschaft)
Universität zu Lübeck (Hebammenwissenschaft)
Ernst-Abbe-Hochschule Jena (Geburtshilfe / Hebammenkunde)
Hochschule für Gesundheit Bochum (angewandte Gesundheitswissenschaften)
Hochschule Fulda (Hebammenkunde)
Hochschule Bremen (internationaler Studiengang Hebammen)


Fazit
Hebammen werden in jedem Land und zu jeder Zeit gebraucht. Die Anforderungen an den Beruf wachsen dabei stetig und durch den Fachkräftemangel in Deutschland werden dringend mehr Hebammen benötigt. All dies führt zu einem Anstieg der Anerkennung des Berufes und der Vergütung, die das Hebammen Studium immer attraktiver machen. Wenn du dich also für medizinische Praktiken interessierst aber auch gern in einem sozialen Beruf arbeiten möchtest, solltest du vielleicht Hebamme werden!

Bildnachweis: Vielen Dank an Vidal Balielo, Jonathan Borba, negative space und freestocks.org@pexels.com und ThorstenF, guvo59 und SarahRichterArt@pixabay.com

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