Schon zum zweiten Mal wird der „Vierkommanull-Award für außerordentliches akademisches Scheitern“ vergeben. Bundesweit konnte man dafür seine unterragendste wissenschaftliche Arbeit einreichen und auf ein Preisgeld von 500€ hoffen. Und tatsächlich ist die qualifizierte Jury aus Youtubern, Podcastern und Schauspielern von „Zur Quelle“ fündig geworden. Die ehrwürdige Gewinnerin für ihr besonders schlechte Hausarbeit ist: Alina Gensecke von der Georg-August-Universität in Göttingen!
Der größte Mist der je geschrieben wurde
Die Lehramtsstudentin für Biologie und Englisch bekam die Auszeichnung für eine besonders furchtbare Literaturanalyse.
Die hohe Qualität ihres Textes bewies die 22-Jährige bereits gleich zu Beginn ihrer Arbeit. "Marriage in George Elliotts Middlemarch - The individual fight for the preservation of the marriage of Casaubon, and the Dorothea poisons their relationship, and themselves", heißt die bahnbrechende Analyse. Schade dabei nur, dass man die gute Dame eigentlich Eliot schreibt. „Nichts signalisiert besser, dass man keinen F*** auf seine Hausarbeit in der englischen Literaturwissenschaft gibt, als schon im Titel den Namen der Autorin falsch zu schreiben“, lobte Juror Lukas Diestel diese künstlerische Freiheit.
Wie Alina dieses hohe Niveau erreichen konnte, erklärt sie anhand ihrer kurzen Auseinandersetzung mit der Lektüre. Nicht mal durch den 200 Seiten langen Text konnte sie sich quälen: Bei Seite 180 musste sie das Buch weglegen, es sei einfach zu schrecklich gewesen. „Dann hab ich irgendwas zusammengeschrieben. Ich kann wirklich sagen, dass das der größte Mist ist, den ich je geschrieben habe“, begründet sie ihre anschließende akademische Nicht-Glanzleistung.
Das Überraschende: Obwohl die Korrektorin an manchen Stellen nur noch verständnislose Satzzeichen anmerken konnte, bestand die Studentin! "Ich vermute, meine Dozentin hatte nur Angst, noch einmal so etwas lesen zu müssen", erklärt sich Alina diesen Umstand.
Weitere Platzierungen überzeugen mit Realitätsferne und irgendwas mit Pflanzen
Auch auf den Plätzen 2 und 3 tummeln sich die vermeintlichen Leistungsträger der Gesellschaft. So bewertete „Zur Quelle“ die Arbeit der zweitplatzierten Ivana Mitric, damit dass man "von Seite zu Seite weiterhin den Verstand und das Verständnis für die Realität" verliere.
Währenddessen sei bei der Arbeit von Ziwei Cai auf Platz drei ein besonderes Vorgehen notwendig gewesen: „Die Arbeit hält – wenn man sich in Bezug auf Grammatik und Rechtschreibung auf irgendetwas unter dem SMS-Schreibstil eines zweijährigen Kindes eingestellt hat – Highlights bereit, wie die romantisch-liebevolle Beschreibung von Blattbehaarung und schöne große Bilder”, urteilt die Botanikexpertin Ariana Baborie. Das klar umfasste Thema sei dabei „irgendwas mit Pflanzen und Wasser und wenig Wasser“ gewesen.
Botschaft der Jury vom „Vierkommanull“ Award: Schluss mit ständiger Selbstoptimierung
Als Antwort auf den steigenden Leistungsdruck und einen verbesserten Lebenslauf wurde der „Vierkommanull“ Award ins Leben gerufen.
Endlich sollen wieder die Vorteile des Studiums genossen werden. Entspannte Zeit mit Freunden verbringen statt die Semesterferien in der Bib abzuhängen und lieber am Leben lernen als in der Vorlesung. Das sind die Motivationen die Studenten vorantreiben sollten, findet das Magazin.
Nach Bologna-Reformen und Selbstoptimierungstrends in den Sozialen Medien und auf dem Arbeitsmarkt, müsse man sich wieder für ein ausgeglichenes Studium einsetzen. Wie ihr selbst eine gute Hausarbeit schreibt und mit den richtigen Lernstrategien trotzdem entspannt durchs Studium kommt, erfahrt ihr bei uns.
Autorin: Nicola Seele
Bildquelle: Vielen Dank an Voicu Oara für das Titelbild (© Voicu Oara/ pexels.com).
Diese Artikel könnten dich auch interessieren:
Ausgleich zum Studienalltag
Prokrastination: Das hilft gegen die Aufschieberitis
Soft Skills im Studium
Wie schreibe ich einen Lebenslauf?
Die wissenschaftliche Hausarbeit: Zitieren und formaler Aufbau