Was ist ein Essay?
Zunächst lohnt sich der Blick auf die ursprüngliche Herleitung. Essay bedeutet so viel wie Probe oder Versuch und lässt sich vom französischen essai bzw. vom griechischen exagium ableiten. Beschäftigt man sich aber näher mit dem Begriff, erkennt man, dass unterschiedliche Formen existieren. Die Anforderungen unterscheiden sich teilweise von Hochschule zu Hochschule oder selbst zwischen einzelnen Fakultäten. Eine Generalisierung ist schwer möglich jedoch gibt es spezifische Merkmale, die ein Essay definieren und den entscheidenden Unterschied zu einer Hausarbeit ausmachen.
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Merkmale eines Essays
Das Essay behandelt grundsätzlich eine Fragestellung. In besonders knapper und anspruchsvoller Form setzt du dich kritisch mit deinem gewählten Thema auseinander. Dabei geht es um die experimentelle Annäherung an einen wissenschaftlichen Gegenstand. Im Allgemeinen stehen die eigenen Überlegungen und Positionen im Vordergrund. Hierfür ist die Kenntnis des zu kritisierenden Themas eine wichtige Voraussetzung. Ohne den aktuellen Forschungsstand zu analysieren oder das Thema wissenschaftlich aufzubereiten, muss es dein Anspruch sein, eine Problemstellung kritisch zu hinterfragen. Textinhalte sollten hierbei weniger paraphrasiert, sondern mit eigenen Worten wiedergegeben werden. Möchtest du bestimmte Argumente hervorheben, kannst du Fußnoten und Zitate einbauen, dennoch sind solche Darstellungen eher unüblich.
Charakteristisch für ein Essay ist vielmehr der Freiraum für stilistische Mittel und kreative Momente, die man in sonstigen Arbeiten eher vermeiden sollte. Das Essay ist eine subjektive Darstellungsform und damit eher vergleichbar mit einem anspruchsvollen Feuilleton-Artikel. Darum erfordert er auch ein gewisses Maß an sprachlichem Geschick, was dem einen leichter als dem anderen fällt. Sprachlich kann es aber durchaus angebracht sein polemisch, humoristisch vorzugehen. Insgesamt ist trotzdessen eine authentische Sprache zu wählen, die auch zu deinem Thema passt.
Thematisch ist bei einem Essay fast alles möglich. Aus diesem Grund kommt es beispielsweise vor, dass sowohl Germanistikstudenten als auch Studenten der Medienwissenschaft, mit der Verfassung eines Essays konfrontiert werden. Da es aber um die inhaltliche argumentative Auseinandersetzung mit einem wissenschaftlichen Gegenstand geht, wird man eine solche Prüfungsleistung größtenteils im sozial- und geisteswissenschaftlichen Bereich und weniger in Studiengängen wie Informatik oder Maschinenbau wiederfinden.
Wie ist ein Essay aufgebaut?
Wie bereits erwähnt, sind die wissenschaftlichen Formalia nicht ganz so wichtig wie bei einer Hausarbeit. Ein paar Standards sind trotzdem zu erfüllen. Der Essay besteht aus einem Deckblatt, dem eigentlichen Text und einem Literaturverzeichnis. Die Textlänge selbst ist variabel. Aber in der Kürze liegt die Würze. 5-7 Seiten reichen meistens aus. Frage dazu am besten deinen Professor oder Dozenten, wie lang die Arbeit sein darf, bevor du zu tief in die Thematik einsteigst.
Ansonsten ist der Aufbau klar strukturiert in Einleitung, Hauptteil, Schluss. Die Gliederung ergibt sich aus dem Text. Deswegen ist ein Inhaltsverzeichnis zu vermeiden. Bei der Kürze des Textes sind darüber hinaus Zwischenüberschriften nicht zwangsläufig notwendig, können aber sinngebend eingebaut werden. Absätze reichen häufig aus und ergeben bei einem Essay eine gute Strukturierung, sodass Überschriften seltener vorkommen. Hier kannst du aber selber entscheiden oder nach den Anforderungen deines Profs arbeiten. Denn wer die Vorlieben des Prüfers berücksichtigt, hat gleich zu Beginn bessere Chancen.
Einleitung:
In der kurzen Einleitung erläuterst du das Thema, die Fragestellung und die Relevanz der Diskussion, die du im Folgenden führen willst.
Hauptteil:
Im Hauptteil legst du sehr knapp Fakten und Beispiele dar, diskutierst deine Quellen und formulierst eine eigene Meinung. Wichtig ist hier eine strukturierte Argumentation. Der berühmte „Rote Faden“ muss erkennbar sein. Bei aller Freiheit, die der Essay ermöglicht, handelt es sich um eine wissenschaftliche Arbeit, die argumentativ stichfest sein muss und nicht um eine wilde Stammtischdiskussion.
Schluss:
Am Schluss werden nochmals alle Ergebnisse kurz und pointiert zusammengefasst aus der du eine Schlussfolgerung bildest. Je nach wissenschaftlichem Gegenstand ist ein Ausblick oder eine Wertung des diskutierten Themas möglich.
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Essay oder Hausarbeit
In den vorherigen Unterpunkten haben sich schon viele Unterschiede zu einer Hausarbeit gezeigt. Dennoch ist es wichtig sich den Unterschied zu einem Essay nochmals klar vor Augen zu führen, bevor man mit seiner Arbeit beginnt. Deshalb die wichtigsten Unterscheidungspunkte in der kurzen Wiederholung:
Essay | Hausarbeit |
Textlänge kurz ca. 5-7 Seiten, pointiert | ausführlich verfasst, Textlänge variabel ab 8-10 Seiten |
Absätze strukturieren den Text, Inhaltsverzeichnis vermeiden | Zwischenüberschriften und Inhaltsverzeichnis, damit die wissenschaftliche Analyse leichter nachzuvollziehen ist |
sprachliche Vielfalt, subjektiv | wissenschaftlich, objektiv |
eigene Überlegungen, Sekundärquellen als Unterstützung wichtig | Beweisführung durch anspruchsvolle Arbeit mit Sekundärquellen |
Die besten Tipps für ein Essay
Schlussendlich hast du nun alle Informationen die du brauchst, um mit deiner Arbeit endlich anzufangen. Neben den theoretischen Grundlagen eines Essays gibt es so einige Tipps und Tricks, die dir helfen werden, das perfekte Essay einzureichen. Insgesamt haben wir drei Tipps für dich rausgesucht:
Tipp 1: Plane genügend Zeit für den Essay ein
Hast du die Aufgabe bekommen ein Essay zu schreiben, denkst du vielleicht, dass du die paar Seiten schon an einem Wochenende schreiben kannst. Für den geübten Schreiberling wohl eher kein Problem, trotzdem sind wir nicht alle mit großem Talent geboren. Wenn du Studienanfänger bist oder bisher wenige Berührungspunkte mit dem Schreiben eines Essays hattest, solltest du dir genug Zeit einplanen. Wichtig ist das du eine gute Fragestellung recherchierst und dir deine Quellen zurechtlegst. Plane auch genug Zeit für das Korrekturlesen ein. Lasse ebenfalls einen deiner Kommilitonen darüber lesen. Am besten gibst du deinen Essay jemandem, der nicht unbedingt mit deiner Studienrichtung vertraut ist. Dieser „nicht-wissende“ Leser kann dir sagen, ob deine Argumentation nachvollziehbar ist.
Tipp 2: Die Aufgabe im Auge behalten
Am Anfang des Semesters wurde dir gesagt, was für eine Prüfung du für deine Lehrveranstaltung ablegen musst. Das du ein Essay verfassen darfst, hast du dir mit dem passenden Abgabetermin notiert, doch was war nochmal die Aufgabe?
Bei jeder wissenschaftlichen Arbeit ist es das Wichtigste, im Vorfeld mit der Aufgabe vertraut zu sein. Sprich deine Fragestellung oder Thematik mit deinem Dozenten ab. Schließlich bekommt er (oder sie) ihr Gehalt für die Beantwortung deiner Fragen. Es gibt eigentlich nichts Schlimmeres als die Aufgabestellung verfehlt zu haben, weil man die Aufgabe nicht korrekt verstanden hat. Dann hast du nicht nur eine schlechte Note, sondern musst dein Essay bei nicht bestandener Leistung überarbeiten oder ganz von vorne beginnen. Leichter ist es, wenn du dich vor der Arbeit um alle formellen Angaben wie Textlänge, Zeilenabstand, Schriftart kümmerst und bereits im Rahmen der Lehrveranstaltung dein Thema mit deinem Dozenten absprichst.
Tipp 3: Baue dir eine Argumentationsstruktur
Du hast also nun deinen Text begonnen. Genügend Zeit ist vorhanden und alle anderen Sachen hast du mit dem Dozenten abgesprochen. Langsam entwickelt sich eine Struktur. Wie bereits angesprochen ist die Argumentation deines Essays der Kern deiner Arbeit. Überprüfe zu jedem neuen Argument, ob sich dieses logisch mit den anderen Punkten deines Essays verbinden lässt. Ist dieses Argument nachvollziehbar? Eröffne ich damit ein neues Problem? Muss ich deswegen weitere Sachverhalte erklären? Ist die Begründung zielführend?
Zur Fehlervermeidung kannst du dir die wichtigsten Prämissen deines Essays auf einem Blatt Papier notieren. So behältst du die Übersicht und kannst gezielter an deinem perfekten Essay arbeiten.
Fazit
Für die einen ist das Verfassen eines Essays die wohl leichteste Prüfungsleistung für die anderen eine schwere Hürde. Gegenüber einer komplexen Hausarbeit bereitet dich ein Essay hervorragend auf weitere wissenschaftliche Arbeiten vor. Denn ein Essay kann ebenso eine Vorarbeit für ein ausführliches Hausarbeits- oder Forschungsthema darstellen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass du dich von Beginn an mit dieser Form akademischer Argumentationsführung vertraut machst. Dabei ist es wie bei so vielen Dingen des Lebens: Übung macht den Meister!
Bildquelle Titelbild: Vielen Dank an sqback für das Bild (© sqback / freeimages.com).
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