Tipps für die mündliche Prüfung im Studium #1: Inhaltliche und mentale Vorbereitung sind das A und O
Der Stichtag für deine mündliche Prüfung rückt allmählich näher und ein flaues Gefühl macht sich langsam aber sicher in deiner Magengegend breit – alles kein Problem, solange deine Vorbereitung stimmt.
Ausreichendes Lernen ist für das Bestehen einer mündlichen Prüfung zwingend notwendig. Damit solltest du nicht erst wenige Tage vor deinem Prüfungstermin beginnen – nicht umsonst werden dir vom Prüfungskomitee einige Wochen, wenn nicht sogar Monate Vorlaufzeit eingeräumt! Die solltest du unbedingt nutzen und nicht gedankenlos verstreichen lassen. Damit du dir ein umfangreiches Thema auch behältst, ist die richtige Lernstrategie wichtig.
Darüber hinaus macht es Sinn, sich mit dem Setting einer mündlichen Prüfung an der Uni auseinanderzusetzen. Womöglich ist es das erste Mal, dass du mit deinen Dozenten direkt in Kontakt trittst. Diese Situation kann durchaus eine Herausforderung sein.
Die mündliche Prüfung als Verkaufsgespräch
Stell dir Folgendes vor: Du bist ein Verkäufer. Deine Ware ist Wissen – dein Wissen! Du hast es in wochenlanger Kleinarbeit sorgfältig angehäuft und kennst dich damit so gut aus wie niemand sonst. Die mündliche Prüfung muss das ändern! Du willst dein Wissen an den Mann bringen. Dazu gehört es, den Kunden, in dem Fall deine Prüfer, so gut es geht von dir zu überzeugen. Dass deine Ware von hoher Qualität ist, daran darfst du keinen Zweifel lassen.
Ein guter Verkäufer wird auch niemals auf die Schwächen seines Produktes aufmerksam machen – er übergeht sie. Das muss dir bei deinen Wissenslücken auch gelingen. Versuch das Gespräch deshalb in die für dich günstigsten Bahnen zu lenken. Nimm am besten nie eine Ausfahrt in ein (Themen-)Gebiet, in dem du dich nicht auskennst.
Tipps für die mündliche Prüfung im Studium #2: Information ist alles
Um dich optimal auf deine Prüfungssituation vorbereiten zu können, musst du möglichst viel über deren Ablauf in Erfahrung bringen. Damit du einen Überblick bekommst, hier die Wesentlichsten Dinge.Organisatorische Fragen
• Wann und Wo wird die Prüfung stattfinden?
• Wie weit ist es zu deinem Prüfungsort? (Plane deine Zeit nicht zu knapp und lass dir lieber etwas „Pufferzeit“)
• Wie lange dauert die Prüfung?
• Sind Hilfsmittel zugelassen und wenn ja welche?
Wissenswertes zu den Prüfern
• Anzahl der Prüfer und wie viele sind davon frageberechtigt
• Wer sind die Prüfer?
• Haben sie „Lieblingsthemen“, die sie gerne abfragen oder mit denen du sie beeindrucken kannst?
• Wie formulieren sie ihre Fragen?
• Besitzen sie Humor oder sind sie bei Prüfungen eher streng?
• Wie bewerten sie Prüflinge?
Wissenswertes zum Prüfungsverlauf
• Wird ein Kurzvortrag erwünscht?
• Ist die mündliche Prüfung als Gespräch geplant?
• Ist mehr Detail- oder eher Überblickswissen verlangt?
• Welche Fragen wurden ehemaligen Prüflingen gestellt?
Tipp: Eventuell kannst du als Gast bei einer mündlichen Prüfung teilnehmen. Das ist oftmals erlaubt, ohne dass die meisten Studenten davon wissen.
Tipps für die mündliche Prüfung im Studium #3: Antizipiere Antworten
Es ist erheblich leichter, sich auf eine mündliche Prüfung vorzubereiten, wenn man weiß, was man gefragt wird. Nun ja, so ganz wissen kannst du das leider vorher nie. Du kannst in den meisten Fällen jedoch abschätzen, in welche Richtungen deine Prüfer mit ihren Fragen abzielen könnten.
Gehen wir noch einmal zurück zum Verkäufer-Beispiel: Glaubst du, der Verkäufer kennt Antworten auf alle Fragen seiner Kunden? Wohl kaum. Was er jedoch kennt, sind die Eigenschaften seines Produktes. Und nur darauf werden sich seine Kunden bei ihrer Befragung wohl beziehen. Der gute Verkäufer kann also die Fragen zu seiner Ware zumindest antizipieren und Antworten vorbereiten – das kannst du auch tun!
Dazu solltest du dir folgende Fragen stellen:
• Wie lauten die wichtigsten Schlüsselbegriffe und Fachvokabeln und was bedeuten sie?
• Kennst du wichtigsten Vertreter und ihre Leistungen im jeweiligen Fachgebiet?
Tipp: Vergewissere dich bei ausländischen Namen, wie sie ausgesprochen werden, damit du dich in deiner mündlichen Prüfung nicht verhaspelst!
• Findest du für möglichst viele Sachverhalte ein passendes Beispiel? (Beispiele untermauern deine Argumentation und suggerieren deiner Zuhörerschaft dass du weißt, wovon du sprichst.)
• Was sind die Teilbereiche deines Fachgebietes?
• Wo lassen sich zwischen diesen Teilbereichen Verknüpfungspunkte finden?
• Existieren verschiedene Theorien zu der Thematik und wenn ja, wo liegen eventuelle Unterschiede oder Schwächen?
• Wie lautet deine eigene Meinung zu den jeweiligen Thesen?
Tipps für die mündliche Prüfung im Studium #4: Es geht weniger um dich …
… Es geht um dein Wissen! Diverse Ratgeber behaupten gerne, dass es bei einer mündlichen Prüfung vorrangig um die Selbstdarstellung deiner Person ginge – das ist ein Irrtum!
So verhinderst du den Blackout
Natürlich solltest du der Prüfungssituation und vor allem deinen Prüfern gegenüber aufgeschlossen entgegentreten. Von der Begrüßung an legst du idealerweise ein selbstbewusstes und zugleich freundliches Auftreten an den Tag.
Man wird dich vor Beginn fragen, ob du dich geistig und körperlich in der Lage fühlst, deine Prüfung abzulegen. Dabei handelt es sich um eine obligatorische Frage, die jeder Prüfling gestellt bekommt.
Einer der Uni Prüfer wird dir zum Einstieg eine leichte Frage stellen, damit zu schon ein wenig sicherer wirst. Bei allen guten Absichten gelingt dem Komitee dieses Unterfangen nicht immer und du bekommst womöglich eine Frage ohne direkten Themenbezug gestellt, zum Beispiel: „Was haben Sie zuletzt gelernt?“. Lass dich davon nur nicht verunsichern und bleibe bei deiner selbstbewussten Linie, damit du nicht schon in den ersten fünf Minuten einen Blackout bekommst.
Werde zum Aktivposten
Ansonsten steht wie gesagt vielmehr der Inhalt deiner mündlichen Prüfung im Vordergrund. Du solltest dir unbedingt vor Augen halten, dass das von dir Gesagte die Dozenten zur nächsten Frage animiert. Das Gespräch und die in ihm gestellten Fragen entwickeln sich also aus der Situation heraus. Um so eine Situation optimal zu meistern, lohnt es sich, während der Prüfung den aktiven Part zu übernehmen!
Um die aktive Rolle in deinem Prüfungsgespräch zu übernehmen, sind in erster Linie zwei Dinge von Nöten:
• Fachkenntnis – diese solltest du dir, wie inzwischen oft genug gesagt, rechtzeitig aneignen und nicht erst kurz vor knapp mit dem Lernen anfangen.
• Die Bereitschaft, den Prüfern mehr zu geben, als sie eigentlich verlangen.
Letzteres erfordert womöglich Einiges an Vorüberlegung – womit wir wieder beim Antizipieren eventueller Fragestellungen wären! Du solltest dir im Vorfeld deiner mündlichen Prüfung darüber Gedanken machen, wie sich bestimmte Informationen miteinander verknüpfen lassen. Am besten simulierst du dazu eine Prüfungssituation: Mental in deinem Kopf, vor dem Spiegel oder gerne auch vor Freunden und Verwandten. (Die besitzen vielleicht nicht die nötige Sachkenntnis, können dir in Bezug auf dein Auftreten aber schon mal ein erstes Feedback geben.)
Wenn du etwas gefragt wirst, solltest du in der Lage sein, auch mal weit auszuholen und den Prüfern Informationen zu servieren, die eigentlich nicht oder höchstens indirekt verlangt sind. Auf die Art vermittelt der Prüfling zum einen ein hohes Maß an Fachwissen, was zu einer überzeugenderen Darstellung führt. Darüber hinaus drehst du immer noch etwas mehr an der Uhr, als wenn du jedes Mal nur kurz und bündig antwortest. Ist die Prüfung für 30 Minuten anberaumt, sollte sie nach deren Ablauf auch vorbei sein. Hat der Prüfer seine vernichtende Killerfrage aus Zeitmangel gar nicht erst gestellt – tja, schade!
Hier zwei Beispiele für deinen Redepart:
negativ
Prüfer: „Ist die Pharmaindustrie Ihrer Meinung nach ein sicherer Markt?“
Du: „Ja, die Pharmaindustrie ist einer der sichersten und umsatzstärksten Märke.“
Ja, das ist richtig – nicht mehr und nicht weniger.
positiv
Prüfer: „Ist die Pharmaindustrie Ihrer Meinung nach ein sicherer Markt?“
Du: „Ja, das lässt sich am Five-Force-Modell (Fachbegriff) nach Micheal E. Porter (wichtiger Vertreter) belegen. Dieses besagt, dass eine Branche und deren Wettbewerber als innere Kraft von außen von vier weiteren Kräften beeinflusst werden: Den Kunden, Lieferanten, potenziellen neuen Wettbewerbern und eventuellen Ersatzprodukten. (Definition) Diese Kräfte sind im Falle der Pharmaindustrie vergleichsweise gering. Die Kunden beispielsweise sind auf bestimmte Medikamente angewiesen, auf die sie nicht verzichten können. (Beispiel)“
Was meinst du, welche Antwort wird das Prüfungskomitee mehr überzeugen?
Vorsicht! Der Grat zwischen konkreter Zusatz- und zu viel Information ist schmal! Solltest du erst einmal abschweifen, verschwendest du Zeit und vergibst womöglich die Chance, dich noch mit einem weiteren Themengebiet auszuzeichnen. Im schlimmsten Fall wirst du von deinen Prüfern ermahnt, was dir Minuspunkte einbringen dich total aus dem Konzept bringen kann.
Tipps für die mündliche Prüfung im Studium #5: Folge der Dreischritt-Antwortstruktur
Eine allgemeingültige Formel für Prüfungsantworten gibt es leider nicht. Der Dreischritt kann aber eine nützliche Hilfe sein.
1. Ordne die Frage allgemein ein. Dazu nennst du das übergeordnete Themengebiet und einen Schlüsselbegriff.
2. Beantworte die Frage inhaltlich. Gehe auf die wichtigsten Punkte ein und nutze dafür entsprechende Fachbegriffe.
3. Am Schluss belegst du deine Argumentation mit einem Beispiel.
Der Dreischritt kann eine Richtlinie zur Beantwortung von Fragen in der mündlichen Prüfung sein. Du solltest aber im Hinterkopf behalten, dass jedes Prüfungsgespräch seine ganz eigene Dynamik hat. Dass du nach jedem deiner Punkte – und auch mitten im Satz – unterbrochen werden kannst, muss dir deshalb klar sein. Die Prüfer werden höchstwahrscheinlich auch auf deine Flexibilität schauen und sehen wollen, wie du mit Unterbrechungen klarkommst.
Tipps für die mündliche Prüfung im Studium #6: Lies auch mal zwischen den Zeilen
Laut Prüfungsordnung ist es den Prüfern nicht gestattet, dir irgendwelche Signale hinsichtlich deiner Antworten zu geben. Wenn ein Dozent also während deiner mündlichen Prüfung mit dem Kopf nickt oder lächelt, verstößt er eigentlich gegen die Regeln!
Dass das Komitee während deiner Prüfung regungslos dasitzt, muss also nicht zwingend etwas mit dir und deiner Vorstellung zu tun haben und sollte für dich noch lange kein Grund sein, nervös zu werden. Um trotzdem herauszubekommen, wie es denn nun genau um dich bestellt ist, musst du dann aber zwischen den Zeilen lesen.
Ein guter Indikator sind die sog. „Einhilfen“. Das sind Fragen, mit denen dir deine Professoren bei der Beantwortung einer vorherigen Frage helfen wollen. Bekommst du nur sehr wenige Einhilfen gestellt, ist das ein gutes Zeichen.
Es muss aber nicht automatisch das Ende für dich sein, wenn du trotz mehrerer Hilfeversuche mal nicht weiter kommst. Nicht umsonst werden in einer Prüfung immer mehrere Fragen gestellt. Solange du die dann beantworten kannst, sind die meisten Dozenten bei einem Ausrutscher nachsichtig.
Sollst du bestimmte Thesen bewerten, bist du wahrscheinlich auf einem guten Weg. Das bedeutet nämlich, dass kein theoretisches Wissen mehr vom Prüfling verlangt wird – offenbar hast du diesbezüglich alles abgeliefert, was man von dir während deiner mündlichen Prüfung hören wollte!
Zusammenfassung der wichtigsten Tipps für die mündliche Prüfung im Studium
1. Bereite dich rechtzeitig auf die Prüfung vor
2. Prüfungsablauf vorher simulieren
3. Informiere dich über die Prüfer
4. Achte auf dein äußerliches Erscheinungsbild
5. Biete dein Wissen an
6. Verwende Fachwörter und Schlüsselbegriffe korrekt
7. Stelle Verbindungen zwischen einzelnen Teilgebieten her
8. Überlege dir Beispiele
9. Kenne die Pro- und Kontraseiten deiner Theorien
10. Benutze den Dreischritt als Antwortstruktur
11. Kenne die wichtigsten Namen von Spezialisten in deinem Thema
12. Durch breitflächige Vorbereitung einen Blackout verhindern
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