Betreuung an deutschen Unis: mangelhaft, aber effizient
An deutschen Hochschulen steht es nicht gut um das Verhältnis von Lehrenden und Studierenden. Das stellte nun das Centrum für Hochschulentwicklung, kurz CHE, fest. Nach dessen Analyse ist das Verhältnis der in Deutschland Studierenden zu ihren Lehrenden unter dem europäischen Durchschnitt: Während fast jede zweite Hochschule in Europa eine besonders gute Betreuungsrelation hat, trifft dies nur bei knapp einem Drittel aller deutschen Fachbereiche zu.
Gemeint ist damit v.a., dass auf jeden Studenten weniger Lehrkräfte kommen. Dadurch sind die Rahmenbedingungen insgesamt schlechter als im gesamten europäischen Raum. Aber nicht nur, dass sehr wenige Hochschulen ein besonders gutes Dozenten/Studierenden-Verhältnis vorweisen, hinzu kommt, dass etwa jede Dritte besonders schlecht abschneidet.
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Den Mangel an Lehrenden scheinen die Unis jedoch gut zu kompensieren. Wie das CHE feststellte, stufen knapp 40 % der Studierenden den Kontakt zu den vorhandenen Lehrkräften als gut bis sehr gut ein. Unterdurchschnittliche Bewertungen wurden nur bei knapp 3% der Fachbereiche angegeben. Wie das Ergebnis nahelegt, machen die Hochschulen wohl das Beste aus den schlechten Rahmenbedingungen. Auch die Qualität der Vorlesungen und Seminare wurde von den deutschen Studierenden insgesamt besser bewertet als im Rest Europas.
Abschluss im Schneckentempo: Deutsche Studierende sind besonders langsam
Gehen deutsche Studierende deshalb lieber zur Uni? Auf jeden Fall tun sie es überdurchschnittlich lange. Im Gegensatz zu den Kommilitonen im Rest Europas brauchen Studierende hierzulande auffallend lange für ihren Abschluss. In 47% der Fachbereiche schaffen die deutschen Studenten laut Studie, ihr Studium nicht in der Regelstudienzeit. Zum Vergleich: In ganz Europa sind es nur etwa 30% der Fachbereiche.
Sind die Studenten hierzulange einfach besonders faul? Oder handeln sie frei nach dem Motto „In der Ruhe liegt die Kraft?“ Das CHE glaubt eher, dass der zuvor genannte Dozentenmangel und weitere Faktoren schuld sind an den vielen Langzeitstudenten. Deshalb weist es darauf hin, dass dies ein weiteres Zeichen für massive Qualitätsprobleme sei. Durch kleinere Gruppengrößen oder eine klare Studienorganisation könne man sehen, dass sich der Zeitaufwand erkennbar verkürzt.
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Doch auch hier vermitteln die Unis wieder ein widersprüchliches Bild: Gerade der letzte Punkt wird allgemein positiv bewertet. Über die Hälfte der Fachbereiche stuft die Studienorganisation als überdurchschnittlich gut ein. Im Gegensatz dazu sehen knapp ein Drittel der europäischen Studenten hier Verbesserungspotenzial.
Alles in allem sind deutsche Studierende zufrieden
Entgegen der teils starken Mängel ist hierzulande der Großteil der Studentenschaft zufrieden mit dem Studium. So bewerteten 54% ihre Studiensituation und Lehrerfahrung als besonders gut. Dies treffe im Gegenzug auf nur etwa 30% der Studierenden in den anderen Ländern zu. Wesentliche Faktoren dabei seien, wie bereits zuvor erwähnt, der gute Kontakt zu den Lehrenden, die Organisation der Studiengänge und die Qualität der Lehrveranstaltungen.
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Für die Analyse der Daten wurden 1.600 Hochschulen in mehr als 90 Ländern untersucht. Darunter waren 73 Hochschulen mit 330 Fachbereichen aus Deutschland. Die Informationen bezog das CHE dabei aus bibliografischen Datenbanken, von den Hochschulen selbst, aus internationalen Patendatenbanken und aus Befragungen von Studierenden.
Zu den „Top-Performern“ unter den Unis und Hochschulen in Deutschland zählen dabei übrigens im Bereich BWL die Otto Beisheim School of Management, die EBS Universität für Wirtschaft und Recht, die Hochschule Aalen, die Hochschule Reutlingen, oder auch die Hochschule Karlsruhe.
Im Maschinenbau sind vier der "Top 10 Performer" Hochschulen für angewandte Wissenschaften, wie z.B. die Hochschule Würzburg-Schweinfurt. In der Informatik zählen vor allem Universitäten zu den Besten. Die Ergebnisse der Studie könnt ihr auch hier noch einmal nachlesen.
Autorin: Nicola Seele
Bildquelle: Vielen Dank an jarmoluk für das Bild (©jarmoluk/pixabay.com).
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