Erasmus+: Internationalisierung des Studiums

Erasmus+: Internationalisierung des Studiums
Erasmus, so lautet der Name des EU-Programms für Jugend, Bildung und Sport. Ins Leben gerufen wurde Erasmus bereits 1987. Seitdem hält die Europäische Union an ihrem Programm zur Förderung der Internationen Zusammenarbeit fest und hat im November 2013 die Aufstockung bis ins Jahr 2020 beschlossen. Das Nachfolgeprogramm trägt den Titel Erasmus+.

Was ist das Erasmus+ Programm?


Das Erasmus+ Programm ist für die Jahre 2014-2020 ausgelegt und dient im Kern dem internationalen Austausch von Jugendlichen und der Förderung von Auslandsstudiengängen. Allein im Jahr 2017 stellte die EU dafür fast 109 Millionen Euro zur Verfügung. Seit seiner Entstehung vor über 30 Jahren ist Erasmus ein Erfolgsprojekt. Nahmen im Entstehungsjahr 1987 keine 700 Stipendiaten die Möglichkeit eines geförderten Auslandsaufenthaltes wahr, waren es im Jahr 2014/2015 mehr als 30.000. Mittlerweile sind 33 Staaten Teil des Programms.

Welche Ziele werden mit dem Erasmus+ Programm verfolgt?


Wie schon erwähnt, beruht das Hauptziel von Erasmus+ auf dem Austausch von Studenten zwischen den teilnehmenden Ländern – innerhalb und außerhalb der EU. Ohne Frage ist dies für die Austauschstudenten selbst ein enormer Gewinn. Durch einen längeren Aufenthalt im Ausland verbessern sich die Karrierechancen merklich, da gute Sprachkenntnisse in Wort und Schrift im Berufsalltag immer mehr gefragt sind. Persönlich kann sich eine Auslandserfahrung aber auch über alle Maßen lohnen, schließlich gewährt sie Einblick in fremde Sitten und Kulturen sowie eine ganze Reihe von unvergesslichen Erlebnissen!

Doch auch auf Seiten der teilnehmenden Länder und Hochschulen lohnt sich das Engagement mit Erasmus+. Das Erasmus+ Stipendium soll vor allem die Arbeitslosigkeit im internationalen Raum bekämpfen und die Europäische Union als Standort für Wissenschaft und Lehre attraktiver machen. Programmländer sollen allgemeine und berufliche Bildung von Talenten unterstützen und schließlich selbst von deren Entwicklung profitieren.

Möglichkeiten, die Erasmus+ bietet


Erasmus+ bietet nicht nur für Studenten die Möglichkeit einer Auslandserfahrung. Wer alles von einem Stipendium mit Erasmus+ profitieren kann und welche Angebote es gibt, zeigen wir dir hier.

Erasmus Auslandsstudium


Kernkompetenz des Programms für Jugend, Bildung und Sport ist nach wie vor das Angebot von Auslandsstudiengängen. Zu keinem anderen Zeitpunkt im Leben eines jungen Menschen macht es mehr Sinn, ins Ausland zu gehen, als in der Studienzeit. Durch Erasmus+ ergeben sich für Studenten diverse Vorteile. So zahlt der Student während seines Aufenthaltes im Gastland keine Studiengebühren für den Besuch einer Bildungseinrichtung. Stattdessen erhalten Stipendiaten sogar eine monatliche Förderung. Eine EU-Kommission hat die Programmländer dazu in drei Förderungsgruppen eingeteilt.

Die Höhe der Förderung richtet sich dabei jeweils nach den Lebenshaltungskosten.

Die monatlichen Fördergelder belaufen sich auf:

1. Ländergruppe 1: 315,00 EUR/Monat
- Dänemark, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Liechtenstein, Norwegen, Österreich, Schweden, Vereinigtes Königreich

2. Ländergruppe 2: 255,00 EUR/Monat
- Belgien, Deutschland (ausgeschlossen, wenn entsendendes Land), Griechenland, Island, Kroatien, Niederlande, Luxemburg, Portugal, Slowenien, Spanien, Tschechien, Türkei, Zypern

3. Ländergruppe 3: 195,00 EUR/Monat
- Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Malta, FYR Mazedonien, Polen, Rumänien, Slowakei, Ungarn

Die Dauer eines Auslandsstudiums mit Erasmus+ beträgt zwischen zwei und zwölf Monaten. Theoretisch ist es also möglich, bis zu zwei Semester im Ausland zu absolvieren.

Die im Gastgeberland erbrachten Leistungen werden international anerkannt. In jedem der einzelnen Studienzyklen (Bachelor, Master und Doktorat) ist eine Förderung möglich. Wer gerne sein gesamtes Master-Studium im Europäischen Ausland absolvieren möchte, der erhält seit Mitte 2015 auch Zugang zu einem zinsgünstigen Bankdarlehen. In Spanien, Frankreich und Großbritannien ist dieser Service inzwischen möglich.

Erasmus Auslandspraktika


Seit dem akademischen Kalenderjahr 2007/08 fördert das Erasmus+ Programm auch studentische Praktika. Auch hier sind die 28 Programmländer innerhalb der EU in drei Förderungsgruppen eingeteilt.

Die monatlichen Fördergelder belaufen sich auf:

4. Ländergruppe 1: 430,00 EUR/Monat
- Dänemark, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Liechtenstein, Norwegen, Österreich, Schweden, Vereinigtes Königreich

5. Ländergruppe 2: 380,00 EUR/Monat
- Belgien, Deutschland (ausgeschlossen, wenn entsendendes Land), Griechenland, Island, Kroatien, Niederlande, Luxemburg, Portugal, Slowenien, Spanien, Tschechien, Türkei, Zypern

6. Ländergruppe 3: 330,00 EUR/Monat
- Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Malta, FYR Mazedonien, Polen, Rumänien, Slowakei, Ungarn

Ähnlich wie beim Auslandsstudium gilt auch für studentische Praktika im Ausland eine Dauer zwischen zwei und zwölf Monaten.

Zu beachten ist außerdem, dass eine Gasthochschule in dem Land, in dem das Praktikum absolviert werden soll, den Aufenthalt für das Praktikum bescheinigen muss. Es können zudem keine Praktika in EU-Institutionen oder Organisationen, die EU-Angelegenheiten regeln, absolviert werden.

Erasmus Lehrangebote


Mit Erasmus+ fördert die EU auch Professuren und Dozenturen im Ausland. Diese Möglichkeit soll natürlich besonders Professoren und Dozenten, aber auch wissenschaftliche Mitarbeiter und Doktoranten, die in der Lehre tätig sind, ansprechen. Die EU-Kommission erhofft sich dadurch eine Ergänzung des Lehrangebotes und zusätzliches Fachwissen für diejenigen, die nicht im Ausland studieren können oder wollen. Das Angebot soll somit für Lernende und Lehrende, die ihren Horizont durch einen Aufenthalt im Ausland erweitern, gleichermaßen ein Gewinn sein.

Im Gegensatz zu Studiengängen und studentischen Praktika kann die Förderung auch kurzfristiger Natur sein. Sie beläuft sich auf eine Dauer zwischen 2 und 60 Tagen.

Die Höhe finanziellen Zuschüsse richtet sich wieder nach den Lebenshaltungskosten des Programmlandes und ist wie folgt gegliedert:

1. Gruppe 1: 160 Euro am Tag für Dänemark, Großbritannien, Irland, Niederlande, Schweden

2. Gruppe 2: 140 Euro am Tag für Belgien, Bulgarien, Finnland, Frankreich, Griechenland, Island, Italien, Liechtenstein, Luxemburg, Norwegen, Österreich, Polen, Rumänien, Tschechische Republik, Türkei, Ungarn, Zypern

3. Gruppe 3: 120 Euro am Tag für Deutschland (Incomer), Lettland, Malta, ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien, Portugal, Slowakei, Spanien

4. Gruppe 4: 100 Euro am Tag für Estland, Kroatien, Litauen, Slowenien

Erasmus Fortbildung im Ausland


Da Auslandserfahrungen eine immer größere Rolle im Berufsleben spielen, fördert Erasmus+ auch Auslandsaufenthalte zu beruflichen Aus- und Fortbildungszwecken. Dieses Angebot soll sich vor allem an Auszubildende, Berufs- oder Fachschüler und Personen in Weiterbildungsgängen (z.B. zum Meister) richten.

Gefördert werden unter anderem: Hospitationen, Workshops, Seminare oder die Teilnahme an Sprachkursen. Die Förderung beläuft sich, wie bei Lehrangeboten, auf eine Dauer zwischen 2 und 60 Tagen. Die tägliche Förderung kann genauso je Programmland zwischen 100 – 160 Euro pro Tag schwanken.

Welche Voraussetzungen gelten bei Erasmus+?


Euch sagt das Erasmus+ Stipendium zu und ihr wollt selbst von dem Programm profitieren? Dann solltet ihr über folgende Voraussetzungen verfügen:

• Einen Europäischen Pass oder eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland, einem anderen EU- oder Partnerstaat

• Die Immatrikulation an einer deutschen Hochschule

• Fundierte Sprachkenntnisse in der Amtssprache eures gewünschten Gastgeberlandes

• Es sollte mindestens das erste Studienjahr absolviert sein

• Im Falle eines Auslandssemesters musst du zudem bereit sein, eine Mindestanzahl an ETCS-Punkte an der Gasthochschule zu erbringen. Wie viele das genau sind, hängt von deinem Studiengang ab.

Erasmus+ und BAföG


Du beziehst BAföG und stellst dir die Frage, ob du zusätzlich noch von einem Erasmus+ Stipendium profitieren kannst? Um es kurz zu beantworten: Ja! Unabhängig davon, ob du bereits durch ein Schüler-BAföG, ein elternunabhängiges oder ein Studenten-BAföG gefördert wirst, kannst du zusätzlich noch Bezüge aus Erasmus+ erhalten.

Wenn du bisher kein BAföG beantragt hast und mit dem Gedanken spielst, ein Auslandssemester zu absolvieren, solltest du deinen BAföG-Anspruch prüfen. Vielleicht erwarten dich im Ausland ja gesteigerte Lebenshaltungskosten oder Mieten. Außerdem willst du sicher etwas von deinem Gastland sehen, es werden also Reisekosten anfallen. BAföG kann in beiden Fällen eine Hilfe sein!

Derzeit sind bis zu 300€ monatlich des Erasmus+ Programms auf BAföG anrechnungsfrei. Solltest du den BAföG-Höchstsatz von 735€ im Monat erhalten, stehen dir in Summe also bis zu 1035€ zur Verfügung.

Tipps für den Erasmus+-Antrag und das Motivationsschreiben


Leider können noch immer nicht alle Interessenten durch Erasmus+ gefördert werden. Ein guter Notenschnitt und ein überzeugendes Motivationsschreiben sind daher die wichtigsten Voraussetzungen, damit du zu den Glücklichen gehörst. Damit dein Antrag ein Erfolg wird, findest du im Folgenden ein paar nützliche Tipps.

Der frühe Vogel …


Je früher du dir über deinen Auslandsaufenthalt Gedanken machst, desto besser. Deine Bewerbung solltest du am besten im selben Zug planen. Informiere dich rechtzeitig über Bewerbungsfristen an deiner Hochschule. Die Informationsveranstaltungen finden meist im Wintersemester statt.

Plan B


Jedes Teilnehmerland verfügt nur über ein begrenztes Kontingent an Studienplätzen aus dem Ausland. Deine bisherigen Leistungen im Studium entscheiden oftmals darüber, ob du am Ende auch in deinem Wunschland studierst. Für den Fall der Fälle solltest du dir am besten noch einen „Plan B“ überlegen.

Information ist alles


Deine Bewerbung sollte neben dem Motivationsschreiben alle notwendigen Zeugnisse und Nachweise enthalten. Dazu zählen Leistungsnachweise deines bisherigen Studiums ebenso wie Belege deiner Sprachkenntnisse. Ist die Amtssprache deines Wunschlandes zufällig Englisch, Spanisch oder Französisch, kann schon dein Abiturzeugnis ein ausreichender Beleg sein.

Neben den Zeugnissen ist ein lückenloser, tabellarischer Lebenslauf Pflicht. Solltest du in Erwägung ziehen, Erasmus+ für dein Masterstudium zu nutzen, sollte dein Bachelor-Zeugnis ebenfalls in die Bewerbung. Sofern du in irgendeiner Form in studentischen Gremien oder gemeinnützigen Vereinen tätig bist, solltest du dir auch das bescheinigen lassen und deiner Bewerbung anfügen.

Wichtiger Hinweis!


Erst nach Annahme deines Antrages wählst du die Kurse, die du an der Erasmus-Uni belegen willst. Du solltest dich allerdings darüber informieren, ob deine Heimat-Uni diese auch an dein Studium anrechnet.

Das Entscheidendste zum Schluss


Kommen wir nun zum schwierigsten Teil: dem Motivationsschreiben. Wildfremde Menschen auf nur einer DIN-A4-Seite von sich zu überzeugen, kann eine echte Hürde sein – du kennst das Problem vielleicht schon zu Genüge von Bewerbungsanschreiben. Vielleicht kannst du dir über Bekannte, deine Hochschule oder das Internet ein Muster für dein Schreiben besorgen. Für einen ersten Impuls und einen groben Überblick in Sachen Aufbau und Struktur kann dies eine enorme Hilfe sein.

In jedem Fall solltest du auf einen angemessenen Aufbau deines Motivationsschreibens achten. Dazu zählt ein Briefkopf mit Adresszeile und Anrede. Überlege dir eine knackige Überschrift, die deine Motivation möglichst schon in der ersten Zeile zum Ausdruck bringt.

Hervorheben solltest du vor allem das Interesse an fremden Sprachen, Ländern und Kulturen. Da du dich für das Erasmus+ Programm interessierst, geht man davon aus, dass du solch ein Interesse auch besitzt!

Da deine Wunsch-Hochschule wohl auch deine beruflichen Kompetenzen fördert, bringst du am besten auch diesen Punkt in deinem Motivationsschreiben zum Ausdruck. Neben fachlichen Kompetenzen wirkt sich ein Studium oder Praktikum im Ausland sicher auch positiv auf deine persönliche Entwicklung aus. Dies sollte ebenfalls zur Geltung kommen.

Lass dein fertiges Motivationsschreiben von Freunden oder Verwandten noch einmal gegenlesen, ehe du es zusammen mit der restlichen Bewerbung versendest. Höchst motivierte Studenten vermeiden Rechtschreibfehler!

Bildquelle: Vielen Dank an PublicDomainPictures für das Bild (© PublicDomainPictures/www.pixabay.de).

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