Potenziale erkennen
In der Global CEO Study 2010 von IBM gehen 1500 CEOs weltweit davon aus, dass sie den Erfolg ihrer Firmen steigern würden, könnten sie besser auf das kreative Potenzial ihrer Mitarbeiter zugreifen. Diese Tatsache sollte uns auch persönlich zu denken geben. Denn wenn schon die Top Manager dieser Welt das verborgene Potenzial im Menschen als entscheidend für die Zukunft ihrer Unternehmen betrachten, kann man vermuten, dass es auch für unsere individuelle Laufbahn und unser Leben sinnvoll sein könnte, uns einmal damit auseinanderzusetzen, was wir eigentlich noch alles aus uns herausholen können. Wie können wir unser Potenzial entfalten?
So meint der Neurobiologe und Hirnforscher Gerald Hüther in einer Sonderbeilage der Süddeutschen Zeitung: „Wir sind alle nur eine Kümmerversion dessen, was wir sein könnten.“ Die These ist hier also: Jeder Mensch hat ungenutztes Potenzial in sich und könnte eigentlich mehr aus such machen, erfolgreicher sein, besser mit Stress und mit schweren Situationen umgehen. An dieser Stelle setzen die Website und die Workshops von Mindtelling an.
Mindtelling
Mindtelling, beziehungsweise das Unternehmen MehrWollen, wurden im Januar 2016 von dem ehemaligen Studenten der Biochemie und Neurobiologie Dennis Tröger gegründet. Die Idee hinter dem Unternehmen ist es, Menschen in Job und Leben ihr verborgenes Potenzial entfalten zu helfen. Konkret bedeutet das zum Beispiel den Abbau von Unsicherheiten, die Schärfung der Konzentrationsfähigkeit und die Stärkung der Entscheidungsfähigkeit.
Der Unsichtbare Freund
Ein besonders interessantes Konzept von Mindtelling ist, dass die Teilnehmer von Kursen oder auf der Website angemeldete Mitglieder sich eine eigene Heldenfigur schaffen und auch das Leben als eine Art Heldenepos wahrnehmen lernen.
Potenzial entfalten bedeutet also im ersten Schritt, eine Figur zu schaffen, die bereits alles erreicht hat, was die Teilnehmer noch erreichen möchten. Das Konzept ist dabei keineswegs neu. Idole gibt es seit Menschengedenken: von Göttern – „What would Jesus do?“ – bis zu Rockstars tendieren wir dazu, uns Vorbilder zu suchen. Dies wird in Verbindung gebracht mit dem heute in Marketing sehr wichtig gewordenem „Storytelling“. Wir denken uns Eigenschaften und Geschichte unseres Heldens aus und streben diesem hinterher.
Ein generelles Problem dabei ist natürlich: Wir sind nun mal nicht diese andere Person, die wir uns als Vorbild gewählt haben. Und man kann durchaus kritisch gegenüber der Idee sein, sich ständig zu wünschen, jemand anderes oder zumindest wie jemand anderes zu sein. Im Konzept von Mindtelling wird dieses Problem zu einem gewissen Grad ausgehebelt, da wir uns den Helden selbst schaffen sollen und er somit Teil von uns ist.
Müssen wir alle Helden sein?
Während es sicher nicht verkehrt ist, sich entfalten zu wollen und sich Ziele zu setzen, kann man über Werbesätze wie „nie wieder Selbstzweifel!“ bei Mindtelling streiten. Denn: Selbstzweifel sind dann und wann völlig in Ordnung und genauso sollte es uns auch erlaubt sein, mal Schwäche zu zeigen und gestresst zu sein. Eine Welt voller unantastbarer Helden hört sich doch recht unmenschlich an und ohne Momente der Niederlage und des Scheiterns verlieren auch die Erfolge an Bedeutung.
Fazit: Das Konzept von Mindtelling muss man also von zwei Seiten betrachten: Es ist bestimmt nicht wünschenswert, wenn man das „Heldenleben für Jedermann“ zu Ende denkt und man sollte – vor allem im Anbetracht des Sympathielevels von Menschen, die sich für die allergrößten halten – das Ganze auch hinterfragen können.
Auf der anderen Seite handelt es sich hier um eine relativ frisch und interessant wirkende Herangehensweise für Menschen, die sich zum Beispiel in Beruf oder Studium in einer Sackgasse fühlen. Wenn man sich also nicht ganz blind in die Sache hereinstürzt, spricht nichts dagegen, es auch einmal mit dem Konzept von Mindtelling zu versuchen.
Bildquelle Titelbild: Vielen Dank an geralt für das Bild (© geralt/www.pixabay.de).
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