Hier findest du alle Informationen, die du brauchst, wenn du ein Auslandsstudium in Estland planst.
Bildungssystem und Universitäten in Estland
Das kleine Land im Nordosten Europas mit seinen 1,4 Millionen Einwohnern bietet sechs staatliche und eine private Universität. Im Zuge der Bologna-Reform wurde das estnische Hochschulsystem Teil des Europäischen Hochschulraums und ähnelt dem deutschen Bachelor- und Mastersystem.
Der Bachelor dauert in der Regel drei bis Jahre, der Master zwei Jahre. Für Doktoranden und Promovierende bietet sich ein Auslandsstudium in Estland ebenfalls an.
Das studentische Jahr ist in zwei Semester aufgeteilt: das Wintersemester beginnt im September und endete im Januar, das Sommersemester geht von Februar bis Juni. Dabei ist zu beachten, dass die Studiengänge immer im Wintersemester beginnen.
Grundsätzlich bieten sich zwei Städte zum Studieren in Estland an. Die älteste und traditionsreichste Universität des Landes ist die Universität Tartu mit circa 16.000 Studenten und rund 3.000 ausländischen Studierenden. Die kleine Stadt Tartu mit seinen 100.000 Einwohnern im Norden von Estland ist nicht nur für seine renommierten Studiengänge bekannt, sondern auch für seine vielen ERASMUS-Studenten und für seine lebendige Szene.
Tallinn, die aufstrebende Hauptstadt Estlands, weist mehrere Universitäten auf. Die Technische Universität Tallinn genießt international einen guten Ruf, ist Estland doch eines der Vorzeigeländer, was Telekommunikations- und Informationstechnologie betrifft. Die Universität Tallinn ist die größte des Landes und kann sich ebenfalls mit einschlägigen Studiengängen wie Medizin, Mikrobiologie oder Psychologie sehen lassen. Außerdem gibt es kleinere künstlerische Universitäten sowie die einzige Privatuniversität Estlands, die Estonian Business School.
Voraussetzungen für ein Studium in Estland
Die Voraussetzungen, um für ein Studium in Estland zugelassen zu werden, stellen meist keine sehr große Hürde dar. Zum einen werden viele internationale Abschlüsse anerkannt, zum anderen genügen als Sprachnachweis gute Englischkenntnisse. Da sich in Estland überdurchschnittlich viele Studiengänge auf Englisch finden, ist ein TOEFL-Test meist ausreichend. Die meisten englischsprachigen Studiengänge finden sich im Master.
Was bei einem Studium in Estland jedoch zu beachten ist, dass für die verschiedenen Universitäten und die unterschiedlichen Studiengänge auch jeweils andere Voraussetzungen und Deadlines gelten. Es ist also wichtig, sich ungefähr ein Jahr im Voraus die gewünschte Universität und den Studiengang herauszusuchen und sich genauestens über die Zulassungsbedingungen zu informieren.
Meist muss man sich online registrieren und verschiedene Dokumente einreichen, manchmal kommt noch ein Eignungstest auf einen zu. Oft kann man so den NC an den deutschen Universitäten umgehen. Die Deadlines für die Bewerbung im Wintersemester schwanken zwischen April und Juni. Hier findest du mehr Informationen dazu.
Wie viel kostet das Leben und Studieren in Estland?
Im Vergleich zu Deutschland fallen die Lebensunterhaltungskosten in Estland etwas niedriger aus. Besonders wohnen kann man hier noch günstig. Für ein Zimmer im Studentenwohnheim zahlt man zwischen 80 und 190 €.
Dabei sollte man jedoch wissen, dass es in Estland gang und gäbe ist, sich ein Zimmer mit einem oder mehreren Mitbewohnern zu teilen. Wer etwas mehr Privatsphäre möchte, kann sich auch ein eigene Wohnung für 200 – 500 € mieten.
Tallinn ist dabei die teuerste Stadt fürs Studieren in Estland. Dafür sind die öffentlichen Verkehrsmittel hier für Studenten umsonst nutzbar, in Tartu zahlt man dagegen erschwingliche 10 € pro Monat.
Die Kosten für Essen, Freizeit und weitere Ausgaben belaufen sich, je nach Lebensstandard, auf einen Betrag zwischen 300 und 500 €.
Als EU-Bürger sollte man sich außerdem eine Europäische Krankenversicherungskarte oder eine Auslandskrankenversicherung zulegen, um auch in Estland ausreichen medizinisch versorgt zu werden.
Für Sprachbegabte ein großes Plus: Wer auf Estnisch studiert, der muss keine Studiengebühren zahlen. Wer in Estland allerdings einen englischsprachigen Studiengang studieren möchte, muss dafür Studiengebühren zahlen. Und diese schwanken stark unter den einzelnen Studienfächern, zwischen 1.500 und 7.500 € im Jahr, für medizinische Fächer belaufen sich diese sogar auf 11.000 €. Dafür sind die Universitäten aber gut ausgestattet, und viele Studiengänge glänzen mit hohen internationalen Rankings.
Finanzierung und Stipendien-Programme in Estland
Die Studiengebühren hören sich erst einmal sehr hoch an, aber nicht verzagen, es gibt einige Möglichkeiten der Finanzierung deines Studiums in Estland.
Zum einen kannst du, wenn du im Inland BAföG erhältst, auch Auslands-BAföG beantragen. Im Ausland gelten sogar höhere Förderungssätze, so ist es möglich, im Ausland BAföG zu erhalten, obwohl man im Inland keines erhalten würde. Ist man außerdem ERASMUS- Student, so entfallen die Studiengebühren.
Zum anderen lohnt sich das Suchen nach Stipendien, insbesondere beim Deutschen Akademischen Auslandsdienst DAAD. So vergibt dieser beispielsweise beim „Go West“- Programm Sommerschulen für Deutsche in Estland, aber auch für Studierende und Doktoranden findet sich etwas.
Außerdem- sehr sympathisch- bietet sogar Estland selbst Stipendien für ausländische Studierende an. Die Bewerbungsphase findet immer von 01.04 bis 01.05 statt, und man muss neben einem Motivationsschreiben auch Empfehlungsschreiben der Heimatuniversität sowie der Gastuniversität vorweisen. Der gewährte Zuschuss beläuft sich auf 350€ im Monat.
Eine Besonderheit hier: der estnische Studentenausweis gilt auch als vorübergehende Staatsbürgerschaft in Estland. Deswegen ist es ausländischen Studierenden fast ohne Probleme möglich, zu arbeiten. Aber: auch wenn viele hier Englisch können; Estnisch-Kenntnisse sind bei der Jobsuche von großem Vorteil.
Studentisches Leben und Freizeit in Estland
Doch genug mit Formalitäten, auch die Freizeit während deines Auslandstudiums in Estland soll nicht zu kurz kommen! Ob man Esten nun nachsagt, dass sie etwas kühl und verschlossen wären, oder dass sie nun doch gastfreundlich und feierlaunig wären, langweilig wird es hier nicht so schnell werden.
Die Hauptstadt Tallinn mit seinen knapp 500.000 Einwohnern, ist eine wachsende und lebhafte Metropole. Alternativkultur trifft hier auf ein pulsierendes Nachtleben, Zeugnisse der sowjetischen und sozialistischen Vergangenheit auf Moderne und eine boomende Wirtschaft. Tatsächlich wird dem Internetnetz hier nachgesagt, eines der besten der Welt zu sein, außerdem gibt es fast überall kostenloses WLAN. Wenn das mal nicht für Estland spricht!
Die kleine Stadt Tartu punktet vor allem durch ihre hohe Studentendichte und rege Kneipenlandschaft. Da kann es schon einmal passieren, dass man sich statt der Vorlesung von Kneipentour zu Kneipentour hangelt, oder dass ein ERASMUS- Student seinen Aufenthalt doch verlängern muss, weil es ihm ein bisschen zu gut gefällt in dieser reizenden Stadt.
Auch die Natur hat einiges zu bieten. Tallinn grenzt an die Ostsee, und es sind dort mehr als 1.500 Inseln mit teils unberührter Natur zu finden. Angeblich findet sich an der Ostseeküste auch eine rege Surferszene.
Große Teile des dünn besiedelten Landes sind mit einer weiten Wald- und Seenlandschaft entdeckt, die gerade im Sommer zum Wandern einladen. Wem Estland zu klein wird, der kann die angrenzenden Baltikum-Staaten Lettland und Litauen besuchen oder einen Abstecher nach Hellsinki wagen, das eine 2-stündige Bootsfahrt von Tallinn entfernt liegt. Auch St. Petersburg ist schnell erreicht, aber Vorsicht, um nach Russland zu gelangen, wird ein Visum benötigt.
Fazit Estland, der kleine Staat im Baltikum, bietet renommierte Studiengänge, eine hohe Lebensqualität und eine spannende Kulturlandschaft. Studieren kann man in den Städten Tallinn und Tartu. Auch wenn die Studiengebühren teilweise hoch ausfallen, als ERASMUS-Student oder mit Hilfe eines Stipendiums kann man sich seinen Aufenthalt hier gut finanzieren. Die Einstiegshürden sind oft niedriger als in Deutschland. Mit Englisch als Zweitsprache kann man viele Studiengänge absolvieren, Estnisch muss nicht zwingend beherrscht werden. Studieren in Estland ist also eine gute Alternative zu den sonst üblichen ERASMUS-Ländern.
Bildquellen
Titelbild: Vielen Dank an idefixgallier für das Bild (©idefixgallier/www.pixabay.com).
Fließtext: Vielen Dank an HenryMurumaa für das Bild (@HenryMurumaa/www.pixabay.com).
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