Goodbye Studiengebühren

Goodbye Studiengebühren
Als die Diskussion um die Einführung einer Studiengebühr entbrannte, stand vor allem zu befürchten, dass die Studiengebühren viele Abiturienten, gerade jene aus sozial schwächeren Verhältnissen, abschrecken werden, ein Studium zu beginnen.

Klar, wer hat schon Lust für’s Studium einen hohen Kredit aufzunehmen und nach dem Abschluss den Betrag mit einer ordentlichen Portion Zinsen zurückzuzahlen.

Diese Befürchtung hat sich laut Statistiken nicht bestätigt, denn die Zahl der Erstis steigt in Bundesländern -mit und ohne Studimaut- weiter an.

Wenn man jedoch die soziale Zusammensetzung der Studierenden in den Ländern vergleicht, fällt auf, dass die Ungleichheiten bei der sozialen Zusammensetzung in den letzten Jahren vor allem in den Bundesländern abgebaut werden konnten, die keine Studiengebühren (mit Ausnahme von Hamburg) erhoben haben.

Warum Studiengebühren?


Doch wie kam es eigentlich zum Bezahlstudium? Bis 2002 schloss das Hochschulrahmengesetz (HRG) des Bundes allgemeine Studiengebühren aus. Im Januar 2005 gab das Bundesverfassungsgericht jedoch der Klage der unionsgeführten Länder Baden-Württemberg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Bayern, Hessen, Hamburg und dem Saarland statt, die im Gebührenverbot einen Eingriff in die Gesetzgebungskompetenz der Länder im Kultusbereich sahen.

Daraufhin folgte die Einführung der Studienbeiträge in 7 Bundesländern. Zehntausende Studenten demonstrierten damals auf den Straßen und besetzten Hörsäle-vergeblich. Chancengleichheit wurde zum bildungspolitischen Fremdwort.

Im Gegensatz zu den obligatorischen Semesterbeiträgen, die an die AStA‘s und Studentenwerke gehen, sollten die Studiengebühren zweckgebunden sein und für die Verbesserung von Studium und Lehre genutzt werden.

Prüfberichte der letzten Jahre haben aber immer wieder Zweifel aufkommen lassen, inwieweit dies auch tatsächlich umgesetzt wurde. Wie sollen auch der Ankauf von Drachenbooten, die Einrichtung von Callcentern oder das Bunkern des Geldes „für schlechte Zeiten“ die Qualität der (jetzigen) Lehre verbessern?

Unterschied Studiengebühren - Semesterbeitrag?


An nahezu allen deutschen Hochschulen musst du als Student einen Semesterbeitrag entrichten. Dieser ist obligatorisch und ist NICHT mit Studiengebühren/Studienbeiträgen identisch!

Der Semesterbeitrag ist ein Kostenbeitrag für die Hochschulverwaltung plus Beiträgen für die Studierendenschaft, AStA und Studentenwerk. Zusätzlich beinhaltet der Semesterbeitrag oft auch noch ein Semesterticket, mit denen du die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen kannst. Die Höhe des Beitrags wird von den Hochschulen selbst festgelegt.

Die Studiengebühren waren hingegen eine zusätzliche Kostenerhebung, die die Studenten an die Hochschulen zahlen mussten. Diese unterlagen idR einer klaren Zweckbindung (z.B. Verbesserung der Lehre und der Studienbedingungen).

Abschaffung der allgemeinen Studiengebühren


Doch nun ist der Spuk zumindest für die meisten Studenten wieder vorbei. Die Studiengebühren wurden ab 2011 sukzessive abgeschafft. Mittlerweile erhebt kein Bundesland mehr Studiengebühren für das Erststudium in der Regelstudienzeit.

Im Februar 2011 hat NRW das Bezahlstudium abgeschafft. Studenten, die sich seit dem WS 2011/2012 immatrikulieren, müssen nicht mehr 500 € pro Semester löhnen.

Hessen und das Saarland (je 500 €/Semester) verzichten bereits seit geraumer Zeit wieder auf die Studiengebühren, Hamburg (375 €/Semester) folgte zum WS 2012/2013 und auch die grün-rote Regierung in Baden Württemberg (500 €/Semester) schaffte die Campusmaut wieder ab.

Das Bundesland Bayern schaffte die Studiengebühren (300-500 €/Semester) zum Wintersemester 2013/2014 wieder ab. Als letztes Bundesland folgte Niedersachsen der Abschaffung der Studiengebühren (500 €/Semester) im Sommersemester 2014.

Ein Entschluss für soziale Gerechtigkeit und ökonomische Vernunft. Denn laut der Umfrage des Lehrstuhls für Marketing I der Uni Hohenheim hat sich seit 2007 die Akzeptanz der Studiengebühren bei den Studenten noch weiter verschlechtert, obwohl es bei der Zufriedenheit mit der Verwendung von Studiengebühren mittlerweile wenigstens für ein „befriedigend“ reicht.

Wer muss heute noch als Student Studiengebühren zahlen?


Es gibt Studiengebühren auch heute noch in einigen Bundesländern für Langzeitstudierende (inkl. einer Toleranz von 4 Semestern, aktuell in: Bremen, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen), Studiengebühren für ein Zweitstudium (Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz) sowie Studiengebühren für ausländische Studenten aus Nicht-EU-Staaten (Baden-Württemberg).

Fazit: Die Zeit für die Studiengebühren ist fast überall vorbei und wir sind froh darüber. Wir halten euch aber auch Weiterhin auf dem Laufenden, wie sich die Lage entwickelt.

Bildquelle: Vielen Dank an v hujer für das Bild (v hujer/www.sxc.hu)

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Kommentare

Userbild von Uniturm-Team
30. April 2013 · 14:34 Uhr
uniturm-team
UPDATE (30.04.2013): Eltern und Studierende können aufatmen: auch Niedersachsen schafft die Studiengebühren ab 2014 ab, so die niedersächsische Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajić.

Die Unis sollen künftig die Mittel, die bislang über die Studiengebühren eingenommen wurden, komplett vom Landeshaushalt ersetzt bekommen. Es bleibt jedoch so, dass das Geld ausschließlich dafür eingesetzt werden darf, um die Qualität von Lehre und Studium an den niedersächsischen Hochschulen zu optimieren. Ab 2014 werden aber auch die Studenten verbindlich mitbestimmen können, wofür das Geld verwendet wird.
Userbild von Trillian
06. September 2011 · 15:10 Uhr
trillian
Studiengebühren halte ich generell für eine gute Sache. Ich bin der Meinung, dann überlegt sich so mancher Student, ob er sich einschreibt und einen Platz belegt oder ernsthaft studiert. Ein Sieben zwischen arm und reich halte ich eher für ausgeschlossen (es gibt schließlich auch noch Stipendien) sondern zwischen Langzeitstudent und Abschluß in der Regelstudienzeit. Aber nur meine Beobachtung bei uns.
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