Das Hochschulsystem in China
Mit mehr als 1,3 Milliarden Einwohnern ist China noch immer das bevölkerungsreichste Land der Erde. Es ist ganz logisch, dass auch die Zahl der Hochschulen und der Studierenden ungleich höher ist als bei uns: Ungefähr 25 Millionen Menschen studieren in China an über 2.000 Hochschulen.
Diese Größendimensionen erfordern einen höchst komplexen Verwaltungsapparat. Grundsätzlich werden die Hochschulen deswegen vorwiegend zentralistisch verwaltet. Dank der Internationalisierung setzten sich aber zunehmend autonome Organisationsformen durch.
Abhängig von Ort und Forschungsschwerpunkt unterscheiden sich die Hochschulen stark voneinander. Mithilfe diverser Hochschullisten oder Hochschulrankings ist aber ein Vergleich möglich. Generell kann man sagen, dass die Hochschulen an den Küstenregionen typischerweise die besten des Landes sind. Dazu zählen zum Beispiel:
• Tsinghua-Universität, Peking
• Peking-Universität
• Fudan- Universität, Shanghai
• Jia Tong Universität, Shanghai
• Zhejiang-Universität, Hangzhou
• Chin. Universität für Wissenschaft und Technik, Hefei
• Nankai-Universität, Tianjin
Im Hinblick auf das chinesische Bildungssystem unterscheidet sich das System gar nicht so sehr vom europäischen: Es gibt Universitäten, Fachhochschulen und private Hochschulen. Dabei beschränken sich die meisten auf ein Spezialgebiet und bieten damit nur ein begrenztes Fächerspektrum an.
Neben Universitäten für Naturwissenschaften, Technologie, Pädagogik, Medizin, Wirtschaftswissenschaften und Landwirtschaft gibt es ca. 80 Volluniversitäten, die ein breites Studienangebot besitzen. Die Spezialisierung lässt sich auf die Provinzregionen zurückführen. Denn je nach Region werden die Fächerangebote nach Bedarf entsprechend angepasst. Aufgrund der hohen Nachfrage nach Studienplätzen wurden weitere 10 staatlich anerkannte private Hochschulen eingerichtet.
Bei dem Studienverlauf gibt es ähnliche Parallelen: Das Wintersemester läuft von September bis Februar, das Sommersemester von Februar bis Juli. Auch in China setzt man auf das Bachelor- und Mastersystem, allerdings dauert das Studium länger. Der Bachelor umfasst 8 Semester, im Master sind es 4 bis 6.
Ist die Systematik noch ähnlich zur deutschen, gestaltet sich ein Studium inhaltlich doch sehr gewöhnungsbedürftig für deutsche Studenten. Wer denkt, dass der Bachelor bei uns verschult ist, wird von chinesischen Lehrveranstaltungen überrascht werden. Das Studium läuft dort fast komplett über Frontalunterricht mittels Vorlesungen. Seminare oder Übungen sind selten.
Darüber hinaus gibt es nicht nur am Semesterende Klausuren, sondern regelmäßige Tests und in den meisten Fällen Anwesenheitspflicht. Im Zusammenhang familiärer Abhängigkeit ist es kein Wunder, dass viele chinesische Studierende unter hohem Leistungsdruck leiden. Wer das Studieren in China ernst nimmt, sollte darauf Acht geben, dass die Anforderungen an einen Studenten mitunter sehr hoch sein können.
Hinweis: Ein Studium in China ist für Ausländer nicht bedingungslos an jeder Hochschule möglich. An sogenannten Schlüsselhochschulen wird die Leitung direkt vom chinesischen Bildungsministerium übernommen. An diesen Hochschulen sind deine Chancen am höchsten einen Studienplatz zu ergattern.
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Voraussetzungen und Bewerbungskriterien für ein Studium in China
Die Nachfrage nach Studienplätzen ist hoch. Von 1.000 Bewerbungen erhalten im Durchschnitt gerade einmal 2 den gewünschten Studienplatz. Ein Verhältnis, welches im deutschen Vergleich unmöglich hoch erscheint. Währenddessen haben ausländische Studierende eine höhere Chance aufgenommen zu werden. Ohne entsprechende Vorleistungen kann es aber schwierig werden.
Der Bewerbungsprozess schließt ein, dass die Bewerbung direkt bei der Hochschule erfolgt, sofern man kein Stipendiat ist, der einen Studienplatz bereits erhalten hat. Die Anträge können sich stark von Universität zu Universität unterscheiden. Informiere dich deswegen über das Bewerbungsverfahren deiner jeweiligen Hochschule.
Üblicherweise geht kein Schritt an dem Abitur vorbei, wenn du in China studieren möchtest. Des Weiteren können Empfehlungsschreiben, Aufnahmetest oder andere Leistungsnachweise abverlangt werden. Der Nachweis, denn du auf jeden Fall erbringen musst, ist der Nachweis über deine Chinesisch Kenntnisse durch ein HSK-Zertifikat, sofern dieses nicht während eines Sprachprogramms im Studium noch erbracht wird.
Ganz wichtig: Innerhalb von einem Tag nach deiner Ankunft musst du dich zusätzlich bei der nächsten Polizeistation registrieren lassen. Neben der obligatorischen Auslandskrankenversicherung solltest du zudem deine Impfungen auf den neuesten Stand bringen. In Verbindung mit den höchst unterschiedlichen klimatischen Bedingungen innerhalb des Landes ergeben sich Bedrohungen, die wir aus dem europäischen Raum überhaupt nicht kennen. In diesem Falle ist es ratsam, frühzeitig den Arzt deines Vertrauens aufzusuchen und dich nach Impfempfehlungen zu erkundigen.
Auf der einen Seite geht es natürlich um deine eigene Gesundheit, auf der anderen muss für einen längeren Aufenthalt von 6 Monaten ein entsprechender Gesundheitstest eingereicht werden. Mit der frühzeitigen Impfung gehst du eventuellen Komplikationen aus dem Weg.
Brauche ich ein Visum in China?
Um in China zu studieren, brauchst du ein Visum. Bei einem Aufenthalt unter 180 Tagen (6 Monate) wird ein X2-Visum benötigt. Dieses Dokument bestätigt den Studienaufenthalt sowie eine einmalige Einreise. Wer sich länger als 6 Monate in China aufhalten möchte, der ist von dem X1-Visum abhängig, das nach 30 Tagen in eine Aufenthaltserlaubnis umgewandelt werden muss. Die Umwandlung geschieht in dem „Entry and Exit Department“ des PSB (Public Security Bureaus). Für die Aufenthaltserlaubnis musst du folgende Dokumente bereithalten:
• Immatrikulationsbescheinigung deiner Chinesischen Hochschule
• Meldebescheinigung
• Gesundheitszeugnis, einschließlich AIDS-Test
• mehrere Passbilder
Legst du dein gesamtes Studium in China ab und spielst mit dem Gedanken gleichzeitig einen Nebenjob auszuüben, dann musst du vor Ort den Antrag für ein Z-Visum stellen. In Ausnahmefällen kann ein Z-Visum auch außerhalb der Landesgrenzen mit Hilfe des Arbeitgebers beantragt werden.
Hinweis: Wurde der Gesundheitstest in Deutschland abgelegt, kann ein weiterer Test in China vonnöten sein, da die Untersuchungen teilweise von den chinesischen Behörden als nicht ausreichend anerkannt werden.
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Wie viel kostet das Studieren in China?
In China gibt es Studiengebühren. Je nach Hochschule, Fachbereich und akademischen Grad musst du mit unterschiedlichen Gebühren rechnen. Zusätzlich bezahlen ausländische Studierende extra Beiträge. Explizit kommst du nicht unter 1.900€ pro Studienjahr. Andere Zwischenwerte bis zu 6.800€ pro Jahr sind nicht unüblich. Unter Umständen fallen sogar noch höhere Beiträge bei privaten Einrichtungen oder englischsprachigen Studiengängen an.
Die Lebenshaltungskosten für ein Studium in China sind dafür im Vergleich zu Westeuropa sehr gering. Mit 400 bis 500 Euro im Monat inklusive Miete kommst du locker hin. Shanghai und Peking können in den „richtigen“ Stadtteilen aber auch etwas teurer werden. Denn auch in China geht die Preisentwicklung kontinuierlich nach oben.
Ein Auslandssemester in China finanzieren
Angesichts der hohen Studiengebühren, Anreisekosten und Ausländerpauschalbeiträge ist ein Studium in China nicht billig. Vor dem Auslandssemester sollte also die Finanzierung gut geregelt sein. Hierbei stehen dir mehrere Möglichkeiten offen.
Auslands-BAföG
Zur Finanzierung des Auslandsstudiums nehmen viele Studierende Auslands-BAföG wahr. Abhängig von den Einkommensverhältnissen deiner Eltern erhältst du einen festen Geldbetrag für dein Studium. Zudem sind Zuschläge für Reisen und die erhöhten Krankenversicherungskosten möglich. Darüber hinaus können die Studiengebühren, die an chinesischen Hochschulen anfallen, teilweise oder voll erstattet werden.
Hochschulkooperationen
Deutschland und China pflegen seit langer Zeit einen aktiven Wirtschafts- sowie Bildungsaustausch. Ein klassisches ERASMUS+ Programm wie im EU-Raum gibt es zwar nicht, jedoch bieten verschiedene Hochschulen Kooperationen mit chinesischen Partnerhochschulen an. Zum Teil wird in Verbindung mit einem Auslandssemester ein Stipendium vergeben, die Studiengebühren erlassen oder kurzzeitige Aufenthalte angeboten. Informiere dich dafür auf den Webseiten deiner Hochschule, ob eine Kooperation möglich ist. Beispiele für Partnerhochschulen sind die FU Berlin, TU Darmstadt, Uni Köln, Uni Bayreuth und die Uni Jena.
Stipendien
Die erste Informationsstelle für ein Auslandsstipendium ist der DAAD. Der Deutsche Akademische Austauschdienst fördert die Ausbildung und das Studium im Ausland. Womöglich ist das passende Stipendium für dich dabei. Eine weitere Förderungsmöglichkeit bietet China selbst. EU-Bürger können sich für die 135 Vollstipendien bewerben, die die Volksrepublik für ein Studium oder den Erwerb der chinesischen Sprache jährlichen vergibt. Die Bewerbung erfolgt über die Botschaftsvertretung Chinas in der Europäischen Union.
Achtung: Denk an die Bewerbungsfristen für ein Stipendium. Bewerbungen beim DAAD für ein Studium in China sind bis spätestens ein Jahr vor Antritt des Auslandsstudiums einzureichen.
Studienkredite
Zu guter Letzt kannst du einen Bildungskredit aufnehmen. In Unterstützung durch staatliche Förderungen bietet z. B. die Studienförderung „Deutsche Bildung“ attraktive Konditionen. Voraussetzungen gibt es keine. Allerdings muss der Betrag anschließend komplett zurückgezahlt werden, was bei den anderen aufgeführten Zahlungshilfen teilweise oder komplett entfallen würde.
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Wohnen in China
Die Mietpreise sind in den großen Studentenmetropolen stärker angezogen. Der Wohnraum in den großen Metropolen ist stark begrenzt und die Zimmer relativ klein. Preislich ist ein Zimmer im Wohnheim immer noch die günstigste Variante. Eine WG ist möglich, aber mitunter steigen dadurch die Wohnkosten immens. Wer eine eigene Wohnung lieber mag, steht vor einem finanziellen und organisatorischen Problem.
Studentenwohnheim
Asiatische Kulturen unterscheiden sich stark von unseren Gesellschaftserwartungen. Die übliche Art zu Leben ist die Unterbringung in kleinen Zimmern innerhalb großer Anlagen, die sich direkt am Campus befinden. Der Campus ist meistens wie eine kleine Stadt aufgebaut: Krankenhäuser, Geschäfte, Restaurants, Unigebäude und Wohnplätze befinden sich alle an einem Ort. Preislich erhält man ein Zimmer für durchschnittlich 200€ bis 260€ pro Monat. Was die Größe oder Einrichtung angeht, unterscheiden sich die Angebote massiv. Die Wohnanlagen können klein und baufällig oder etwa an privaten Universitäten hochmodern und renoviert sein. Wie das Angebot an deiner Austauschuniversität aussieht, findest du teils sporadisch oder detailliert auf den Webseiten der Hochschule.
WG Zimmer
Aufgrund des Platzproblems in den Metropolen Chinas ist es schwierig ein WG-Zimmer zu finden, wenn man nicht durch lokal wohnhafte Bekannte unterstützt wird. Hat man vielleicht schon mit anderen Austauschstudenten Kontakte knüpfen können, ist ein WG-Zimmer nicht ausgeschlossen. In Peking und Shanghai werden monatliche Kosten von 450€ bis 500€ fällig. Dieser Wert ist für China relativ hoch. Im Kern des Landes bezahlt man durchaus weniger.
Eigene Wohnung
Die Wohnungssuche auf eigene Faust kann zu einer großen Herausforderung werden. Auch wenn du die Sprachbarriere überwunden hast, sind Wohnungen sehr knapp bemessen. Als Austauschstudent erhältst du in den seltensten Fällen ein eigenes Apartment. Falls doch, musst du mit hohen Kosten rechnen. Ausländische Studierende werden durch ihr unsicheres Auftreten oder anderes Aussehen als naiv angesehen. Deine Unsicherheit musst du dann teuer bezahlen. Lieber nimmst du die Angebote deiner Universität wahr oder fragst nach entsprechenden Empfehlungen.
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Anerkennung des China Studiums in Deutschland
Im Jahr 2004 trat das Deutsch-Chinesische Äquivalenzabkommen in Kraft. Die Anerkennung der Studienleistungen wurde dadurch vereinfacht. Generell ist die Anerkennung von Leistungen heute problemlos möglich. Wer einen Bachelor in China absolviert, kann in Deutschland mit einem Master fortsetzen.
Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel. Kontaktiere vorab das Auslandsamt deiner Hochschule in Deutschland, wenn du ein Auslandsemester einlegen möchtest.
Studieren in China auf Englisch?
Mit der Internationalisierung der chinesischen Hochschulen ist in den letzten Jahren die Anzahl der ausländischen Studierenden stark angestiegen, worauf eine erhöhte Nachfrage nach englischsprachigen Studiengängen gefolgt ist.
Heute werden mehr und mehr englischsprachige Vorlesungen und sogar teilweise komplett englische Studiengänge angeboten. In täglichen Situationen wirst du ohne Chinesisch aber nicht weit kommen. Die Mehrheit spricht, wenn überhaupt, nur gebrochen Englisch. Deswegen solltest du vorab dennoch einen Chinesisch-Sprachkurs absolvieren und im besten Fall auch im Land selbst weiterhin regelmäßig an den Kursen teilnehmen. Demgegenüber zahlst du außerdem höhere Studiengebühren.
Fazit:
Nach China geht man nicht, um vor dem NC zu flüchten oder Studiengebühren zu sparen. Ein Auslandsstudium in China ist ein Abenteuer, eine Herausforderung. Und es ist eine absolute Referenz für den späteren Job. China ist eine Wirtschaftsmacht, kaum ein großes Unternehmen hat nicht wenigstens ein Werk oder eine Partnerfirma in der Volksrepublik. Wer mit einem Studium in China und entsprechenden Sprachkenntnissen glänzen kann, der hat einen riesigen Vorteil gegenüber der Konkurrenz.
Bildquelle: Vielen Dank an sussitz für das Bild (© sussitz / pixelio.de).
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